Rürups Woche Die Zukunft des Lernens
Düsseldorf in den Chefetagen der deutschen Unternehmen herrscht Hochstimmung. Das signalisiert zumindest der Ifo-Geschäftsklimaindex. Der wichtigste Frühindikator für die Konjunkturentwicklung in Deutschland schnellte in dieser Woche auf 99,2 Punkte nach oben, von 96,6 Zählern im April.
Dies war der höchste Wert seit Mai 2019. Die Unternehmensführungen waren nicht nur zufriedener mit ihrer aktuellen Geschäftslage. Sie blicken auch deutlich optimistischer in die kommenden Monate.
Anzeichen für kräftiges Wachstum im Sommer
Zweifelsohne war dies ein bemerkenswerter Sprung, und vieles deutet im Moment auf kräftiges Wirtschaftswachstum im Sommer hin. Doch bei aller Euphorie darf man nicht vergessen, wie dieser Index konstruiert ist.
Fragt man beispielsweise einen Konzertveranstalter, wie sich im Mai seine aktuelle Lage nach über einem Jahr Lockdown verändert hat, wird er „unverändert“ antworten – weil es schlechter eben nicht mehr geht. Fragt man ihn nach seinen Aussichten für die kommenden Monate, wird er vermutlich „besser“ antworten, selbst wenn er seinen Geschäftsbetrieb allenfalls in begrenztem Umfang wieder aufnehmen darf.
Gleichwohl wird dieser Unternehmer von Boom und vollen Kassen noch eine ganze Weile bestenfalls träumen können. So dürfte es vielen Dienstleistern gehen.
Unternehmen erwarten Preissteigerungen
Im Verarbeitenden Gewerbe legte der Ifo-Index lediglich leicht zu. Die Unternehmen waren zwar erneut merklich zufriedener mit ihren laufenden Geschäften. Die Erwartungen bekamen jedoch einen erheblichen Dämpfer.
Der Auftragsbestand konnte zulegen, und die Unternehmen erwarten Preissteigerungen. Auch im Bauhauptgewerbe verbesserte sich das Geschäftsklima; die Urteile zur aktuellen Lage legten leicht zu, und die Erwartungen fielen weniger pessimistisch aus. Das Problem der Materialknappheit hat sich jedoch nochmals verschärft.
Umsätze im Gewerbe schrumpfen
Dass die Situation in der Industrie keineswegs so robust ist, wie eine ganze Reihe der Stimmungsindikatoren signalisieren, zeigten neue Daten des Statistischen Bundesamts. Demnach schrumpften die Umsätze der gewerblichen Wirtschaft im April gegenüber dem Vormonat um 1,1 Prozent – was sicher keinen gelungenen Start ins zweite Quartal signalisiert.
Auch hier dürfte die Knappheit von Vorprodukten eine gewichtige Rolle gehabt haben. Zudem ist ein Ende dieser Knappheit nicht in Sicht.
Der Alltag kehrt langsam zurück
Die wirklich gute Nachricht dieser Woche ist, dass die Anzahl der Corona-Neuinfektion in Deutschland und weiten Teilen der Welt spürbar sinkt. Zahlreiche Lockerungen sind bereits beschlossen oder in Vorbereitung. Der Alltag scheint allmählich zurückzukehren.
Bei aller Freude darüber, dass die 7-Tage-Inzidenz im Bundesschnitt nun deutlich unter die Schwelle von 50 gesunken ist, darf nicht übersehen werden, wo wir vor einem Jahr standen: Für den 28. Mai 2020 beziffert das RKI die 7-Tage-Inzidenz auf 3,4 – und was dann folgte, ist bekannt.
Hoffen wir, dass diese zweite Jahreshälfte 2021 besser läuft als die im vergangen Jahr. Bislang war das Virus leider schon zu oft für eine böse Überraschung gut.
Unser Angebot in dieser Woche
Der Chefökonom: Kehrt jetzt die Inflation zurück?
Gastkommentar: Das flexible Inflationsziel ist eine Modeerscheinung
Podcast Economic Challenges: Professor Bert Rürup im Gespräch mit Professor Michael Hüther
Grafik der Woche: Die Zukunft des Lernens
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