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Rürups Woche Pandemie prägt Jojo-Konjunktur

Das vierte Quartal beeinflusst das Wachstum im laufenden Jahr kaum noch, aber es bildet die Startrampe für 2022. Ein sehr schwaches viertes Quartal würde daher bedeuten, dass die Prognosen mancher Institute von bis zu fünf Prozent Wachstum in 2022 wohl Makulatur sind. Der HRI-Newsletter.
29.10.2021 - 14:28 Uhr Kommentieren

Düsseldorf die deutsche Wirtschaft ist im dritten Quartal um 1,8 Prozent gewachsen – und damit etwas stärker als erwartet. Das Wachstum wurde den ersten vorläufigen Berechnungen zufolge vor allem von höheren privaten Konsumausgaben getragen, teilte das Statistische Bundesamt mit.

Zudem erfreulich: Das Wachstum im zweiten Quartal war nach revidierten Daten mit 1,9 Prozent um beachtliche 0,3 Punkt stärker als bislang gedacht. Zudem war der Einbruch zum Jahresstart mit 1,9 Prozent leicht schwächer, als zunächst geschätzt. Damit fühlt das HRI sich mit seiner Jahresprognose von 2,7 Prozent weiterhin sehr wohl.

Der Winter könnte hart werden

Nun sind amtliche Zahlen naturgemäß stets ein Blick in die Vergangenheit. Weit wichtiger ist jedoch der Blick in die Zukunft. Konkret: Wie schlägt sich die deutsche Wirtschaft im zweiten Corona-Winter?

Vermutlich schlecht. Das Ifo-Geschäftsklima rauschte diese Woche bereits den vierten Monat in Folge in die Tiefe. Vor allem die Geschäftserwartungen gaben weiter kräftig nach und notieren nun auf dem Niveau vom Februar, als Deutschland tief im Lockdown steckte.

Firmen haben Lieferprobleme

Auch die aktuelle Lage schätzen die Unternehmen weniger gut ein. „Lieferprobleme machen den Firmen zu schaffen“, sagte Ifo-Chef Clemens Fuest. „Die Kapazitätsauslastung in der Industrie sinkt.“ Das DIW-Konjunkturbarometer sagt für das laufende vierte Quartal lediglich rund 0,5 Prozent Wachstum voraus und der Nowcast-Indikator des Bundeswirtschaftsministeriums gar Stagnation.

Bekanntermaßen beeinflusst das vierte Quartal das Wachstum im laufenden Jahr kaum noch, aber es bildet so etwas wie eine Startrampe für das Folgejahr, also für 2022. Ein sehr schwaches viertes Quartal würde daher bedeuten, dass die Prognosen mancher Institute von bis zu fünf Prozent Wachstum in 2022 wohl Makulatur sind

Pandemie prägt Jojo-Konjunktur

Es wäre nicht das erste Mal in dieser von der Pandemie und ihren Folgen geprägten Jojo-Konjunktur. Schließlich baut sich gerade die nächste Corona-Welle auf, sodass neue, pandemie- und konjunkturbremsende Einschränkungen bald wahrscheinlich werden können.

Karl Lauterbach sagte diese Woche in einem Interview, die meisten heute Ungeimpften dürften bis März „entweder geimpft, genesen oder leider verstorben“ sein. Und mit seinen Prognosen zum Pandemiegeschehen lag der SPD-Gesundheitsexperte meist richtig – leider muss man sagen.

Energie ist der Preistreiber

Die Zahl der Woche ist jedoch eine andere: 4,5 Prozent betrug die Inflationsrate im Oktober in Deutschland. Eine derart hohe Inflation gab es zuletzt Anfang der 1990er Jahre. Preistreiber war vor allem Energie, die sich um 18,6 Prozent verteuerte – und die gut zehn Prozent vom Warenkorb ausmacht.

Ungeachtet der Tatsache, dass nicht nur in Deutschland, sondern im gesamten Euroraum die Preise derzeit kräftig steigen, entschied die EZB wieder einmal nichts. Nach wie vor sieht die Notenbank längerfristig weiter keine Inflationsgefahren.

Präsidentin Christine Lagarde bestätigte, dass die EZB für das Ende ihres Prognosehorizonts bis 2023 weiter eine Inflation von unter zwei Prozent erwartet – bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt.

Die Rückkehr der Inflation

Sicher, gegen steigende Energiepreise ist die EZB machtlos. Den Rohstoffmärkten ist es ziemlich egal, wie viele Anleihen die EZB jeden Monat kauft oder ob ihr Leitzins null, ein oder zwei Prozent beträgt.

Das Problem ist jedoch ein anderes: Wenn die Menschen weiter steigende Preise erwarten, dann steigen sie auch, nicht zuletzt wenn es den Gewerkschaften gelingt, höhere Lohnforderungen durchzusetzen.

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Hinzu kommt, auch wenn es bislang allenfalls hinter vorgehaltener Hand gesagt wird: Natürlich wird die angestrebte Dekarbonisierung nicht nur Energie, sondern sehr viele Waren infolge steigender Herstellungs- und Transportkosten spürbar verteuern.

Zurecht kommentiert das „Handelsblatt“ in seiner Wochenendausgabe: „Manches spricht dafür, dass 2021 als das Jahr in die Finanzgeschichte eingehen wird, in dem die Inflation, die anderthalb Dekaden wie durch ein Wunder verschwunden war, in die industrialisierte Welt zurückkehrte.“

Der Autor ist Präsident des Handelsblatt Research Institute.
Prof. Dr. Bert Rürup

Der Autor ist Präsident des Handelsblatt Research Institute.

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