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Silvio Gesell Der Erfinder des rostenden Geldes

Er ist eine der schillerndsten Figuren in der Ökonomie. Seine Ideen spalten die Volkswirtschaft bis heute. Am 17. März wäre der Ökonom Silvio Gesell 150 Jahre alt geworden.
15.03.2012 - 12:55 Uhr 3 Kommentare
Johann Silvio Gesell spaltet die Volkswirtschaft bis heute. Quelle: internet

Johann Silvio Gesell spaltet die Volkswirtschaft bis heute.

(Foto: internet)

Frankfurt Der Mann ist eine der schillerndsten Figuren der Volkswirtschaftslehre: Ein Autodidakt, der nie eine Universität besuchte, aber eine eigene wissenschaftliche Denkschule etablierte. Ein Kaufmann, dessen ökonomische Theorien führende Volkswirte wie John Maynard Keynes, Irving Fisher und der Nobelpreisträger Maurice Allais in hohen Tönen lobten - der aber von den meisten modernen Ökonomen als Irrlicht betrachtet wird: Silvio Gesell (1862 - 1930). Der geldpolitische Querdenker wäre am Samstag 150 Jahre alt geworden.

Bis heute schart sich eine kleine, aber eingefleischte Fangemeinde um seine Ideen. Im Zuge der Finanzkrise haben auch Teile des wissenschaftlichen Establishments wieder angefangen, über Gesells Theorien zu diskutieren. Eine von Werner Onken zusammengestellte Werksauswahl mit dem Titel „Silvio Gesell: Reichtum und Armut gehören nicht in einen geordneten Staat“ arbeitet jetzt die Ideen des Sozialreformers und Geldtheoretikers noch einmal auf. In der Krise wiederentdeckt.

Der Kern von Gesells Geldidee ist so einfach wie befremdlich: Er propagierte ein neues Zahlungsmittel mit einer auf den ersten Blick unangenehmen Eigenschaft - dem eingebauten Wertverlust. Bargeld, das man nicht benutzt, sollte automatisch an Kaufkraft verlieren. Überall auf der Welt gibt es heute Initiativen, die diesen Gedanken umzusetzen versuchen - sie geben lokale Kunstwährungen heraus, die nur Kaufleute in der Region akzeptieren und die lokale Wirtschaft stärken sollen. 2006 beschäftigte sich sogar die Bundesbank in einem Arbeitspapier mit diesen Regionalwährungen.

Ausgangspunkt von Gesells Theorie ist der Befund, dass Geld zwei Funktionen gleichzeitig erfüllt: Einerseits ist es Tauschmittel, mit dem wirtschaftliche Transaktionen abgewickelt werden; andererseits ist es Wertaufbewahrungsmittel. Beide Funktionen stünden im Konflikt zueinander. Denn während praktisch alle Waren an Wert verlieren, wenn man sie nicht schnell verkauft, behält Geld seinen Wert. „Geld rostet nicht", so Gesell. Das ermögliche es den Menschen, dem Wirtschaftskreislauf nach Belieben das wichtige Tauschmittel zu entziehen - indem sie ihre Ersparnisse auf die hohe Kante legen.

Kein Geld unterm Kopfkissen
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3 Kommentare zu "Silvio Gesell: Der Erfinder des rostenden Geldes"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Die unsichtbare Hand des Marktes hat sich nicht erst in den letzten Finanzkatastrophen als raffgierige Kralle erwiesen.
    Die FED in USA ist halbstaatlich und hat unter Greenspan in die Blase erst richtig viel warme Luft (schön verschnürte faule Kreditpapiere) eingblasen... Gestandene "Bänker" (studiert, millionenschwer, sog. Experten) haben zugegriffen als hätte jemand versilberte Goldbarren zu verkaufen.
    Erkläre mir mal jemand nach welchen Kriterien, zu welchen Bedingungen in welche Zielrichtungen der Markt (wer immer auch dahinter stecken mag) die Geldpolitik lenken würde...?

    Gesell hat schlicht recht, das Geld sollte wieder auf seinen Zweck zurechtgestutzt werden Zahlungsmittel und allenfalls Tauschmittel zu sein. Es wird schlicht und ergreifend langfristig nicht funktionieren das Geld bzw. der Finanzmarkt sich als Selbstzweck geriert.
    Griechenland ist ein Präzedenzfall; die Staaten werden sich nach und nach über sog. Schuldenschnitte sanieren. Wieso sollte ein Staat die Gewinninteressen des anonymen Finanzmarktes schützen wollen?
    Die sozialen Aufstände werden selbst jene Politiker die dem Finanzmarkt sehr wohl gesonnen sind dazu zwingen, dessen Interessen nicht vollständig zu erfüllen.

  • Das ist ja wohl voellig absurd, soll dann jeder sein eigenes Geld auf seinem PC zuhause drucken oder wie stellen Sie sich das vor? Darf dann jeder auch ggf. mehrere Waehrungen gleichzeitig auflegen? Wer wuerde denn darauf vertrauen, dass das Geld irgendeine Form der Deckung hat? Das wuerde schnell zu einer reinen Tauschoekonomie werden. Und die Geschichten die Herr Heinsohn so zum besten gibt, die spotten doch jeder oekonomischen Erkenntnis. Hayek hatte auch so eine Idee, und dann wuerde der Wettbewerb, die schlechten Waehrungen elimieren, nur stellt sich die Frage, wieviele Unternehmen in diesem Selektionsprozess pleite gehen. Das ist auf jeden Fall ein Weg, wie man mal ganz schnell eine Oekonomie ruiniert.

  • "Eine Währungsbehörde solle dafür sorgen, dass stets genug Zahlungsmittel verfügbar sind. Hätte sich dieser Vorschlag durchgesetzt, hätte es die Kreditexzesse, die der derzeitigen Finanzkrise vorausgingen, nicht gegeben. "

    Hätte die FED nach (und auch vor) der dotcom Blase nicht zu tief gehalten, hätte es die Kreditexzesse im Privatsektor und somit die Blase(n) garnicht gegeben!

    Die Lösung ist nicht Verstaatlichung des Geldes und oder Gesell, sondern eine vollständige Privatisierung und Abschaffung der Zentralbanken!

    http://www.youtube.com/watch?v=FtO8w1QAJSo (auch Teil2&3)
    http://de.wikipedia.org/wiki/Free_Banking

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