Energie RWE testet Super-Stromkabel

Das Modell eines Supraleiter-Stromkabels: Das neue Kabel überträgt deutlich mehr Strom als herkömmliche Kupferkabel.
Essen In der Essener Innenstadt testet der Stromkonzern RWE seit Anfang April 2013 ein Supraleiterkabel, das auf minus 200 Grad gekühlt wird und Strom fast ohne Verluste transportiert. Die Vorbereitungen seien fast abgeschlossen, im zweiten Quartal starte der Test für das rund einen Kilometer lange Hochleistungskabel, sagte eine RWE-Sprecherin.
Nach Angaben des Konzerns ist das Projekt eine Weltpremiere. Hersteller und Energieversorger erhoffen sich von der Technik, für die der deutsche Physiker Georg Bednorz 1987 den Nobelpreis bekommen hatte, auf Dauer erhebliche Kosteneinsparungen.
Da die Supraleitungen bei gleichem Querschnitt fünfmal so viel Strom transportieren wie herkömmliche Erdkabel, können sie bequem in bestehende Kabelschächte verlegt werden. Bei Neubauten wird Platz gespart und es fallen innerstädtische Umspannstationen weg. Die reinen Kabelkosten betragen nach Angaben des Herstellers Nexans Deutschland rund eine Million Euro für den Kilometer und damit etwa zwei bis dreimal so viel wie herkömmliche Erdkabel. Die Industrie setzt auf deutlich sinkende Kabelpreise, wenn sich die Technik durchsetzt. Großstädte haben Stromverteilnetze mit mehreren Tausend Kilometern Länge und entsprechenden Erneuerungsbedarf.
RWE versucht sich aber auch an Energiesparprojekten. So unterstützt das Unternehmen das Bauforschungsprojekt "Alte Dorfschule m.H. — Vom Leerstand zum Multiplen Haus" mit smarter Haussteuerungstechnik. In ländlichen Gebieten, in denen Dienstleister und Anbieter von Bedarfsartikeln nicht unmittelbar erreichbar sind, helfen multiple Häuser, den grundlegenden Bedarf zu decken: Am Montag kommt der Arzt, am Dienstag berät die Bank, am Mittwoch gibt es einen Internetkurs. Gerade ältere Menschen profitieren.
Nach dem Prinzip des Carsharing teilen sich mobile Dienstleister Grundmiete und Nutzungsgebühren eines multiplen Hauses. Dabei handelt es sich um ehemals leer stehende Gebäude in Dörfern oder kleineren Gemeinden, bei denen nun die Nutzer täglich wechseln. 2014 werden mehrere ausgewählte Immobilien in dem Projekt, das das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit fördert, umgebaut. In der Region Stettiner Haff in Mecklenburg-Vorpommern entsteht so ein erstes Netzwerk in fünf Nachbardörfern.
Um Energie zu sparen, stellt RWE dem Büro RB Architekten aus Leipzig, das die Idee der multiplen Häuser entwickelt hat, Geräte für die ersten multiplen Häuser zur Verfügung, erklärt das Unternehmen. Ganz wichtig sei bei wechselnder Nutzung, dass Energiekosten transparent werden. Die Basis für eine klare Abrechnung sei mit der smarten Technologie von RWE geschaffen. Unliebsame Stromfresser könnten dabei gleich identifiziert und ausgetauscht werden.