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Umfrage Immer mehr Studenten planen nach dem Bachelor den Einstieg in die Berufswelt

Nach dem ersten Berufsabschluss wollen nur 47 Prozent der Studenten ein Masterstudium beginnen. Der Bachelor wird vermehrt bei Unternehmen anerkannt.
03.04.2019 - 06:18 Uhr Kommentieren
Frauen sind bei Gehaltsvorstellungen nach dem Abschluss vorsichtiger als Männer. Quelle: imago stock&people
Studierende in einem Hörsaal

Frauen sind bei Gehaltsvorstellungen nach dem Abschluss vorsichtiger als Männer.

(Foto: imago stock&people)

Berlin Vor 20 Jahren begann der Umbau des Studiums in Deutschland auf das Bachelor/Master-System. Lange sahen Studenten wie Arbeitgeber den Bachelorabschluss skeptisch – das scheint passé. Immer mehr Studenten planen den Einstieg in die Berufswelt mit dem Bachelorzeugnis. Weiterstudieren wollen nur noch 47 Prozent der Studenten.

Das zeigt das neue „Campus Barometer“ des Studienfonds Deutsche Bildung AG für 2018, das dem Handelsblatt vorliegt. Noch 2010 wollten zwei Drittel einen Master anhängen. Hoch ist heute der Drang zum Master nur noch in den Fächern Psychologie, Politik, Mathematik, Architektur und Chemie.

„Der Bachelor ist sowohl bei Studierenden als auch bei Arbeitgebern angekommen“, heißt es dazu im Bundesbildungsministerium. „Der Bachelor als erster berufsqualifizierender Abschluss ist nunmehr Realität in Deutschland“, so ein Sprecher. Erfreut über die wachsende Akzeptanz zeigt sich auch der bildungspolitische Sprecher der SPD, Oliver Kaczmarek. Man müsse allerdings prüfen, ob eventuell „schlechte Rahmenbedingungen oder zu wenig Plätze vom Masterstudium abschrecken“.

Hohe Gehaltsvorstellungen

Die Arbeitgeber erinnern daran, dass sie seit Beginn „intensiv dafür geworben haben, direkt mit dem Bachelorabschluss in den Arbeitsmarkt zu starten“ – und eventuell nach einigen Jahren Berufserfahrung einen Master anzuhängen.

Dass nun mehr Studierende nach dem Bachelor einsteigen wollen, „ist eine gute Entwicklung, die sicher auch auf die hervorragende Arbeitsmarktsituation für Akademiker zurückzuführen ist“, hieß es bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitsgeberverbände (BDA).

Grafik

Dafür sprechen auch die deutlich gewachsenen Gehaltserwartungen: Im Schnitt erwarten die knapp 7000 befragten Studenten ein Einstiegsgehalt von gut 42.000 Euro brutto – das sind elf Prozent mehr als drei Jahre zuvor. Die, die nach dem Bachelor arbeiten möchten, erwarten knapp 40.000, die künftigen Masterabsolventen 42.600 Euro.

Mit dem üppigsten Anfängergehalt von mehr als 50.000 Euro rechnen Chemiker, Juristen und Mediziner – Ingenieure erwarten immerhin noch knapp 45.000. Auffällig ist die große Differenz zwischen den Geschlechtern: Männer erwarten im Schnitt einen Einstieg mit 45.600 Euro – Frauen nur mit gut 40.000.

Die Differenz von mehr als 5.300 Euro ist zwar etwas kleiner geworden – 2015 waren es noch gut 6.400 Euro – „doch sie gibt dennoch zu denken“, sagt Anja Hofmann, Vorstand der Deutschen Bildung.
Dass sich Frauen weniger zutrauen, zeige sich auch im geringeren Drang zu einer Führungsposition.

Zwar können sich fast vier Fünftel der Frauen eine leitende Position vorstellen – gegenüber fast 90 Prozent der Männer. Doch sie sind vorsichtiger, ein größerer Teil kreuzt „eventuell“ an. „Auf jeden Fall“ einen Führungsjob peilt fast ein Viertel der Studenten, aber nur jede zehnte Studentin an.

Immerhin 43 Prozent der Frauen können sich vorstellen, sich einmal selbstständig zu machen, oder bezeichnen das als reizvoll – bei den Männern sind es 60 Prozent. Wichtig sei daher, „Studentinnen über das Fachwissen hinaus gezielt zu fördern, Mut zu machen und zu helfen, sich von den tief verankerten Rollenbildern zu befreien“, so Hofmann.

Genügsamer sind Frauen auch schon während des Studiums: „Rundum zufrieden“ wären sie im Schnitt mit einem Monatsbudget von 978 Euro – Männer bräuchten schon 1 102. De facto zur Verfügung haben die Frauen 734 Euro, Männer fast 800. Die Differenz erklärt sich vor allem damit, dass die männlichen Studenten pro Woche im Schnitt 40 Minuten mehr arbeiten.

Mieten sind zu hoch

Fast die Hälfte des Geldes geht für Miete drauf (siehe Grafik). Die häufigste Finanzierungsquelle sind die Eltern, von denen 70 Prozent der Studenten Geld bekommen. Gut jeder zweite Student jobbt nebenher, ein Drittel investiert seine Ersparnisse. Das Bafög hilft lediglich einem Viertel. Eine deutlich kleinere Rolle spielen Studienkredite (acht Prozent), Stipendien (sieben) und Studienfonds (zwei).

Inzwischen meinen jedoch vier von fünf Studenten, „dass die Miet- und Lebenshaltungskosten in den Hochschulstädten zu hoch geworden sind“, heißt es im „Campus Barometer“. Wenig überraschend wünschen sich daher zwei Drittel, dass der Staat und die Wirtschaft stärker in die Studienfinanzierung einsteigen. Mehr als jeder zweite Student hat einen Nebenjob und verdient damit im Schnitt 412 Euro im Monat. Die Hälfte gibt allerdings an, dass sich das negativ auf die Noten und die Dauer des Studiums auswirke.

Gefragt, was sie mit mehr Geld anstellen würden, sagen 70 Prozent, sie würden es sparen oder anlegen. Fast ebenso viele würden sich mehr Freizeit gönnen. Schon auf Platz drei der Wunschliste steht jedoch „gesünderer und nachhaltigerer Konsum“. Das widerspricht verbreiteten Vorurteilen über junge Leute, meint Anja Hofmann: „Millennials seien etwa materialistisch, spaßorientiert und hätten ein ausgeprägtes Anspruchsdenken, so das Klischee. Dass viele Studenten ein höheres Budget zum Sparen, für einen nachhaltigeren Konsum und für finanzielle Unabhängigkeit verwenden würden, entkräftet diese Vorstellungen.“

Enorm groß ist der Drang in die Ferne: Wenn „Geld keine Rolle spielen würde“, würden satte 42 Prozent ein Semester im Ausland studieren – oder ihr Auslandsstudium verlängern. Derzeit studiert mehr als ein Drittel teilweise im Ausland. Die Bundesregierung will den Anteil bis 2020 auf 50 Prozent erhöhen.

Unter dem Strich bezeichnen sich 70 Prozent als zufrieden oder sehr zufrieden. Das ist der höchste Wert seit 2010, als es nur 52 Prozent waren. Vorangegangen waren „Bildungsstreiks“ in ganz Deutschland gegen schlechte Studienbedingungen.

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