
Kölns Spieler Artjoms Rudnevs (l-r), Anthony Modeste und Trainer Peter Stöger jubeln nach der Bierdusche für Stöger auf der Pressekonferenz. Köln gewann 2:0 und wird in der Europa League spielen.
Düsseldorf Der FC Bayern München und Borussia Dortmund sind für den deutschen Fußball Fluch und Segen zugleich. Sportlich und vor allem wirtschaftlich dominieren beide Vereine die Bundesliga seit Jahren. Allerdings ist der Verfolger aus dem Ruhrgebiet dabei höchstens sportlich auf Augenhöhe, und das auch nur gelegentlich.
Die herausragende Stellung des Rekordmeisters, die mangelnde Konstanz des stärksten Konkurrenten und die Schwäche der restlichen Liga ist das große Problem der Bundesliga im internationalen Vergleich. Zwar boomt die Bundesliga hierzulande, auch in der gerade abgelaufenen Saison haben die 18 Vereine mehr als drei Milliarden Euro umgesetzt.
Borussia Dortmund vor Bayern München und Schalke 04: So lautet das Ranking in der Umsatztabelle für die Saison 2016/17. Der Grund: Sehr hohe Transfereinnahmen des BVB. Beide kommen auf Einnahmen von mehr als 300 Millionen Euro.
Die Bundesliga ist ein Milliardengeschäft. Pro Saison geht es um rund zwei Milliarden Euro. Davon entfallen auf die einzelnen Bereiche folgende Summen:
Diesen Bereich sehen die Klubs als Zukunftsmarkt. Mit rund 120 Millionen hat er ein beachtliches Niveau erreicht. Die größten Profiteure sind Bayern, BVB, Schalke und Leverkusen. Die Masse der Klubs erhält bloß 2,5 Millionen Euro aus diesem Topf.
Von Champions- und Europa League profitieren nur einige wenige Vereine. Um so beachtlicher ist der Gesamttopf mit rund 180 Millionen Euro.
Die wichtigen Geldgeber aus der Wirtschaft (Ausrüster, Trikotlieferanten und Stadionsponsoren) geben den Vereinen pro Saison mehr als 250 Millionen Euro. Der große Absahner ist Rekordmeister Bayern München mit rund 60 Millionen Euro.
Der BVB hat das größte Stadion und daher auch die höchsten Zuschauereinnahmen. Insgesamt kommen für die 18 Vereine rund 350 Millionen Euro zusammen.
Verkäufe von Spielern werden immer mehr zur wichtigen Einnahmequelle. Ligaweit ging es in der Saison 2016/17 um mehr als 430 Millionen Euro.
Die wichtigste Einnahmequelle auf Sicht. Krösus ist Bayern München. Zwischen gut 20 und gut 40 Millionen Euro erhalten die Vereine. Insgesamt sind es mehr als 520 Millionen Euro für die Liga, was im Schnitt knapp 30 Millionen Euro pro Verein macht.
Doch der Erfolg im Stammland überdeckt die Schwächen im internationalen Vergleich. Sportlich ist dies in der abgelaufenen Saison ungewöhnlich deutlich geworden. Die Halbfinalspiele in Champions und Europa League fanden ohne deutsche Beteiligung statt. Das ist für das Land des Fußball-Weltmeisters eine blamable Bilanz.
Sportlich sind die spanischen Mannschaften das Maß. Keine Liga hat in den vergangenen Jahren derart erfolgreich gespielt. Das Besondere: In Spanien kämpfen nicht nur die zwei Supervereine FC Barcelona und Real Madrid auf Augenhöhe, dahinter haben sich extrem starke Klubs etabliert, die zumindest sportlich immer für eine Überraschung gut sind und die Branchenführer immer wieder herausfordern.
Wirtschaftlich enteilt die englische Premier League in eine andere Dimension – dank fantastischer TV-Deals, großartiger Sponsorenverträge und der größten internationalen Fanbasis. Mit den Topvereinen aus London und Manchester können international nur Real Madrid, FC Barcelona, Juventus Turin und die Bayern mithalten.
Was für ein Glück für die anderen, dass die Engländer aus ihren Milliarden im Überfluss sportlich so wenig machen. Auch zuletzt zeigte sich das bekannte Muster: Die meisten Klubs sind zum Teil sang- und klanglos recht früh ausgeschieden. Nur ein Klub von der Insel, Manchester United, liegt als Finalist der Europa League wirtschaftlich im Soll.

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