Aktuell steht der Leitzins der EZB bei einem Prozent. Die Notenbank kann natürlich jederzeit an dieser in normalen Zeiten wichtigsten Stellschraube drehen. Es wäre ein historischer Schritt: Noch nie seit Bestehen der Währungsunion lag der Schlüsselzins für die Versorgung des Finanzsystems mit frischer Liquidität niedriger. Allerdings nimmt der Spielraum der EZB mit jeder weiteren Leitzinssenkung ab - schließlich rückt damit die Nulllinie unausweichlich immer näher. Fachleute erwarten, dass die Zentralbank mit weiteren Zinssenkungen so lange wartet wie nur möglich, um für den Fall echter Verwerfungen an den Finanzmärkten, wie sie etwa bei einem Austritt der Griechen aus der Euro-Zone drohen würden, noch Munition zu haben.
Um den Geldmarkt wiederzubeleben und die Banken zu ermuntern mehr Geld in den Wirtschaftskreislauf zu geben, könnte die EZB den so genannten Einlagezinssatz auf null Prozent kappen. Dieser Zins liegt aktuell bei 0,25 Prozent. Das bedeutet, dass Banken, die keiner anderen Bank mehr trauen, immerhin noch ein paar Euro dafür bekommen, wenn sie überschüssige Liquidität bei der EZB parken. Bei einem Einlagezinssatz von einem Prozent entfiele der Anreiz dies zu tun. Doch ob die Banken der EZB den Gefallen tun oder das Geld dann lieber horten, ist fraglich. Aktuell parken sie jedenfalls knapp 800 Milliarden Euro in Frankfurt.
Im Dezember und im Februar ist es der EZB gelungen, mit zwei jeweils drei Jahre laufenden Refinanzierungsgeschäften die Gemüter der Banker wenigstens für eine Zeit lang zu beruhigen. Damals sicherten sich die Geldhäuser insgesamt rund eine Billion Euro bei der Zentralbank zum Billigtarif von nur einem Prozent. Einige Experten glauben, dass weitere langlaufende Geschäfte dieser Art das durch die Unsicherheit über die Zukunft der Euro-Zone untergrabene Vertrauen wieder zurückbringen könnten. Die Banken, die sich um den Jahreswechsel bei der EZB bedient haben, sind allerdings ohnehin bis mindestens Ende 2014 abgesichert. Außerdem kann jede Bank darüber hinaus bei ein wöchentlichen Hauptrefinanzierungsgeschäften der Notenbank aus dem Vollen schöpfen.
Diese im Fachjargon Vollzuteilung genannte Freigiebigkeit der Zentralbank dürfte angesichts der nicht enden wollenden Krise noch lange fortbestehen. Es ist nämlich davon auszugehen, dass der EZB-Rat diese formal im Juli auslaufende Politik bis auf weiteres verlängern wird. Damit bleibt es dabei, dass alle solventen Institute in der Euro-Zone immer soviel Liquidität in Frankfurt ordern können, wie sie wollen - vorausgesetzt, sie können im Gegenzug genug Sicherheiten stellen.
Damit diese den Banken nicht ausgehen, kann die EZB weitere Erleichterungen bei den Anforderungen an solche Sicherheiten beschließen. Sie kann dabei auch selektiv nach Ländern vorgehen, um etwa gezielter spanischen Banken zu helfen. Allerdings sind Erleichterungen bei den Sicherheiten immer auch ein Politikum, weil dadurch die Risiken steigen, die die Zentralbank durch die Refinanzierung in ihrer Bilanz ansammelt. Im Fall der Fälle müssten diese von den Steuerzahlern der Mitgliedsländer getragen werden.
Die EZB hat seit Mai 2010 Staatsanleihen hoch verschuldeter Euro-Länder für mehr als 200 Milliarden Euro gekauft. Das im Fachjargon SMP (Securities Markets Programme) genannte Programm ist wegen seiner möglichen Nebenwirkungen in Deutschland und einigen anderen nord- und mitteleuropäischen Ländern umstritten. Es ruht seit drei Monaten, kann allerdings jederzeit wieder vom EZB-Rat in Kraft gesetzt werden. Ob es allerdings noch seine erhofften positiven Wirkungen am Bondmarkt entfalten kann, ist unklar. Wegen der Erfahrungen bei der Umschuldung Griechenlands im Frühjahr dürften wenige private Investoren wie Banken oder Versicherungen der EZB folgen und wieder in den Markt gehen, weil sie fürchten, dass die Zentralbank erneut einen Sonderstatus als Gläubiger durchsetzen könnte, wie sie es im Fall Griechenland getan hat.
