Schweizerische Nationalbank SNB-Chef sieht Freibetrag als Politik-Instrument

„Gegenwärtig gibt es keinen Plan, die Freibetragsgrenze zu ändern“, sagt SNB-Chef Thomas Jordan. „Wie ich bereits zuvor gesagt habe, könnte dies potenziell auch ein geldpolitisches Instrument sein.“
Frankfurt Die Schweizerische Nationalbank könnte den Spielraum, den sie Banken bei ihrem negativen Einlagensatz gewährt, reduzieren, um zu verhindern, dass ein bereits erheblich überbewerteter Franken weiter steigt, sagte SNB-Präsident Thomas Jordan.
Dennoch sei die Senkung des Freibetrages, der derzeit beim 20-Fachen der Mindestreserven eines Institutes liegt, kein unmittelbar bevorstehender Schritt, sagte Jordan am Samstag in einem Interview mit Bloomberg Television in Washington, wo er an der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank teilnahm. Das wäre trotz der zunehmenden geldpolitischen Stimuli der Europäischen Zentralbank im benachbarten Euroraum.
„Gegenwärtig gibt es keinen Plan, die Freibetragsgrenze zu ändern“, sagte Jordan. „Wie ich bereits zuvor gesagt habe, könnte dies potenziell auch ein geldpolitisches Instrument sein“, sagte er und bekräftigte Äußerungen, die er in diesem Jahr bereits in einem Interview in Shanghai gemacht hatte.
Das neu ausgeweitete EZB-Bondkaufprogramm erhöht die Liquidität im Euroraum, die den Euro gegenüber dem als sicherer Hafen geltenden Franken nach unten treiben könnte. Ökonomen fragen sich nun, ob die SNB-Währungshüter auf ihre bestehenden Instrumente eines negativen Satzes auf Sichteinlagen von 75 Basispunkten aufbauen können und einer Zusicherung, an den Devisenmärkten zu intervenieren, ohne dem Finanzsystem unbeabsichtigten Schaden zuzufügen.
Jordan sagte, dass er zwar glaube, dass die Banken mit sogar noch tieferen Zinsen zurecht kommen können, aber „offensichtlich müssen wir das genau analysieren und sehen, unter welchen Umständen wir in dem Fall auch Anpassungen an das System machen können.“
Bei dem gegenwärtigen Freibetrag sind 73 Prozent der Sichteinlagen inländischer Banken von dem Negativzins ausgenommen, zeigen Berechnungen von Credit Suisse Group AG.
Jordan räumte ein, dass die Negativzinsen den Lebensversicherern und Pensionsfonds „viele, viele Probleme“ bereiten, sagte jedoch, dass das Phänomen nicht auf die Schweiz begrenzt sei.
„Das sind globale Rahmenbedingen“, es sei ein Thema im Euroraum, in den USA, aber auch in Japan, erklärte er. In der Schweiz komme das Bankensystem bisher recht gut mit den Negativzinsen zurecht, fügte er hinzu.
Seit die SNB die Franken-Deckelung Anfang 2015 aufgegeben hat, verlässt sie sich auf eine Zwei-Säulen-Strategie, bestehend aus Negativzinsen sowie der Zusicherung auf Interventionen zurückzugreifen. Damit will sie eine Währung in Schach halten, die in Krisenzeiten als sicherer Hafen für Anleger dient.
Zwar hat sich der Franken seit Jahresbeginn um 0,3 Prozent zum Euro abgeschwächt und notiert derzeit bei 1,09139 notiert. Er liegt aber weiterhin über der Marke von 1,20 Franken je Euro, die die SNB zwischen 2011 und Anfang letzten Jahres verteidigte.