Rürups Woche Einsamer Maskenträger in der SPD
Düsseldorf Das Timing hätte kaum besser sein können. Noch bevor die Gespräche über die Bildung einer neuen Bundesregierung richtig in Gang gekommen sind, meldet sich das Statistische Bundesamt: Die Staatsverschuldung hat zum Ende des ersten Halbjahres ein Rekordniveau erreicht.
Genau 2.251,8 Milliarden Euro Schulden hat der Öffentliche Gesamthaushalt per 30. Juni aufgetürmt. Die Verschuldung von Bund, Ländern, Gemeinden und Gemeindeverbänden sowie den Sozialversicherungen einschließlich aller Extrahaushalte ist damit im Vergleich zum Beginn des Jahres um 3,6 Prozent gestiegen.
Kein Verteilungsspielraum
Die Summe entspricht laut amtlicher Berechnung einer Pro-Kopf-Verschuldung von 27.090 Euro. Rechnerisch entfallen damit auf eine vierköpfige Familie etwas mehr als 100.000 Euro an Staatsschulden.
Die Botschaft an die nächste Regierung kann also nur lauten: Reserven, die noch verteilt werden können, gibt es nicht!
Einsamer Maskenträger in der SPD
Erschwerend hinzu kommt, dass das Corona-Virus noch keineswegs besiegt ist. Einige Virologen warnen bereits vor einer nächsten Pandemie-Welle im Herbst und im Winter. Als am Mittwoch ein erstes Gruppenfoto der erstarkten neuen SPD-Bundestagsfraktion veröffentlich wurde, trug dort genau einer der 206 Abgeordneten eine Maske – Karl Lauterbach.
Manch einer mag Lauterbach als die personifizierte Nervensäge der Pandemie wahrgenommen haben. Tatsächlich haben sich aber nahezu alle seine Prognosen bewahrheitet – leider, muss man wohl sagen.
Arbeitsmarkt bleibt robust
Der deutsche Arbeitsmarkt zeigt sich von neuen Corona-Sorgen unberührt – bislang zumindest. Saisonbereinigt sank die Arbeitslosigkeit im September um 30.000 Personen. Damit verlangsamte sich der Rückgang zwar etwas. Gleichwohl sind in normalen Zeiten eher Monatsschwankungen im vierstelligen Bereich üblich.
Seit Jahresbeginn ist die Arbeitslosigkeit damit um 240.000 Personen gesunken. Und die Frühindikatoren von Ifo und IAB deuten auch für die kommenden Monate auf einen robusten Arbeitsmarkt hin.
„Ruhe vor einem stürmischen Winter“
Bleibt die spannende Frage, ob und wann der Energiepreisschock und die anhaltende Materialknappheit auf die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen ausstrahlen werden. Konjunkturell sieht es für das Schlussquartal jedenfalls nicht wirklich gut aus.
Laut DIW-Konjunkturbarometer dürfte das kräftige Plus der Wirtschaftsleistung im dritten Quartal „die Ruhe vor einem stürmischen Winter sein, in dem die deutsche Wirtschaft kaum von der Stelle kommt“.
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Der Autor ist Präsident des Handelsblatt Research Institute.
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