Theoretisch kann die EZB neben Staatsanleihen auch alle andere Arten von Wertpapieren kaufen und auf diese Weise Geld schaffen: zum Beispiel Bankschuldverschreibungen, Aktien und Unternehmensanleihen. Während der Ankauf von Bank-Bonds eine durchaus denkbare Möglichkeit wäre, Liquidität bei den Banken zu schaffen, scheinen andere Wege wenig erfolgversprechend. So könnte die EZB wohl schlecht erklären, warum sie etwa Aktien von Banken kauft, nicht aber von Auto- oder Chemiekonzernen. Oder sie setzt sich dem Verdacht aus, der einen Bank mehr Aktien abzukaufen als anderen oder zum Beispiel spanische Institute vor deutschen oder österreichischen Banken zu bevorzugen.
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Lassen wir sie weiterwurschteln. Sie wollen retten-retten-retten. Man könnte es auch ein "Helfersyndrom" nennen.
Aber dahinter stecken ganz gezielte Maßnahmen- die nur einen Ziel dienen. Dieses Ziel ist bald erreicht. So geht für den normalen Betrachter der Wahnsinn weiter, sie werden sich alle eine blutige Nase holen.
@ mazi--
sie treffen genau den Punkt.
Zitat:
Spekulation wäre es gewesen, wenn es Investoren gegeben hätte, die im Vorfeld schon gesagt hätten, Schröder, Fischer, Eichel, Merkel, Schäuble Gabriel, Trittin sind alles kein Banker, die das Thema managen können. Das wird nichts.
Wenn man ehrlich ist, dann muss man erkennen, dass man zu dieser Weissagung auch kein Spekulant sein müsste.
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Richtig!Die Berliner Manschaft merkt entweder nichts- oder - sie machen sich wissentlich zum Komplitzen der Strippenzieher- mit Oberboss im Hintergrund -Goldmann Sachs. Der reibt sich schon die Hände, bei so viel Helfersyndrom.
Sie vergessen Herr Issing aus der Buba der jetzt GS Konsultant für Europa ist oder Papademos-ex Regierungschef von Griechenland,Petros Christodoulou-Chef der Finanzagentur in GR, und ein Paar mehr(Peter Sutherland in Irland).
Das ist scheinbar ein Thema, in dem Sie sich nicht auskennen. Sie sollten sich besser enthalten. Sie argumentieren wie ein Politiker.
Es sollte auch Ihnen bekannt sein, dass Banken in den betroffenen Ländern Kredite ausgeliehen haben. Derartige Risiken bezeichnet man als Länderrisiken, die es abzusichern gilt. Das hat zunächst nichts mit Spekulation zu tun.
Es gibt aber auch die Seite, dass Banken vor Investments in diesen Ländern stehen und deshalb oben bereits genannte Sicherungsgeschäfte jetzt schon eingehen.
Wer will es dessen Banken verwehren, wenn sie aufgrund der sich zuspitzenden Lage, oder nach den Erfahrungen i.S. Griechenland derartiger Investments gänzlich von solchen Überlegungen verabschieden.
Das hat alles nichts mit Spekulation zu tun.
Schauen Sie sich besser die Fakten an. Die Politik hatte entschieden den gemeinsamen Euro zum Jahreswechsel 2001 einzuführen. In der Zeit davor hatte de Deutsche Bundesbank die Stabilität unserer Währung sichergestellt. Fortan hat diese Aufgabe de EZB mit anderen Vorstellungen als die Bundesbank dese Aufgabe übernommen.
Knapp 10 Jahre sind es her und wir bangen wieder um unser erspartes. Wenn es eine Spekulation gegeben hat, dann war es die der Politik, die glaubte, es gäbe Lorbeeren ohne Arbeit zu verteilen.
