Begrifflich lehnt sich das Konzept an die Wirtschaftspolitik von US-Präsident Ronald Reagan in den 1980er Jahren an („Reaganomics“). Reagan versuchte seinerzeit, mit massiven Steuersenkungen die Wirtschaft anzukurbeln. Das Konzept ging zwar insoweit auf, als das Wachstum anzog. Zugleich gingen aber die Steuereinnahmen stark zurück und die Schulden Amerikas stiegen rapide an.
Ähnliche Gefahren sehen Beobachter für Japan: Das Konzept von Premier Abe zielt darauf ab, mit staatlichen Konjunkturprogrammen und einer von der Notenbank initiierten Geldflut die Wirtschaft in Schwung zu bringen. Als Wachstumsbremse gelten insbesondere die seit Jahren sinkenden oder zumindest stagnierenden Binnenpreise. Sie halten Verbraucher und Unternehmen von Konsum und Investitionen ab, weil diese ständig auf noch geringere Preise spekulieren.
Die Regierung hat Anfang des Jahres ein riesiges Konjunkturpaket aufgelegt, das sich umgerechnet auf weit über 100 Milliarden Euro beläuft. Das Geld soll unter anderem in die öffentliche Infrastruktur fließen, die Regierung erhofft sich davon mehr als eine halbe Million neue Arbeitsplätze. Die Notenbank Japans unterstützt den Kurs mit einer aggressiven Geldpolitik. Japans Notenbankchef Haruhiko Kuroda will die umlaufende Geldmenge mit massiven Wertpapierkäufen bis Ende 2014 verdoppeln. Das soll die Konjunktur beleben und zudem die Wachstumsbremse „Deflation“ lösen.
Anfangs ja. Der Binnenkonsum legte zunächst deutlich zu, die für Japan wichtigen Exporte stiegen. Während der höhere private Verbrauch eine Folge der neuen Wirtschaftspolitik sein könnte, haben die Ausfuhren von dem Sinkflug des japanischen Yen profitiert. Doch inzwischen ist der Effekt verpufft. Im dritten Quartal 2014 schrumpfte die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt überraschend um 0,4 Prozent.
Die „Abenomics“ bergen viele Risiken: Konjunkturprogramme kosten Geld. Schon jetzt weist Japan die mit Abstand höchste Staatsverschuldung aller Industrienationen auf. Noch steckt Japan indes nicht in der Falle, weil die Schulden zu einem Großteil von heimischen Banken, Versicherungen und Pensionsfonds finanziert worden sind. Weil deren Vermögen aber begrenzt ist, dürfte das Land immer stärker auf ausländische Geldgeber angewiesen sein. Sollten diese höhere Zinsen verlangen, würden die Schulden Japans weiter steigen - ein Teufelskreis. Darüber hinaus fragt sich, ob die Geldflut der japanischen Notenbank das Wachstum nachhaltig belebt oder sich als Strohfeuer erweist. Zumal der Wachstumsschub über den schwachen Yen zu Lasten anderer Länder geht, weil sich deren Exporte verteuern. Das könnte politische Konflikte provozieren.
Europa hat ähnliche Probleme wie Japan, etwa hohe Staatsschulden oder eine alternde Bevölkerung. In Ländern wie Spanien, Italien, Portugal oder Griechenland hat man versucht, die Krise mit einer Kombination aus Sparpolitik und Wirtschaftsreformen zu überwinden. Beides aber belastet die konjunkturelle Entwicklung. Eine Reihe von Experten fordert, dass die Europäische Zentralbank Geld drucken soll ähnlich wie die Bank of Japan.
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