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Titelbild der SWR-Story: „Die geheimen Meinungsmacher - Wie wir im Wahlkampf manipuliert werden“. Die Sonntagsfrage spielt hier auch eine Rolle.

Quelle: SWR

Sonntagsfrage Wieso die politische Stimmung je nach Umfrage anders ausfällt

Die Sonntagsfrage ist im Bundestagswahlkampf der zentrale politische Stimmungsmesser. Doch wie wird sie eigentlich ermittelt? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
25.08.2021 - 10:20 Uhr Kommentieren

Düsseldorf Die Sonntagsfrage gehört zur Pflichtlektüre politischer Entscheidungsträger. Je näher die Wahl kommt, desto gespannter guckt die Republik darauf, wen die Bürger wählen würden, „wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre“. Erst waren die Grünen vorne, dann die CDU, nun holt die SPD überraschend auf.

Die Ergebnisse stammen von Meinungsforschungsinstituten wie Forsa, Insa oder Yougov. Und je nach Institut gibt es auch gravierende Unterschiede bei den Ergebnissen.

„Die Sonntagsfrage ist nur eine Momentaufnahme“, sagt Karl-Rudolf Korte. Er ist Professor für Politologie an der Universität Duisburg-Essen. Die Werte dürften nicht mit Wahlergebnissen oder -hochrechnungen gleichgesetzt werden, warnt er. Trotzdem sei die Sonntagsfrage so etwas wie das Stimmungsbarometer des politischen Lebens in der Bundesrepublik. Sie veranschauliche, wie Bürger auf das Handeln der Politik reagieren.

Doch wie erheben Meinungsforschungsinstitute eigentlich ihre Daten? Und wie sehr beeinflussen die Zustimmungswerte den Wahlkampf? Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Sonntagsfrage im Überblick.

Wer wird für die Sonntagsfrage interviewt?

Für die Sonntagsumfrage erheben die Institute die politische Vorliebe von etwa 1000 bis 2500 Bürgern. Damit das Ergebnis Rückschlüsse auf die Stimmungslage der etwa 60 Millionen Wahlberechtigten in der Bundesrepublik zulässt, braucht es eine gemischte Stichprobe.

Die Meinungsforscher müssen also darauf achten, dass es ein Gleichgewicht zwischen Männern und Frauen, zwischen verschiedenen Altersgruppen, Bildungsniveaus und Herkünften gibt. „Wenn wir also beispielsweise zu viele Frauen mittleren Alters erreichen, können diese gar nicht mehr weiter an der Umfrage teilnehmen“, heißt es von Insa.

Welche Daten fließen in die Umfragen ein?

Die Meinungsforschungsinstitute erheben die Primärdaten mit unterschiedlichen Methoden. Aus den Daten quotieren sie im Anschluss das Umfrageergebnis. Auch die Formulierung der Fragen unterscheidet sich in Nuancen. Manche Institute – wie Infratest Dimap – kombinieren bei der Sonntagsfrage auch ihre Erhebungsmethoden.

Sonntagsfrage per Telefonumfrage – Wie arbeiten die Meinungsforscher?

Die allermeisten Institute – Forschungsgruppe Wahlen, Kantar (ehemals Emnid), Forsa und Infratest Dimap – stellen die Sonntagsfrage via Telefon. Dabei greifen sie sowohl auf Festnetz- als auch Handynummern zurück. Damit soll sichergestellt werden, dass Bürger aus allen Bevölkerungsschichten und Altersklassen erreicht werden.

Das Problem bei Mobilanrufen: Anhand der Rufnummer lässt sich nicht ablesen, in welchem Bezirk die Befragten wohnen. Das ist jedoch ein wichtiges Kriterium. Den überwiegenden Teil der Umfragen führen sie übers Festnetztelefon durch. Bei Telefonumfragen arbeiten die Meinungsforscher eine Liste zufällig ausgewählter Telefonnummern ab. Eine Vorauswahl der Nummern gibt es nicht.

Manfred Güllner, Gründer und Geschäftsführer des Forsa Instituts, sagt: „Telefonumfragen sind die verlässlichste Art, Wahlabsichten zu erheben.“ Befürworter dieser Methode präferieren sie wegen der räumlichen Distanz zwischen Interviewer und Befragtem. So würden sozial erwünschte Antworten verhindert.

Die Institute unterscheiden sich darin, wie sie die politischen Präferenzen der Befragten erheben. Forsa und Infratest Dimap zum Beispiel fragen danach, ohne eine Liste mit möglichen Antworten durchzugeben. Bei Kantar hingegen liest der Anrufer eine Liste von Parteien vor. Die Befragten sollen dann ihre Präferenz nennen. Die Institute beschränken sich jedoch in den Umfragen auf die großen, in Bundestag vertretenen Parteien – also CDU, SPD, Grüne, FDP, die Linke und AfD.

Sonntagsfrage via Face-to-Face-Befragung - Wie arbeiten Meinungsforscher?

