Rürups Woche Chip-Offensive mit Milliarden-Subventionen
Düsseldorf Fangen wir mit einer unbestritten guten Nachricht an: Die EZB hat ihre Konjunkturerwartungen für den Euroraum nach oben geschraubt. In diesem Jahr soll der neuen Projektion zufolge die gesamtwirtschaftliche Leistung der Länder des Euroraums nicht nur um 4,6, sondern um fünf Prozent zulegen.
Und im kommenden Jahr soll sie dann um ebenfalls recht üppige 4,6 Prozent anstatt der bislang erwarteten 4,7 Prozent wachsen. Da – nicht nur in Deutschland – viele Ökonomen ihre Konjunkturprognosen wegen der massiven Lieferprobleme in der Industrie und auf dem Bau gerade nach unten revidieren, sind diese Erwartungen der EZB ein durchaus beachtenswerter Vorgang.
Kein Kurswechsel der EZB in Sicht
Auch ihre Inflationserwartung hob die EZB an, und zwar auf nunmehr 2,2 Prozent im laufenden und 1,7 bzw. 1,5 Prozent in den beiden folgenden Jahren. Glaubt man dieser Prognose, so ist es nur folgerichtig, dass die EZB nicht daran denkt, einen geldpolitischen Kurswechsel vorzunehmen.
Zwar kündigte die Notenbank gestern an, im Rahmen des PEPP-Anleihekaufprogramms im vierten Quartal ein etwas geringeres Anleihevolumen zu kaufen als im zweiten und dritten Quartal. Doch ist dies nicht mehr als eine „Rekalibrierung“, wie Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer es treffend ausdrückte.
Keine Angaben machte EZB-Präsidentin Christine Lagarde dazu, wie es mit dem PEPP-Programm weitergeht – nach dem für März 2022 in Aussicht gestellten Ende. Darüber werde erst auf der Sitzung im Dezember entscheiden.
Hausgemachte Inflation in Deutschland ist unwichtig
Zwar wies die EZB-Chefin auffallend oft auf „Inflationsrisiken“ hin. Doch an ein baldiges Ende der ultralaxen Geldpolitik in Europa glaubt wohl niemand – auch wenn das in Deutschland bei vielen auf Missfallen stoßen dürfte.
Nun ist es zwar richtig, dass der Preisanstieg in Deutschland zum Ende des Jahres kurzzeitig sogar an der Marke von fünf Prozent kratzen könnte. Doch wer daraus Handlungsbedarf der EZB ableitet, der vergisst: Die – zum Teil durch Steuer- und Abgabenänderungen hausgemachte – Inflation in Deutschland ist für die EZB irrelevant. Die EZB ist eben nicht die Bundesbank.
Gigantische Investitionen in Chips
Die Zahl der Woche ist ungeheuer groß: 80.000.000.000 Euro. Wer bei einer solch schwindelerregenden Größenordnung unweigerlich an Staatsschulden denkt, der irrt. Denn diesen Betrag möchte der US-Chipgigant Intel in den kommenden zehn Jahren in Europa investieren.
Damit will Intel seinen asiatischen Wettbewerbern TSMC und Samsung Paroli bieten, die ähnlich große Investitionsprogramme angekündigt haben.
Intel setzt auf Milliarden-Subventionen
Geplant sind insgesamt acht neue Intel-Produktionsstandorte. In jeder Fabrik sollen rund 1500 Arbeitsplätze entstehen – ohne die neuen Stellen bei Zulieferern.
Offenbar sind die Chancen gut, dass wenigstens ein Standort in Deutschland liegen wird. Im Rennen sind vor allem der ehemalige Fliegerhorst Penzing im oberbayerischen Landkreis Landsberg sowie Dresden, wo bereits mehrere Chiphersteller angesiedelt sind. Eine Entscheidung soll noch in diesem Jahr fallen.
Kleiner Wermutstropfen: Trotz eines Nettojahresgewinns von mehr als 20 Milliarden US-Dollar rechnet Intel mit staatlichen Beihilfen von bis zu 24 Milliarden Euro. Zu jedem fünf Euro-Schein, den dieses Unternehmen hier investiert, würden die deutschen Steuerzahler eine Zwei-Euro-Münze dazulegen.
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Der Autor ist Präsident des Handelsblatt Research Institute.
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