Klinikmarkt Mit dem iPad auf Visite

Wirtschaftswelt Krankenhaus: Moderne Technologien erobern auch die Kliniken - doch es gibt Schwächen. Gerade Deutschland hinkt bei den IT-Investitionen noch hinterher. Ein möglicher Grund: Fehlende Anreize.
20.11.2013 - 12:05 Uhr Kommentieren
Ein Arzt mit Tablet-PC: IT am Patientenbett ist für viele Kliniken immer noch eine große Herausforderung.

Ein Arzt mit Tablet-PC: IT am Patientenbett ist für viele Kliniken immer noch eine große Herausforderung.

Düsseldorf In der Berliner Charité schlägt der Arzt am Krankenbett neuerdings die elektronische Patientenakte auf dem Tablet-Rechner auf. Schnell und bequem hat der Arzt so alle Daten des Patienten im Blick. Das Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf hat sogar schon den Status der papierlosen Klinik erreicht: Das Sammelsurium von Diagnoseblättern, Laborwerten und Röntgenaufnahmen zwischen Pappdeckeln ist hier längst Vergangenheit.

Statt mit dicken Patientenakten sind Ärzte in vielen Kliniken mit dem iPad auf Visite. Doch nicht immer mit dem erhofften Erfolg: Weil die IT-Prozesse nicht richtig abgestimmt sind, müssen Patienten oft immer noch unnötige Wartezeiten und Doppeluntersuchungen in Kauf nehmen.

Wie die IT Abläufe in Krankenhäusern optimieren kann, ist ein vieldiskutiertes Thema in der Branche - auch auf der heute startenden Medizintechnikmesse Medica in Düsseldorf. Vier Experten, die das Handelsblatt zu einer Gesprächsrunde zusammengebracht hat, haben dazu eine klare Meinung: Der Patient muss im Mittelpunkt der Maßnahmen stehen. Das Credo ist so einfach wie kompliziert.

„Der Patient muss den Mehrwert erkennen“

"IT findet in der Klinik an entscheidenden Stellen noch nicht statt" , sagt Hagen Hupperts, IT-Projektleiter bei der Charité in Berlin. "Vorrangiges Ziel ist es meist, durch den Einsatz von IT Kosten zu senken. Aus der Perspektive des Arztes oder des Patienten wird dabei selten gedacht." Eine Einschätzung, die Ekkehard Mittelstaedt, Geschäftsführer des Bundesverbands Gesundheits-IT teilt: "Es ist für viele Krankenhäuser immer noch eine Herausforderung, die Abläufe über alle Abteilungen hinweg so zu planen, dass der Patient keinen Tag länger als nötig im Krankenhaus bleiben muss", sagt er. Ein Beispiel für fehlende Abstimmung: Der Operationssaal ist zwar frei, aber kein Bett auf der Intensivstation.

In Deutschland werden nur rund 1,5 bis zwei Prozent des Umsatzes in Krankenhäusern für Informationstechnologie ausgegeben, in den USA sind es etwa fünf Prozent. Das liegt auch an den Anreizen, findet Ben Bauerschaper, Geschäftsbereichsleiter Healthcare IT bei General Electric in Europa. "Klinikchefs in Deutschland arbeiten sehr autark. Bezahlt wird nach Fallpauschalen. Der Kostendruck ist hoch", sagt er. Es gebe zu wenig Anreize, durch Investitionen in Technik oder Vernetzung mit anderen Anbietern die Qualität der Versorgung zu verbessern. In skandinavischen Ländern seien Kliniken stärker vernetzt. Durch den Austausch könnten leichter Zweitmeinungen eingeholt und die Behandlungsqualität verglichen werden.

Flatrate für Krankenhäuser
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