Allensbach ist das einzige Meinungsforschungsinstitut, das die Daten für die Sonntagsfrage ausschließlich in persönlichen Befragungen erhebt. Auch hier werden die Personen zufällig ausgewählt, um eine heterogene Bevölkerungsgruppe abzubilden. Allensbach legt – ähnlich wie Kantar bei telefonischen Befragungen – den Interviewpartnern eine Liste mit Parteien vor und fragt nach deren Präferenz.

Lange war die Face-to-Face-Befragung die einzige zugelassene Datenerhebungsmethode. Aus Kosten- und Zeitgründen begannen die Meinungsforschungsinstitute in den 1980er-Jahren damit, zunehmend Telefonumfragen durchzuführen.

Ein weiteres Problem persönlicher Befragungen: Es besteht die Gefahr, dass die Befragten gemäß sozialer Erwünschtheit antworteten. Befragten kann es in der direkten Kommunikation schwerer fallen, polarisierende Ansichten zu artikulieren.

Sonntagsfrage via Onlinebefragung – Wie arbeiten Meinungsforscher?

Seit einigen Jahren setzen Meinungsforschungsinstitute auch auf Onlineformate. Der Vorteil: Sie sind kostengünstig und haben niedrige Teilnahmehürden. Infratest Dimap zum Beispiel erhebt die Daten für die Sonntagsfrage aus Telefonumfragen und einem Onlinepanel. Dafür greift Infratest Dimap auf einen Pool von 150.000 Personen zurück. Diese werden aus dem Kundenbindungsprogramm Payback gewonnen – ein Bonussystem, mit dem Konsumenten beim Einkaufen Boni einstreichen können.

Wählerbefragungen können das Wahlergebnis einer Partei beeinflussen – positiv wie negativ. Karl-Rudolf Korte – Politikwissenschaftler

Yougov und Civey führen ausschließlich Onlinepanels durch. Um an der Sonntagsfrage teilnehmen zu können, müssen sich Nutzer im Vorfeld registrieren und Personenangaben machen. Diese werden anschließend gewichtet. Bei Civey können Nutzer an der Sonntagsfrage ohne vorherige Anmeldung teilnehmen. Das Meinungsforschungsinstitut teilt aber mit, dass Antworten nur in der Stichprobe berücksichtigt werden, wenn der Teilnehmende verifiziert ist.

Civey generiert ihre Umfrageteilnehmer vor allem über Nachrichtenseiten. Dort integriert das Meinungsforschungsinstitut Umfragen und erreicht so ein breites Publikum. Die erste der Fragen knüpft thematisch an den Inhalt des Artikels an, wird allerdings in der späteren Auswertung nicht berücksichtigt. Schließlich könnte der Text, in dem die Umfrage eingebunden ist, die Meinung des Teilnehmenden beeinflussen.

Dennoch, die Aussagekraft von Onlineumfragen steht in der Kritik. Anders als Telefonumfragen setzten Onlineerhebungen proaktives Handeln der Befragten voraus

Wieso sind die Ergebnisse der Sonntagsfrage je nach Institut unterschiedlich?

Die Demoskopen weisen darauf hin, dass die Umfragen eine Fehlerquote – zum Beispiel plus/minus drei Prozent – haben. Insgesamt, sagt Politikwissenschaftler Korte, gäben die Umfragen der Institute einen guten Blick über die politische Stimmung im Land. „Viele Meinungsforschungsinstitute arbeiten transparent und auf einem hohen Niveau“, sagt er.

Ein Problem sei aber, dass in der Berichterstattung in den Medien oft Kontextbedingungen zur Umfrage nicht oder unzureichend dargestellt würden. Die Unterschiede zwischen den Ergebnissen einzelner Institute seien unter anderem auf methodische Abweichungen zurückzuführen, so Korte. Die Institute korrigieren die Rohdaten mit unterschiedlichen Gewichtungen. Außerdem spielt der Zeitpunkt der Datenerhebung eine Rolle.

Welchen Einfluss hat die Sonntagsfrage auf das Wahlergebnis?

Politik-Professor Korte sagte: „Wählerbefragungen können das Wahlergebnis einer Partei beeinflussen – positiv wie negativ.“ Wenn eine Partei zum Beispiel gerade viele Sympathien genießt, könnte sich dies positiv auf die Meinungsbildung von anderen Befragten auswirken. Schneidet eine Partei in der Sonntagsfrage schlecht ab, könne das Ergebnis die Wählereinstellungen ihr gegenüber weiter verschlechtern – oder Mitleidseffekte auslösen.

Für wen machen die Institute die Umfrage zur Sonntagsfrage?

Meinungsforschungsinstitute sind private Unternehmen, die Auftragsarbeiten leisten. Die Forschungsgruppe Wahlen erhebt beispielsweise das Politikbarometer für den Fernsehsender ZDF, Insa macht die Sonntagsfrage für die Zeitungen „Bild“ und „Bild am Sonntag“.

Mehr: Schnelles Internet, Ausbau der Bahn, Klimaneutralität – so kostspielig ist das Programm der Grünen

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