Statistisches Bundesamt Export-Dämpfer für deutsche Wirtschaft – Rückgang von zwei Prozent

Die Auswirkungen des Coronavirus dürften die schwierige Situation des deutschen Außenhandels noch verschärfen.
Wiesbaden Deutschlands Außenhandel ist mit einem deutlichen Dämpfer in das laufende Jahr gestartet. Im Januar und damit noch vor der großen Coronavirus-Krise lieferten die Unternehmen Waren „made in Germany“ im Gesamtwert von 106,5 Milliarden Euro ins Ausland.
Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes waren das 2,1 Prozent weniger als im Januar 2019. Auch die Einfuhren nach Deutschland gingen im Jahresvergleich um 1,8 Prozent auf 92,7 Milliarden Euro zurück, wie die Statistikbehörde am Montag berichtete. Von Dezember auf Januar stagnierten die Exporte, die Importe legten um 0,5 Prozent zu.
Konkrete Folgen der Corona-Epidemie konnten die Statistiker in den Januar-Zahlen nicht nachweisen. Der Handel mit China ging zum Jahresauftakt zwar deutlich zurück: Die Exporte sanken in der Jahresfrist um 6,5 Prozent und die Importe lagen um 0,5 Prozent unter dem Vorjahreswert. Es ließen sich daraus aber noch keine direkten Folgen des Coronavirus erkennen, erklärte die Behörde.
Der Außenhandelsverband BGA forderte in einer ersten Reaktion politische Unterstützung ein. Präsident Holger Bingmann begrüßte in diesem Zusammenhang die Beschlüsse des Berliner Koalitionsausschusses und warnte gleichzeitig vor Panik, mit der niemandem geholfen sei. Bislang hätten die Unternehmen die zahlreichen Probleme der Weltwirtschaft mit Mühe meistern können. „Mit dem Coronavirus ist ein zusätzlicher Faktor ins Spiel gekommen, der die Weltwirtschaft deutlich belasten wird.“
Experten erwarten allerdings, dass die künftigen Konjunkturdaten schlechter ausfallen werden. „Je weiter wir aber in das erste Quartal vordringen, desto stärker werden alle positiven Entwicklungen gegenüber den Belastungen durch Corona in den Hintergrund treten“, sagte DekaBank-Volkswirt Andreas Scheuerle.
„Bereits in den Februar-Zahlen dürfte die Ausbreitung des Virus ihre Spuren hinterlassen“, sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. „Dies gilt nicht nur für die Industrie, die zunehmend unter einer schwächeren Nachfrage aus Asien und fehlenden Vorprodukten leiden wird.“ Es mehrten sich zudem die Anzeichen, dass auch die Dienstleister mehr und mehr leiden - etwa Hoteliers, Gastronomen und Messebauer. Solveen rechnet deshalb damit, dass die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal „leicht schrumpfen wird“.
Wie es danach weitergeht, hängt für die exportabhängige deutsche Wirtschaft vor allem von der Weltkonjunktur ab. Hier sieht es derzeit nicht gut aus: Die Investment-Beratungsfirma Sentix meldete einen bislang beispiellosen Einbruch ihres Barometers innerhalb eines Monats in allen Weltregionen.
Der globale Konjunktur-Gesamtindex fiel im März von plus 8,1 Zählern auf minus 12 Punkte. Nie zuvor sei ein so starker synchronisierter Einbruch der Welt-Konjunktur in den Sentix-Daten messbar gewesen, so Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner.
Das Jahr 2019 hatte die deutsche Exportwirtschaft trotz der Abkühlung der Weltwirtschaft und globalen Handelskonflikten mit einem Rekord abgeschlossen: Die Warenausfuhr war auf 1327,6 Milliarden Euro gestiegen. Trotz eines Rückgangs um 3,2 Prozent blieben Kraftwagen und -teile das wichtigste Exportgut. Große Außenhandelsüberschüsse wurden auch mit Maschinen und Chemieprodukten erzielt. Negativ fiel die Außenhandelsbilanz bei Erdöl und Erdgas sowie bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus.
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