Reich an Müll, arm an Strom Lagos nutzt Abfälle für Elektrizität

Einsatz auf der Müllhalde: In Lagos soll mit Abfällen Elektrizität erzeugt werden.
Lagos Auf der größten Müllhalde der Stadt Lagos herrscht rege Geschäftigkeit. Dutzende Männer sind im Einsatz, sortieren auf einem sechs Meter hohen Berg von Abfällen alles aus, was aus Eisen, Plastik oder Nylon ist, während sich Hunderte von Silberreihern um die verfaulenden Überreste streiten.
Lagos mit seinen mehr als 20 Millionen Einwohnern versinkt sozusagen im Müll. Er häuft sich auf den Straßen, draußen vor Häusern, an Wasserwegen und Lagunen - er sieht hässlich aus und stinkt. Die Stadt leidet zugleich unter Strommangel, und viele Einwohner sind von Dieselgeneratoren abhängig, die mit ihren schwarzen Abgasen die Luft verpesten.
Jetzt hat die größte Stadt in Nigeria, Afrikas bevölkerungsreichstem Staat, ein Programm gestartet, das gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen soll. Abfälle werden in Methangas verwandelt, um Elektrizität zu erzeugen. Außerdem soll organisiertes Recycling dabei helfen, Lagos sauberer zu machen.
Ein Pilotprojekt auf dem Ikosi-Obstmarkt verspricht Erfolg. Händler bringen ihre verfaulenden Früchte zu einem kleinen Schuppen, oder Müllarbeiter sammeln sie ein. Das Obst wird zu einem Brei zerquetscht, und dann wird durch anaerobe Gärung Gas erzeugt. Die matschigen Überreste werden als Gartenkompost verwendet, und das Gas wird in einen Generator geleitet, der einen Lichtstrahl erzeugt. Das ermöglicht es den Großhändlern, über Nacht ihre Produkte auszuladen.
Ananas, Bananen und Wassermelonen scheinen bei der Gaserzeugung am ergiebigsten zu sein, sagt Tolulope Adeyo, die zu den Leitern des städtischen Müllverwertungsprogrammes zählt. Sie hofft, dass der Ikosi-Markt bald ganz seine eigenen Strom produziert und sich eines Tages alle 500 Obstmärkte der Stadt selbst mit Elektrizität versorgen.
Inzwischen hat auf der Olusosun-Müllkippe ebenfalls ein Stromerzeugungsprojekt begonnen. Ungefähr ein Viertel des etwa 42 Hektar großen Geländes ist mit senkrechten Rohren gespickt, die Methangas einfangen sollen. Auf der Halde landen ungefähr 40 Prozent der schätzungsweise 10.000 Tonnen Müll, die täglich in Lagos anfallen. Ziel ist es, aus den Abfällen so viel Gas zu gewinnen, dass genug Strom zur Beleuchtung der auch nachts geöffneten Kippe produziert werden kann.