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Rürups Woche Bärendienst für die Lokführer

Wegen des Lokführerstreiks stand der Schienengüterverkehr zeitweise still. Das traf rohstoffabhängige Branchen wie Stahl- und Chemieindustrie. Und könnte den Güterverkehr stärker auf die Straße lenken. Der HRI-Newsletter
27.08.2021 - 11:01 Uhr Kommentieren

Düsseldorf zum zweiten Mal in Folge ist der ifo-Geschäftsklimaindex deutlich gefallen, und zwar von 100,7 auf 99,4 Zähler. Das ist in der Tat berichtenswert; denn das ifo-Geschäftsklima gilt als der wichtigste vorauseilende Konjunkturindikator Deutschlands.

Dieser Rückgang lässt befürchten, dass für die deutsche Volkswirtschaft im vierten Quartal dieses Jahres kaum noch mit einem relevanten Zuwachs zu rechnen ist. Viele Konjunkturprognosen, die von einer sich verfestigenden gesamtwirtschaftlichen Belebung ausgehen, könnten sich daher als voreilig herausstellen.

„Echte Boom-Signale sehen anders aus.“ Mit dieser Aussage aus der HRI-Konjunkturprognose vom Juni fühlt sich das Handelsblatt Research Institute (HRI) daher weiter auf der sicheren Seite: „Die deutsche Wirtschaft dürfte dieses Jahr um 2,7 und kommendes Jahr um 3,7 Prozent zulegen“, lautet die Vorhersage unseres Konjunkturteams.

Zwar ist nicht ausgeschlossen, dass das Bruttoinlandsprodukt im letzten Quartal dieses Jahres wieder Vorkrisenniveau erreicht – doch dann fehlten Deutschland immerhin acht Quartale Trendwachstum.

„Chipmangel bremst Wirtschaftswachstum aus“

An der möglichen gesamtwirtschaftlichen Eintrübung ändert auch die Tatsache nichts, dass die etwa 7.000 regelmäßig befragten Unternehmensleitungen ihre Einschätzungen der aktuellen Geschäftslage erneut nach oben revidierten – von 100,4 auf 101,4 Punkte. Denn gegen eine nachhaltige Stimmungsaufhellung sprechen zwei Faktoren, die an Bedeutung gewinnen: die vierte Corona-Welle und der ausgeprägte Materialmangel im industriellen Sektor.

„Der Chipmangel bremst das Wirtschaftswachstum schon jetzt aus. Derzeit sagen uns 70 Prozent der Unternehmen in der Industrie, dass sie Probleme haben mit Zwischengütern. Das ist ein sehr, sehr hoher Wert“, erläuterte ifo-Präsident Clemens Fuest im Podcast Handelsblatt Today

Seinen Aussagen nach hat sich dieses Problem in den letzten Monaten nicht entspannt, sondern verschärft. Die Schwierigkeiten mit den Wertschöpfungsketten ziehen sich quer durch die Industrie, und besonders betroffen ist die Autobranche. Dabei gehe es nicht nur um Chips, sondern um alle Formen von Vormaterial, also auch Metalle, Plastik oder Papier.

Bärendienst für die Lokführer

Lieferketten beschäftigen die Wirtschaft zudem aus einem anderen Grund. Wegen des Tarifkonflikts zwischen der Bahn und den Lokführern stand der Schienengüterverkehr zeitweise still. Das traf rohstoffabhängige Branchen wie die Stahl- und Chemieindustrie aber auch den Bau- und Agrarsektor besonders.

Nicht wenige Versender überlegen daher, von der Schiene auf die Straße zu wechseln. Siegfried Russwurm, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) glaubt sogar: „Bei nicht wenigen Transportketten, die jetzt streikbedingt auf die Straße umgestellt werden, wird es die Schiene schwer haben, diese für sich zurückzugewinnen.“

Wenn der Bahn die Kunden abhandenkommen, schadet die Lokführergewerkschaft nicht nur dem Unternehmen, sondern erweist auch ihren Mitgliedern einen Bärendienst (siehe dazu Podcast Economic Challenges zum Streikrecht).

Der Rheinische Kapitalismus lebt

Wer hätte das gedacht? Die Corona-Pandemie hat es mit sich gebracht, dass die Zustimmungswerte zur „Sozialen Marktwirtschaft“, einem Markenkern Deutschlands, derzeit so gut sind wie noch nie zuvor in den vergangenen 25 Jahren. In einer aktuellen Untersuchung hat das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) herausgefunden, dass die Zustimmung in der Bevölkerung zu unserem Wirtschaftssystem mit 56 Prozent so hoch wie noch nie in den vergangenen 25 Jahren war. Gerade in der letzten Zeit haben sich diese Werte deutlich verbessert.

Der „Rheinische Kapitalismus“, wie der französische Wirtschaftswissenschaftler Michel Albert die „Soziale Marktwirtschaft“ vor 30 Jahren nannte, lebt also. Ob unsere Wirtschaftsordnung tatsächlich gerechter, effizienter und weniger gewalttätig und damit attraktiver ist als die neoliberale US-amerikanische Spielart einer Marktwirtschaft, das muss jede Bundesregierung erneut unter Beweis stellen.

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