Wenn dem so ist, dann sind dort auch die Schuldigen zu suchen. Das hat absolut nichts mit Spekulation zu tun. Spekulation wäre es gewesen, wenn es Investoren gegeben hätte, die im Vorfeld schon gesagt hätten, Schröder, Fischer, Eichel, Merkel, Schäuble Gabriel, Trittin sind alles kein Banker, die das Thema managen können. Das wird nichts.
Wenn man ehrlich ist, dann muss man erkennen, dass an zu dieser Weissagung auch kein Spekulant sein müsste.
Wer leitet die EZB? Wo hat Herr Draghi vorher gearbeitet? Richtig, bei der Firma Goldman & Sachs. Da wo Herr Venizelos und Herr Monti, die beide nie gewählt wurden, auch gearbeitet haben. Vergessen in der Sammlung habe ich noch einen Herrn Assmussen aus Deutschland, auch dieser kommt aus diesem Stall. Ein Schelm, der böses dabei denkt.
Natürlich ist es 3 Bill. Das ist der Handelsbaltt oder? Hier sollte man Berichte von Menschen mit Wirtschaftskentniss lesen. Die Bilanzsumme der Banken in der EU ist 31 Bill und die Eurozone macht 76% dieser Bilnaz aus. Als Lehman kollabiert ist, musste die Fed ein Bankensystem von 16-17 Bill auffangen. Wenn man die Zahlen vergleicht wird jedem klar, dass die Billanz der EZB viel größer sein wird als die der Fed sollte in Europa ein Bankenkollaps verhindert werden. Das Bankensystem der EU ist doppelt so groß, wie das der USA. Sollte etwas vergleichbares wie Lehman in Europa passieren muss man ein Rettungspaket erfinden, welches 50% des globalen BIP ausmachen muss-liegt bei ungefähr 60 Bill. Die EU ist der größte Wirtschaftsblock der Welt und trotzdem deckt das ganze BIP Europas nicht mal 60% der Billanz des Bankensektors.Die EU und die Nationalstaaten haben es zugelassen, dass die EU Banken so extrem gigantisch wurden und jetzt zittert die ganze Welt und man wird Berlin und Paris dazu zwingen alles zu unterschreiben und abzusichern, weil die Banken der EU 52% der Kredite auf dem Planeten vergeben und alle BRICS und Entwicklungsländer sonst sofort bei 2% Wachstum landen werden.Merkel wird Rom und Madrid abweisen aber bei der nächten G20 wird sie einknicken, weil Amerika,China,Indien,Russland,etc. schon massiv am 'ausrutschen' sind.
"Dass sie ihnen nun auch in großem Umfang mittelfristige Finanzierung über die Notenbank bereitstellt, hat vor allem den Hintergrund, dass es vielen Banken wegen ihrer angeschlagenen Verfassung immer schwerer fällt, zu vernünftigen Konditionen Mittel am Markt aufzunehmen."
Das ist ja wieder mal eine nette Interpretation... Der Autor hat scheinbar nicht mitbekommen, dass die EUR-Zone und der EUR seit ueber 2 Jahren von Spekulanten angegriffen wird, die sich an der EUR-Krise dumm und daemlich verdienen (z.B. CDS, short-selling von Aktien, Bonds, EUR). Die Rating-Agenturen als deren maechtigste Waffe (neben den Medien) haben im Zuge dieses Waehrungskrieges nicht nur EUR-Laender sondern auch die Banken laufend herabgestuft, um die Krise anzufachen bzw. am laufen zu halten, diese Downgrades fuehrten wiederum zu hoeheren Zinsen. Dazu kamen auch noch diverse Stress-Tests und hoehere EK-Anforderungen (z.B. EBA), die die Banken zwangen, ihre Risiken (d.h. Kredite) zu reduzieren. Weniger und teurere Kredite = weniger Investitionen = weniger Wachstum oder Rezession = Wirtschaftskrise. Dem versucht die EZB mit Recht entgegen zu steuern. Ein positiver Nebeneffekt ist natuerlich auch, dass die Banken mit der zusaetzlichen Liquiditaet auch europ. Bonds kaufen und damit die stark unter Druck stehenden europ. Bondmaerkte entlasten.