Rürups Woche Pandemie lastet wie Blei auf der Wirtschaft
Düsseldorf Der Koalitionsvertrag ist nach Ansicht von Grünenchef Robert Habeck ein „Dokument des Muts“ – treffender wäre wohl ein „Dokument der Hoffnung“. Denn die fast 180 Seiten lesen sich wie ein Schönwetterprogramm – für eine Zeit nach dem Ende der Pandemie.
Das Dumme ist, niemand kann sagen, wann das sein wird. Derzeit scheint es eher so, als gerate die Pandemie außer Kontrolle. Doch mit diesem ganz akuten Problem und den wirtschaftlichen Folgen wollten sich die Unterhändler von SPD, Grünen und FDP offensichtlich allenfalls am Rande befassen.
Impfpflicht: Wann, wenn nicht jetzt?
Dabei liegt die Lösung eigentlich auf der Hand: An einer allgemeinen Impfpflicht führt nach meiner Ansicht kein Weg vorbei. Meine recht eindeutige Position dazu finden Sie hier. Impfpflicht: Wann, wenn nicht jetzt?
Doch wirklich klare Worte vermisste man am Mittwoch sowohl vom Bundeskanzler in spe Olaf Scholz, als auch von den Spitzen seiner beiden Koalitionspartner – stattdessen viele Worte mit wenig Inhalt.
Pandemie lastet wie Blei auf der Wirtschaft
Dabei lastet die neue Pandemiewelle auf den Bürgern und Wirtschaft wie Blei. Der Ärger der Geimpften über die Nicht-Geimpften wird lauter, und die Stimmung wird zunehmend gereizter.
Angesichts der in die Höhe schnellenden Neuinfektionen sowie der anhaltenden Lieferprobleme der Wirtschaft war es kein Wunder, dass das Ifo-Geschäftsklima diese Woche zum fünften Mal in Folge weiter abrutschte.
Schrumpft die Wirtschaftsleistung?
Immer mehr Ökonomen gehen davon aus, dass die Wirtschaftsleistung im laufenden vierten Quartal erneut schrumpfen könnte. Schließlich werden zumindest regionale Lockdowns von Tag zu Tag wahrscheinlicher.
Und, seien wir ehrlich, was im ersten Quartal des nächsten Jahres passiert, kann derzeit niemand prognostizieren. Einmal mehr sind Konjunkturprognosen in Wahrheit vor allem Pandemieprognosen.
Bemerkenswerte Mittelstands-Studie
Eine bemerkenswerte – leider zu wenig beachtete – Studie veröffentlichte diese Woche das Bonner Institut für Mittelstandsforschung. Darin wird nachgewiesen, dass die gesamtwirtschaftliche Problematik der Unternehmensnachfolge oft überschätzt wird.
Zwischen 2018 und 2022 dürften nur rund 30.000 und damit weniger als ein Prozent der Unternehmen übergeben werden. Die Folge dieser Überbewertung des Themas sei, dass die staatlichen Unterstützungssysteme nicht zielgenau justiert seien.
Die Begünstigungen nach dem Gießkannenprinzip seien wenig effizient – womöglich ein Wink der Mittelstandsforscher in Richtung Erbschaftsteuer, bei der Betriebsvermögen massiv gegenüber anderen Vermögensarten privilegiert wird.
Hohe Inflation in Deutschland
Die Zahl der Woche liefert die Bundesbank: In diesem Monat dürfte Inflationsrate in Deutschland „sogar knapp sechs Prozent betragen", schrieb die Notenbank in ihrem Monatsbericht, dem Vorletzten in der Verantwortung des scheidenden Bundesbank-Chefs Jens Weidmann – eine Zahl, die auch im EZB-Tower nachhallen dürfte.
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Der Chefökonom: EZB gefährdet Reputation des Euros
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Der Autor ist Präsident des Handelsblatt Research Institute.
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Dazu passt ja dann die Verbracheriflation von 6 % und die Vermögenspreisinflation von 12%.
Ein Standpunkt kann auf Dauer sehr unbequem werden, wenn man andauernd auf ihn beharrt!
Irgendwie habe ich mal was von Stagflagtion gehört. Dieser Begriff scheint in Hessen nicht so bekannt zu sein, oder?
Beste Grüße nach Mainhattan an Frau L.
Dazu mpasst ja dann die verbrsuerinlation von 6 % und die Vermögrnspreisinflation von 12%.
Ein Standpunkt kann auf Dauer sehr unbequem werden, wenn man andauernd auf ihn beharrt!
Beste Grüße nach Mainhattan an Frau L.