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Ökonom Max Weber Der Wert als Wettbewerbsvorteil

Vor 150 Jahren wurde der große Soziologe und Ökonom Max Weber geboren. Auch wenn seine Zeit lange vorbei ist, bleibt sein Erbe aktuell. Denn noch immer dient er gerne als Vorbild – trotz seiner dunklen Seiten.
21.04.2014 - 09:39 Uhr 1 Kommentar
Max Weber: Eine vielschichtige Persönlichkeit. Quelle: dpa

Max Weber: Eine vielschichtige Persönlichkeit.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Dass Max Weber heute noch immer so oft zitiert wird, liegt vordergründig an den schönen Aphorismen, die von ihm überliefert sind. Zwar neigte der Professor - verkopft wie er war - zu einer schweren, zähen Sprache. Trotzdem gelang es ihm, im richtigen Moment einen rauszuhauen - treffend und scharfzüngig.

Wir Journalisten lieben Webers „Wer Politik betreibt, erstrebt Macht“, mit dem wir die allzu Machtgeilen geißeln. Gerne genommen wird auch Webers Unterscheidung zwischen jenen Politikern, die für die Politik leben und jenen, die von ihr leben – mit der sich all jenen in den Rücken schießen lässt, die an ihrem Amt kleben.

Doch auch Politiker und Unternehmer berufen sich gerne auf Weber, schließlich kann man sich so schnell den Anstrich des umsichtigen Dieners geben – den nicht Eigennutz antreibt, sondern das Verantwortungsgefühl für die Gesellschaft. So lehrt Weber wohlklingend, dass die Kultur des Marktes eine Kultur des Maßes sein muss.

Oder dass Politik Leidenschaft und Augenmaß erfordert. Politiker wie Franz Müntefering und Helmut Schmidt haben gerade diesen nüchternen Leitsatz immer gerne zitiert. „Ein Politiker soll für seine Sache brennen, er soll aber nicht an ihr verbrennen“, das sei eine von Webers Botschaften, an die er sich immer gehalten habe, sagte Müntefering kürzlich im Handelsblatt-Interview.

Doch Max Weber, der heute vor 150 Jahren geboren wurde, hinterließ nicht nur gute Zitate, sondern auch eine Haltung – eine Haltung, die Verantwortungsbewusstsein und Realismus paart. Webers Bild des fleißigen und selbstlosen Kapitalisten, das er 1904 in der „Protestantischen Ethik“ entwirft, ist heute noch immer ein Rollenmodell für verantwortungsbewusstes Unternehmertum. Der Schuhfabrikant Heinrich Deichmann etwa nennt Webers Idealtypus gerne als Vorbild.

Zwar würde in den heutigen Zeiten niemand mehr sagen, dass Zeitverschwendung für einen Kapitalisten die schwerste Sünde ist, so wie es Weber schwülstig formuliert. Und auch der Wunsch, sich durch berufliches Streben göttliche Zuneigung zu verdienen, den er in seinem Hauptwerk als Triebkraft der Wirtschaft ausmacht, fehlt in der Welt von heute meist. Doch der Beruf als sinngebende Berufung, wie es Weber darstellte – das prägt auch die moderne Leistungsgesellschaft.

Wer Werte hat, hat einen Wettbewerbsvorteil
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1 Kommentar zu "Ökonom Max Weber: Der Wert als Wettbewerbsvorteil"

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  • Goethe sagt: Es genügt nicht, zu wollen, man muß auch tun: Ich glaube, das war der wesentliche Makel des Max Weber. Er war zweifellos Nationalist in einer etwas verschrobenen Form, auch schon in jungen Jahren ein Verehrer Bismarcks, "...sah aber mit Schrecken die furchtbare Vernichtung selbständiger Überzeugung, welche Bismarck bei uns angerichtet hat", schreibt Karl Jaspers in einer kleinen Biographie über ihn. Seine Einsichten, diese und andere, entfalteten jedoch keine direkte Wirkung, denn "...er wurde nicht führender Staatsmann; er blieb politischer Schriftsteller. Aber obgleich er nicht zum Handeln kam, lebte er in steter Bereitschaft. Sein Denken war die Wirklichkeit eines in jeder Faser politischen Menschen, war ein dem geschichtlichen Augenblick dienender politischer Wirkungswille" schreibt Jaspers weiter und bezeichnet ihn als einen „Raffael ohne Arme“. Treffender kann man es nicht sagen, was Max Weber ausmachte, aber was ihn auch zeitlebens quälte und bedrängte. Denn er kannte sicherlich das Wort von Louis-Gabriel-Ambroise, vicomte de Bonald: „Es ist heute ein Glaubensartikel, daß die Philosophen des 18. Jhd. mit unseren Katastrophen nichts zu tun haben… Was auch daraus folgen mag, ich jedenfalls würde zur Ehre der Philosophie nicht nur, sondern auch der Nation es vorziehen, beiden etwas mehr Schuld zu geben, als auf solche Weise die Nichtigkeit der einen und die Leichtfertigkeit, Unbedachtheit, ja Stupidität der anderen zuzugestehen. Diese Art der Rechtfertigung gleicht allzu sehr der Methode, die vor Gericht üblich ist, wenn man einen Angeklagten, um ihn zu retten, für unzurechnungsfähig erklärt.“

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