Wirtschaftswachstum Deutschland im XXL-Rausch

Warencontainer im Hamburger Hafen: Deutschland leidet weniger unter der Schwäche seines größten Exportmarktes, der Euro-Zone, als erwartet.
Der Kontrast könnte größer kaum sein: Die deutsche Wirtschaft zeigt sich so kraftvoll wie seit Jahrzehnten nicht, während große Teile der Euro-Zone tief in der Krise stecken.
Ökonomen sagen der größten Volkswirtschaft Europas doppelt so hohe Wachstumsraten wie im vergangenen Jahrzehnt voraus und stellen ihr Vollbeschäftigung in Aussicht. Carsten-Patrick Meier, Chef des Konjunkturforschungsinstituts Kiel Economics, rechnet für 2011 mit einem Wachstum von 3,2 Prozent. Das wäre doppelt so viel wie in Frankreich und dreimal so viel wie in Italien. Spaniens Wirtschaft wird laut EU um 0,7 Prozent schrumpfen und die Griechenlands sogar um drei Prozent.
Die Arbeitslosenquote sieht Meier auf sieben Prozent und bis 2015 unter fünf Prozent sinken. In Spanien beträgt sie derzeit 20 Prozent, in Frankreich fast zehn Prozent.
Der deutsche Boom mit fast vier Prozent Wachstum im laufenden Jahr war also kein Strohfeuer: „Es mehren sich die Anzeichen dafür, dass Deutschland auf einen höheren Wachstumspfad einschwenkt“, sagt der Wirtschaftsprofessor Bert Rürup. Drei Prozent Wachstum erwartet der ehemalige Vorsitzende des Sachverständigenrates für 2011. Für die kommenden Jahre seien durchschnittliche Zuwachsraten von 2,5 Prozent realistisch – in den vergangenen 15 Jahren war es nur halb so viel.
Die deutsche Industrie hat in der Krise, als ihr Exportgeschäft in Europa wegbrach, rasch neue Kunden gefunden. Die sitzen in den Schwellenländern und brauchen genau das, was die deutschen Firmen liefern können: Maschinen für neue Fabriken, Infrastruktur wie Züge und Kraftwerke und Luxusautos für die neuen Reichen.
Deutschland leidet weniger unter der Schwäche seines größten Exportmarktes, der Euro-Zone, als erwartet. Das Gegenteil ist sogar der Fall. Die deutsche Wirtschaft profitiert von der durch die Schwäche der Krisenländer erzwungenen Zinspolitik der Europäischen Zentralbank. Die Krise wird die Leitzinsen noch für geraume Zeit niedrig halten und eine Aufwertung des Euros gegenüber dem Dollar verhindern, erwarten die Experten. Niedrige Zinsen bei starkem Wachstum – das lockt Investoren nach Deutschland. Sie stecken Geld in die deutsche Industrie und in Immobilien. Das treibt wiederum das Wachstum.
Was auf den ersten Blick die Krise in der Euro-Zone verstärkt – die neue Stärke Deutschlands wird die Wettbewerbsvorteile gegenüber den übrigen Ländern Europas vergrößern –, könnte sich als Hoffnung für Gesamteuropa erweisen. Denn auch die schwachen Länder werden von dem wiedererwachten Kraftzentrum des Kontinents profitieren. Die Löhne steigen, und der deutsche Konsument gibt wieder mehr Geld aus. „Deutschland kann endlich die gewünschte Rolle als Konjunkturlokomotive Europas spielen“, sagt Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank.
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@(1) Plebs:
Wenn sich die USA entschulden,
wird der deutsche Export schlagartig ansteigen.
Der US-immobilienbesitzer ist dann nämlich wieder schuldenfrei, und kann -mit der wiedergewonnenen bonität- wieder munter shoppen gehen...
... die Exportüberschüsse werden dann -wie gehabt- in Form diverser "Finanzprodukte" zu "unseren amerikanischen Freunden" fließen,
und das Motto lautet dann (wieder):
Luxus und Wohlstand per Anschreibenlassen für die einen;
Arbeit für die anderen.
... aber zunächst gehen wir in die andere Richtung:
Geldwertstabilität, Sparhaushalte - und dadurch zwangsläufig: zurück in die Rezession.
Denn auf "natürlichem Wege" wird keine Hyperinflation eingeleitet werden können;
für eine Lohn-Preis-Spirale ist die Arbeitslosigkeit zu hoch und demzufolge kann keine gesteigerte Nachfrage seitens der "basis" die Preise hochtreiben.
Aufgrund der Ungleichverteilung kommt -auch das Neue- Geld gar nicht erst "unten" an - sondern bleibt "oben" und sucht verzweifelt nach Anlagemöglichkeiten. in Produktionserweiterung wird -Mangels Nachfragewachstum der ausgemergelten basis- wohl weniger investiert werden;
was bleibt sind "Finanzprodukte" sprich: Wettgeschäfte auf Kursentwicklungen und: Rohstoffe.
... über die Rohstoffspekulation und Preisanstiege können dann auch die Löhne, Renten usw. u.U. etwas angehoben werden - aber zur Hyperinflation wird's wohl nicht reichen.
Oh Goldilocks, oh, Goldilocks ! Deutschland hat sowohl die Naturgesetze wie auch die ökonomischen Grundregeln überwunden und wächst in gerader Linie in den Himmel...
blah und blubb !
Seltsam nur, dass dieses Wachstum sehr gut mit der Gelddruckerei von FED, EZb, boE, boJ und Co. korreliert.
Seltsam auch, dass damit zufällig ein vorübergehendes "Doppelwachstum" (USA et al per Verschuldung + China/bRiC per Liquiditätseszess) verbunden ist.
Schade nur, dass gerade jetzt sowohl die extreme Überschuldung der USA wie auch die inflationäre Aufblähung in China den jeweiligen Machthabern außer Kontrolle zu geraten drohen.
Das könnte dann zum Zusammenbruch beider hochspekulativer Wachstumskonzepte führen:
Hyperinflation in den USA mit Vernichtung aller Verbindlichkeiten (Treasuries ! Fannie u. Freddie ! etc.) aber auch Vermögen und Kollaps des chinesischen Exportwunders plus Entwertung seiner Devisenreserven auf Null !
Und ratet mal, welches Land bei dieser im Grunde genauso notwendigen wie überfälligen "Glattstellung" der mit Abstand größte Verlierer wäre: (z.b.)50% Arbeitslosenqoute, Zusammenbruch der Sozialsysteme, Massenarmut, Hyperinflation, Radikalisierung und Kriminalisierung,...
bedanken kann man sich, wenn überhaupt, also nur bei bernanke und Konsorten. Nur leider ist die Droge "Notenpresse" ein Muntermacher mit tödlichen Nebenwirkungen.