Fettleibigkeit in USA Die Supermacht im Kampf gegen die Pfunde

Zucker-Drinks und fettiges Fastfood setzen Amerika zu. Mit Gesundheitskampagnen versucht das Land gegenzusteuern. Auch die Getränkeindustrie - am rasanten Anstieg der Zahl der Übergewichtigen nicht ganz unschuldig - beteiligt sich. Mit zweifelhaften Motiven.
25.09.2014 - 17:44 Uhr 2 Kommentare
Softdrinks im Jumbobecher: Teilweise schon verboten. Quelle: dpa

Softdrinks im Jumbobecher: Teilweise schon verboten.

(Foto: dpa)

New York Amerika kämpft mit einem dicken Problem - mehr als ein Drittel der Menschen im Land leiden an Fettleibigkeit. Kein Wunder: Kalorienbomben wie Softdrinks und fette Burger sind traditionell fester Bestandteil der Essenskultur. Das ändert sich jedoch langsam. Die Getränkeindustrie reagiert mit einer Initiative auf den Trend.

Im „Land of the free“ galt Ernährung lange als reine Geschmackssache. Mittlerweile hat der Wind gedreht. Die mangelnde Fitness weiter Teile der Bevölkerung ist eine immense Belastung für die weltgrößte Volkswirtschaft. Ökonomen haben berechnet, dass dem Gesundheitssystem Kosten von etwa 200 Milliarden Dollar pro Jahr durch Fettleibigkeit entstehen.

Doch die USA machen Fortschritte, meinen die Experten Risa Lavizzo-Mourey von der Gesundheitsstiftung Robert Wood Johnson Foundation und Jeffrey Levi vom Trust for America's Health. Das Duo forscht seit mehr als zehn Jahren zum Thema. „Unsere erste Studie war die öffentliche Antwort auf eine Krise, die epidemische Ausmaße erreicht hatte.“

Mittlerweile sind Zucker-Drinks an vielen Schulen verboten, und auf etlichen Verpackungen werden Kalorien angegeben. Die Initiative „Let's Move“ von First Lady Michelle Obama soll Kindern mit Gewichtsproblemen helfen. Zuletzt haben sogar die Getränkeriesen Coca-Cola, Pepsi und Dr. Pepper Snapple versprochen, der Nation gesündere Softdrinks zu liefern.

Einiges habe sich verbessert, sagen auch die Forscher Lavizzo-Mourey und Levi. „Nach Jahrzehnten mit alarmierenden Anstiegen, zeigt der diesjährige Report, dass sich die Fettleibigkeit bei Kindern stabilisiert hat“. Bei Erwachsenen habe der Anstieg immerhin zum ersten Mal seit 30 Jahren gebremst werden können. Das klingt ermutigend.

Ein Blick in ihre Analyse zeigt jedoch, dass die Lage kritisch bleibt. Vor allem bei ethnischen Minderheiten und Familien mit niedrigen Einkommen dominiert billiges Fast Food weiter den Speiseplan. Und die als Initiative gegen Fettleibigkeit vermarktete Kampagne der Softdrink-Industrie entpuppt sich indes als PR-Stunt einer Branche mit Imageproblemen.

Die Konzerne wollen Amerikas Fettleibigen mit kleineren Flaschen beim Abnehmen helfen. Außerdem soll der Umsatz mit kalorienarmen Getränken angekurbelt werden. Drinks, die nicht unter dem Diät-Label vermarktet werden, befänden sich aber ohnehin „im freien Fall“, erklärt Michael Jacobson vom Center for Science in the Public Interest, einer Verbraucherorganisation aus Washington.

„Wir brauchen viel größere und schnellere Maßnahmen“, meint Jacobson. Das ist offenbar doch nicht so einfach. Einer der auszog, die Kalorienbombe zu entschärfen, ist New Yorks ehemaliger Bürgermeister Michael Bloomberg. Als erste Stadt im Lande hatte die Hudson-Metropole 2012 den Verkauf von Softdrinks im Jumbobecher („Big Gulp“) aus Gesundheitsgründen verbieten wollen.

„Ich glaube, das ist der größte Einzelschritt, den je eine Stadt im Kampf gegen Fettleibigkeit gemacht hat“, sagte Bloomberg damals. Doch er hatte die Rechnung ohne Milton Tingling gemacht. Der New Yorker Richter kippte das Gesetz in letzter Minute - die Größenfestlegung sei willkürlich und entspreche nicht der Verfassung der Vereinigten Staaten, hieß es als Begründung. Ein Triumph für die Getränkeindustrie.

Gegen Bloombergs Plan geklagt hatte seinerzeit der Branchenverband American Beverage Association. Das ist übrigens dieselbe Organisation, die am letzten Dienstag die Pressemitteilung mit der Überschrift „Allianz für eine gesündere Generation“ verschickte, in der Coca-Cola, Pepsi und Dr. Pepper Snapple ihr „historisches Bekenntnis“ zu einer kalorienärmeren Zukunft Amerikas abgaben.

  • dpa
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