Rürups Woche Echte Boom-Signale sehen anders aus
Düsseldorf Die großen Konjunkturforschungsinstitute haben in dieser Woche ihre Sommer-Prognosen vorgelegt. Unisono rechnen sie in diesem Jahr mit drei bis vier Prozent Wirtschaftswachstum, für 2022 sogar mit vier bis fünf Prozent. Ausreißer nach oben ist die sonst nicht gerade zu überbordendem Optimismus neigende Bundesbank, die für 2022 sogar ein reales Wirtschaftswachstum von 5,2 Prozent erwartet.
Den wohl merkwürdigsten Beitrag zur Debatte lieferte diese Woche das gewerkschaftnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung. Nach Berechnung der IMK-Ökonomen liegt die Wahrscheinlichkeit für ein „deutlich überdurchschnittliches Wachstum aktuell fast 20 Mal so hoch wie das Risiko, dass die deutsche Wirtschaft demnächst in eine Rezession geraten könnte“.
„We’re still confused, but on a higher level.“
Konkret zeige der Indikator für den Drei-Monatszeitraum von Juni bis Ende August eine mittlere Boomwahrscheinlichkeit von 71,3 Prozent an, während die Rezessionswahrscheinlichkeit nur 3,7 Prozent beträgt. Nun ja, dazu fällt einem eine alte Ökonomen-Weisheit ein: „We’re still confused, but on a higher level.“
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Ungeachtet der positiven Einschätzungen der IMK-Konjunkturexperten sollte man das Virus nicht unterschätzen. Es wäre nicht das erste Mal, dass CoVid 19 noch eine böse Überraschung beschert.
Viele Unwägbarkeiten
Unwägbarkeit Nummer eins ist der Auslöser der Pandemie und seine Mutationen selbst. Noch ist die „Delta“-Variante hierzulande sehr selten, doch – wir erinnern uns – das war „Gamma“ zunächst auch, ehe diese Variante sich dann durchsetzte und die nächste Infektionswelle auslöste. Gestern meldete Großbritannien den höchsten Anstieg an Neuinfektionen seit fast vier Monaten.
Unwägbarkeit Nummer zwei sind die Impfstofflieferanten, die leider immer wieder mit Produktionsproblemen von sich Reden machen. Unwägbarkeit Nummer drei sind die Material- und Vorproduktmängel, die große Teile des Baus- und der Industrie lahm zu legen drohen. In vielen Betrieben wird deshalb schon wieder kurzgearbeitet.
Frachter-Stau in China
Und last but not least droht in Chinas Mega-Hafen Yantian einer der größten Staus der Menschheitsgeschichte. Zuletzt lagen dort 84 Frachter für Tage oder Wochen auf Reede. Seefrachtexperten fürchten weit größere Schäden als durch die jüngste Blockade des Suez-Kanals. „Derzeit haben wir Wartezeiten von bis zu 16 Tagen vor Yantian, was natürlich ernste Durchschlageffekte auf das Netzwerk hat“, hieß es bei A.P. Möller Maersk.
Kurzum: Echte Boom-Signale sehen anders aus. Kommende Woche können Sie an dieser Stelle unsere Sicht der konjunkturellen Entwicklung der deutschen Volkswirtschaft lesen.
Unser Angebot in dieser Woche
Der Chefökonom: Neustart für den Föderalismus
Gastkommentar: Wie gerechte Klimapolitik funktioniert
Der Podcast: Das Recht auf Homeoffice
Die Grafik der Woche: Der Boom nach der Krise
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