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Rürups Woche Europa importiert die Inflation

Die spannende Frage für 2022 lautet: Kann die EZB ihren alleinigen Stillstand durchhalten? Eine weitere Abwertung des Euro und damit noch mehr importierte Inflation sind jedenfalls ziemlich sicher. Der HRI-Newsletter.
17.12.2021 - 12:16 Uhr 1 Kommentar

Düsseldorf „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass.“ Diese Redensart umschreibt auf das Trefflichste die gestrige Entscheidung der EZB. Die Leitzinsen blieben wie erwartet unverändert. Zudem wird zum Jahresbeginn 2022 das Netto-Ankaufvolumen des Pandemie-Notfallprogramms PEPP reduziert, Netto-Käufe werden Ende März ganz eingestellt.

Fällig gewordene Anleihen werden allerdings bis mindestens Ende 2024 weiterhin reinvestiert. Im Gegenzug wird das bestehende Kaufprogramm APP ausgeweitet. Bislang kaufte die EZB im Rahmen des APP monatlich für 20 Milliarden Euro Wertpapiere. Ab dem zweiten Quartal 2022 sollen es 40 Milliarden Euro sein.

EZB verzerrt Markt für Staatsanleihen

Damit verringert die EZB zwar in der Summe ihre Käufe ein Stück weit. Aber sie kauft weiter nahezu alles an Staatsanleihen auf, was auf den Markt kommt – und dies zu jedem Preis. Es liegt auf der Hand, dass solch ein dominanter, nicht-renditeorientierter Käufer den Markt verzerrt.

Denn nur so ist es zu erklären, dass auch so hoch verschuldete Staaten wie Griechenland oder Italien ihre Staatsschulden zu Zinsen finanzieren können, die weit geringer als die Inflation sind.

Was mit den Kursen der Anleihen diese Länder geschieht, wenn die EZB irgendwann gezwungen ist, die geldpolitische Bremse kräftiger anzuziehen, lässt sich leicht ausmalen. Und genau vor diesem Szenario dürfte es – nicht nur - dem EZB-Rat grauen.

Bank of England bremst

Deutlich kräftiger traten die Bank of England und die Federal Reserve auf die sprichwörtliche Bremse. In London wurden die Leitzinsen um 15 Basispunkte auf nunmehr 0,25 Prozent angehoben.

Damit machten sie die als Notmaßnahme bezeichnete Senkung vom März des vergangenen Jahres rückgängig. Im Vereinigten Königreich liegt die Inflation derzeit bei 5,1 Prozent. Und die BoE rechnet damit, dass im April der Gipfel der Teuerung von um die sechs Prozent erreicht sein dürfte.

Fed deutet Zinserhöhungen an

Bereits am Mittwochabend hatte die US-Notenbank Fed eine merklich zügiger als bisher geplante Verringerung ihrer Wertpapierkäufe beschlossen. Sie beließ die Leitzinsen zwar weiter im Korridor von 0,0 bis 0,25 Prozent, kündigte aber im kommenden Jahr faktisch drei Zinsschritte nach oben an.

Fed-Chef Jerome Powell betonte, die Notenbank werde ihre Werkzeuge einsetzen, um zu verhindern, dass sich die derzeit hohe Inflationsrate verfestigen werde. Zudem hob er hervor, dass eine zu hohe Inflation auch das Beschäftigungsziel gefährden würde und besonders ein Problem für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen darstelle.

Erstmals seit Langem nutzt der Fed-Chef dabei nicht mehr das Wort „vorübergehend“ in Verbindung mit der Geldentwertung. „Das ist nicht die Inflation, die wir erwartet haben“, stellte Powell ehrlich und unmissverständlich klar.

Europa importiert die Inflation

Die spannende Frage für das kommende Jahr lautet, ob die EZB ihren Alleingang – richtiger: alleinigen Stillstand – wird durchhalten können. Eine weitere Abwertung des Euro und damit noch mehr importierte Inflation sind jedenfalls ziemlich sicher.

Zudem musste die EZB ihre Inflationserwartungen überraschend deutlich nach oben korrigieren – und zwar um 1,5 Prozentpunkte auf nunmehr 3,2 Prozent für das laufende Jahr. Laut EZB-Präsidentin Christine Lagarde ist diese Erwartung zu zwei Dritteln auf höhere Energiepreise zurückzuführen.

Diese würden nicht zuletzt durch Geopolitik beeinflusst und seien daher schwer vorherzusagen. Fast im gleichen Atemzug stellte sie jedoch klar, dass die EZB langfristig eine Inflationsrate von 2,0 Prozent anstrebt. Dieses Ziel werde voraussichtlich für 2023 und 2024 nicht erreicht.

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Der Autor ist Präsident des Handelsblatt Research Institute.
Prof. Dr. Bert Rürup

Der Autor ist Präsident des Handelsblatt Research Institute.


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1 Kommentar zu "Rürups Woche: Europa importiert die Inflation"

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  • Ich empfehle akteull einen 14-tägigen Skiurlaub in der Schweiz.

    Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr

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