Seit 1952. Nur in den ersten Nachkriegsjahren wurde mehr importiert als exportiert. 1950 gab es ein Handelsdefizit von umgerechnet 1,54 Milliarden Euro, das aber schon 1951 auf 76 Millionen Euro schrumpfte. Seither gibt es Überschüsse.
Mit den meisten. Den größten Überschuss erzielt Deutschland im Handel mit Frankreich. Dorthin wurden im vergangenen Jahr Waren im Wert von 39,7 Milliarden Euro mehr exportiert als von dort eingeführt. Auf Rang zwei folgen die USA mit (36,3 Milliarden Euro) und Großbritannien (28,6 Milliarden Euro). Das größte Defizit macht Deutschland im Handel mit dem ölreichen Norwegen (-17,7 Milliarden Euro), gefolgt von den Niederlanden (-15,6 Milliarden) und China (-10,7 Milliarden.)
In den ersten acht Monaten 2013 wurden Waren im Wert von 726 Milliarden Euro ausgeführt, aber nur im Wert von 599 Milliarden Euro importiert. Das ergibt einen Exportüberschuss von 127 Milliarden Euro. In die Leistungsbilanz fließen zudem der Austausch von Dienstleistungen mit dem Ausland ein, aber beispielsweise auch Entwicklungshilfe und Vermögenseinkommen. Von Januar bis August summierte sich der Leitungsbilanzüberschuss damit auf rund 115 Milliarden Euro.
Derzeit kein anderes, nicht einmal Exportweltmeister China. 2012 lag der deutsche Überschuss mit umgerechnet 238 Milliarden US-Dollar sowohl über dem von China (193 Mrd) als auch dem des ölreichen Saudi-Arabien (165 Mrd). Mit der Erholung der Weltkonjunktur dürfte sich der deutsche Leistungsbilanzüberschuss in diesem Jahr auf die 200-Milliarden-Euro-Marke zubewegen, prognostiziert das Münchner Ifo-Institut. Das wäre ein Rekord.
Die USA, aber auch der Internationale Währungsfonds zählen sie zu den großen Ungleichgewichten in der Weltwirtschaft, die für die globale Finanz- und die Schuldenkrise in Europa mitverantwortlich sind. Denn Ländern mit Exportüberschüssen stehen welche mit Defiziten gegenüber, die ihre Importe über Schulden finanzieren müssen. Die EU-Kommission stuft einen Leistungsbilanzüberschuss von mehr als sechs Prozent der Wirtschaftsleistung als stabilitätsgefährdend ein. Bei einer längeren Fehlentwicklung droht sie deshalb mit einem Mahnverfahren, an dessen Ende ein Bußgeld stehen könnte. Im ersten Halbjahr lag der deutsche Überschuss bei 7,2 Prozent.
Der IWF und die Industriestaaten-Organisation OECD fordern seit längerem von Deutschland, mehr für die Binnennachfrage zu tun, um die Unwucht zu beheben. Höhere Importe schmelzen nicht nur den deutschen Überschuss, sondern erhöhen die Exporte anderer Länder – die damit ihre Defizite verringern können. Ein Schlüssel dazu können stärkere Lohnerhöhungen sein. „Das stimuliert die Binnennachfrage, wodurch mehr importiert und der Außenhandel wieder mehr ins Gleichgewicht gebracht wird“, sagt der Direktor des gewerkschaftsnahen IMK-Instituts, Gustav Horn. Steigen die Löhne hierzulande, werden deutsche Produkte teurer – womit die preisliche Wettbewerbsfähigkeit etwa der Euro-Länder steigen würde und dort den Export ankurbeln könnte.
Sie argumentiert ganz anders. Der deutsche Erfolg helfe den Krisenländern. Ihr Argument: Deutsche Exporte bestehen zu rund 40 Prozent aus zuvor importieren Vorprodukten, sagt etwa der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Somit profitiere auch das Ausland. Zudem steigen die deutschen Importe wegen des anziehenden Konsums bereits: Die führenden Wirtschaftsinstitute erwarten sowohl für dieses als auch das kommende Jahr ein höheres Importtempo.
Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) bezweifelt das. Ab 2028 erwartet es keine Exportüberschüsse mehr in Deutschland. Wenige Jahre später sollen Leistungsbilanzdefizite folgen. „Die Ursache dieser Entwicklung ist der demografische Wandel, die Schrumpfung und Alterung der deutschen Bevölkerung“, heißt es in der Studie. Weil es in wenigen Jahren schon weniger Erwerbstätige geben werde, könne auch weniger exportiert werden. Gleichzeitig müsse der Konsum der Älteren durch höhere Importe gedeckt werden.
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Man ist lieber "Exportweltmeister" auch wenn man deshalb im Ausland schon als zweites China in Europa bezeichnet wird. Nein mit der Einführung des größten Niedriglohnsektors unter Schröder in Europa ist man noch "Stolz"?
Kann sich noch jemand an China erinnern, als Asiens größte Volkswirtschaft wegen seiner unterbewerteten Währung immer so große Handelsüberschüsse hatte? Also, China hat zwar noch immer Handelsüberschüsse, aber sie sinken. Deutschland hat jetzt Chinas Platz eingenommen: Im vergangenen Jahr hatte nicht China, sondern Deutschland weltweit den höchsten Leistungsbilanzüberschuss. Und in Relation zum BIP war der mehr als doppelt so hoch wie der Chinas.
Deutschland hat nun allerdings schon fast zehn Jahre lang immer hohe Überschüssse eingefahren. Anfänglich standen diesen Überschüssen aber große Defizite in den südeuropäischen Ländern gegenüber, die durch den starken Zustrom deutschen Geldes finanziert wurden. Europa als Ganzes hatte noch immer eine relativ ausgeglichene Handelsbilanz.
@wschira
Oh, bin ich auf Ihre politisch korrekten Füsse getreten ?
Sorry. Aber keine Sorge, Sie werden es auch noch merken, da bin ich mir sicher ;-)
Volle Zustimmung, deutsche Ökonomen gehören zu einer seltenen Spezies absolut faktenresistenter Zombies. Da trifft der Witz mit den tausenden und aber-tausenden von Geisterfahrern voll zu.
Was soll denn der Hinweis auf den Namen? Klingt jüdisch, gelle? Mal wieder die jüdische Weltverschwörung am Werk! Nicht zu glauben, was sich manche Kommentatoren einfallen lassen!
Ich kann mich noch erinnern, als von den neoliberalen Gurus strengstens empfohlen wurde, sich ein Beispiel an Amerika, genauer den USA, zu nehmen. Was denn nun?
Es scheinen doch fast alle Kommentatoren zu verstehen, dass es nicht sinnvoll und auch nicht im Interesse eines Landes sein kann, auf Dauer solche exorbitanten Leistungsbilanzüberschüsse zu generieren.
Über die Methoden, wie man ein außenwirtschaftliches Gleichgewicht wieder herstellen kann, kann man trefflich streiten, aber dass es wieder hergestellt werden muss ist doch unstrittig.
Mehr sagt Krugman nicht und liegt damit auf einer Linie mit allen ernstzunehmenden Ökonomen. Dass deutsche Ökonomen nicht zu dieser Spezies gehören, hat sich weltweit schon lange rumgesprochen.
Zunächst frage ich mich, auf welcher Basis Krugman argumentiert bzw. was wird da überhaupt gemessen? In jedem sog deutschen, exporierten Produkt steckt, da Hochlohnland, eine ganze Menge Vorleistungen aus anderen Ländern. Würde unsere sog Exportquote sinken, wenn z.B. BMW seinen Firmensitz formal verlegt?
Es ist ja nun wirklich nicht so, als stünden Krumgman oder die Amis allein mit dieser Kritik. D-Land isoliert sich mit seiner verrückten, lohndumpingbasierten Exportweltmeisterei und der Austeritätsknute für Resteuropa schon lange. Die deutschen Medien sind eben verlässlich linientreu, sonst wäre das öffentliche Stimmungsbild bereits ein ganz anderes.
Krugman kann uns doch nicht für so blöd halten, dass wir ein Interessa daran haben, mutwillig riesige target-Salden aufzubauen, die später zum Tein uneinbringlich sein werden.
Krugmann ist ein Ami und die kennen nur sich selbst. Alle anderen sind schuld, nur nicht die US-Amerianer selber nicht. So einer ist Nobelpreisträger... muß man nicht verstehen.