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Dan Ariely Der Paradiesvogel der Ökonomie

Der US-Volkswirt Dan Ariely zeigt mit Schock-Experimenten, wann der Verstand aussetzt - und wirbt für sein neues Buch.
  • Christine Mattauch
05.02.2012 - 10:41 Uhr 3 Kommentare
Star Ökonom Dan Ariely mit Spielzeugfiguren, die er in seinen Laborexperimenten benutzt. Quelle: Pressefoto

Star Ökonom Dan Ariely mit Spielzeugfiguren, die er in seinen Laborexperimenten benutzt.

(Foto: Pressefoto)

New York Es ist ein ungewöhnlicher Ort, den der Professor für das Treffen vorschlägt: Ein Spielkasino im New Yorker Stadtteil Queens. Warum ausgerechnet hier? In seiner knappen E-Mail erklärt Dan Ariely das mit keinem einzigen Wort.

Der Wissenschaftler, einer der erfolgreichsten und kreativsten Verhaltensökonomen der Welt, wartet an der Bar, umtost von Big-Band-Musik und dem „Bim-Bam“ der Spielautomaten. Mit Jeans und hellblauer Sportjacke sieht der Professor und Bestsellerautor („Predictably Irrational“, „The Upside of Irrationality“) sehr jung aus, fast wie ein Student. Schnell wird klar, was den 43-Jährigen ins Spielkasino gezogen hat: die Irrationalität der Besucher ist es, die Ariely fasziniert. Hunderte Dollar setzen die Menschen ein, obwohl sie wissen, dass fast immer die Bank gewinnt.

Damit ist Ariely direkt bei seinem Thema: Warum tun Menschen das, was sie tun? Hunderte Experimente hat der Professor der Duke University angestellt, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.

Tabus kennt er dabei kaum. So lud er Studenten zum Masturbieren in sein Experimentallabor - und ließ sie dabei am Computer Fragen beantworten. Zum Beispiel, ob sie ungeschützten Geschlechtsverkehr riskieren würden. Selbst Musterknaben, die die gleichen Fragen zuvor hochmoralisch beantwortet hatten, warfen plötzlich alle Bedenken über Bord. Für Ariely ein Beleg, „dass wir die Wirkung von Leidenschaft auf unser Verhalten systematisch unterschätzen“.

Menschen agieren irrational - und damit ganz anders, als es traditionelle Volkswirte in ihren Modellen unterstellen. Das ist Arielys große These, und Belege dafür meint er überall zu finden. Auch hier im Kasino in Queens, wo die Kasinobesucher längst im Rentenalter sind. Warum ist das so? Vielleicht hätten Ältere ein besseres Gedächtnis für Positives, sinniert Ariely. „Eventuell prägen sich bei ihnen die Gewinne stärker ein als die Verluste?“

Die Wahl seines Fachgebiets hat eine sehr persönliche Vorgeschichte. Als Ariely 18 Jahre alt ist, wird seine Haut bei der Explosion einer Magnesium-Leuchtrakete zu 70 Prozent verbrannt. Jahrelange Krankenhausbehandlungen sind die Folge. Bis heute leidet er unter Schmerzen, etwa wenn er schreibt. Deshalb fallen auch seine E-Mails meist so knapp aus. Während der Behandlungen hat er viel Zeit und beobachtet Pfleger und Ärzte. Oft versteht er ihr Verhalten nicht - ein Thema, das ihn nicht mehr loslässt. Er studiert Psychologie und Ökonomie, seine erste Professorenstelle tritt er am MIT in Boston an.

Vom Veteranen aus dem eigenen Lager hagelt es Kritik
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3 Kommentare zu "Dan Ariely: Der Paradiesvogel der Ökonomie"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Bitte zuerst das Buch lesen, nachdenken, und erst danach kommentieren... Dan Ariely bezieht sich ja nicht auf einzelne Marktteilnehmer, sondern auf die Irrationalität ALLER. Hier lassen sich durchaus Muster erkennen, welche darauf schließen lassen, dass der Mensch weder Nutzen noch Profite noch sonstwas maximiert, sondern sich einfach oft mit suboptimalen Ergebnissen zufriedengibt, wenn das Zufriedenheitsniveau erreicht ist.

  • Niemand stellt in Abrede, dass menschliches Handeln sowohl durch Verstand als auch durch Gefuehl geleitet wird. Bedauerlicherweise wird das irrationale Element im menschlichen Handeln immer wieder als Argument missbraucht um die Marktwirtschaft zu diskreditieren und der staatlichen Regulierung das Wort zu reden. Wenn einzelne Marktteilnehmer irrational handeln hat das Konsequenzen, die sich in der Regel von selbst korrigieren. Wenn die Politik irrationale Beschluesse fasst, kann das eine ganze Nation ins Verderben stuerzen.

    Im uebrigen zeigt das Beispiel mit den Legofiguren, dass Ariely Oekonomie wirklich nicht versteht. Der Mensch ist ein Nutzenmaximierer, kein Geldmaximierer. Wer zusaetzlich zur Bezahlung eine Befriedigung in Form von Anerkennung erfaehrt, handelt rational, wenn er mehr Resourcen fuer die Taetigkeit einsetzt.

  • Ich würde ihn gerne einmal die Geschichte unseres Herrn Wulff analysieren lassen. Diese Idee mit den kleinen Schritten. Die Rolle von Frau Wulff in dieser Geschichte. Ohne Wulff jetzt verteidigen zu wollen: es würde sich herausstellen dass das Verhalten von Wulff sehr weit verbreitet ist in unserer Gesellschaft. Das ist wahrscheinlich auch die Erklärung für die geringe Bissneigung bei seinen Kollegen aus Politik und höheren Kreisen der Gesellschaft. Mit rationalem Verhalten ist das sicher nicht mehr zu erklären.

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