Präventionsmaßnahmen Fett- und Zuckersteuer für Dickmacher

Schlaganfall, Diabetes, Herzinfarkt und Co: Ärzte sehen einen „Tsunami chronischer Erkrankungen“ heranrollen. Doch die derzeitige Prävention erreicht zu wenig Menschen.
13.11.2014 - 09:33 Uhr 3 Kommentare
Gesundheitsrisiko Nummer 1: Die Hälfte der Deutschen ist übergewichtig und bewegt sich zu wenig. Präventionsmaßnahmen müssen neugedacht werden, so Ärzte. Quelle: dpa

Gesundheitsrisiko Nummer 1: Die Hälfte der Deutschen ist übergewichtig und bewegt sich zu wenig. Präventionsmaßnahmen müssen neugedacht werden, so Ärzte.

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Berlin Mit erhobenem Zeigefinger wird keine gute Prävention gemacht – darüber ist sich eine Allianz aus elf medizinischen Fachgesellschaften einig. Sie stellte am Mittwoch in Berlin ein vier Punkte-Programm vor, um chronischen Erkrankungen endlich wirkungsvoller vorzubeugen. „Wir müssen den Tsunami der chronischen Krankheiten stoppen“, betonte der Diabetologe und Sprecher der Deutschen Allianz gegen Nichtübertragbare Krankheiten, Dietrich Garlich. Aber bislang gebe es vor allem Einzelmaßnahmen im Kampf gegen Übergewicht und Bewegungsmangel – den mächtigen Risiken für Diabetes, Schlaganfall, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder auch Krebs. „Aber die erreichen zu wenige und auch die falschen Menschen.“

Fakt ist: Die Hälfte der Erwachsenen und 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen in Deutschland sind zu dick, ein knappes Viertel der Erwachsenen und sechs Prozent der Kinder sogar fettleibig. Um sie alle zu erreichen, zu gesünderer Lebensweise und mehr Bewegung zu animieren, sollen nach dem Willen der Allianz nun strukturelle Veränderungen her: Eine Stunde Sport am Tag in den Schulen und Kitas, eine „Fett- und Zuckersteuer“ auf Dickmacher-Lebensmittel, verbindliche Qualitätsstandards für Kita- und Schulessen sowie ein Verbot von Lebensmittelwerbung, die sich an Kinder richtet. Festschreiben könne man dies aber wohl erst im nächsten Koalitionsvertrag.

Frühzeitig, schon bei den Kindern, beginnen – und den Spaß- und Genussfaktor des gesunden Essens und Lebens auskosten, darauf komme es an, betonen die Mediziner.

Der Arzt und Komiker Eckart von Hirschhausen rief dazu auf, mit dem Zeigefinger nicht zu drohen, sondern zu kitzeln. „Kein Jugendlicher verzichtet aufs Rauchen, weil ihm irgendwann ein Herzinfarkt drohen könnte. Aber vielleicht tut er es, wenn man ihm Geheimdokumente aus der Tabakindustrie zeigt.“ Verteufeln funktioniere nicht, dafür oft aber das Prinzip der Reaktanz: „Wenn ich Cola verbiete, wird sie spannend. Sie können ihrem Kind also Brokkoli verbieten, und es wird probieren wollen.“ Auch umgekehrt werde ein Schuh draus: Eine rauchende Kanzlerin etwa würde den Tabakkonsum Jugendlicher vermutlich senken – mangels Coolnessfaktor.

Woran die Deutschen leiden
Mehr als jeder dritte Hartz-IV-Empfänger psychisch krank
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Zu den häufigsten Krankheiten in Deutschland gehören seelische Störungen. Dem Bundesgesundheitsministerium zufolge leidet jeder dritte Mensch im Laufe seines Lebens mal an einer solchen Krankheit. Die häufigste Form ist die Depression, worunter etwa Angstzustände oder auch das Krankheitsbild des Burn-out-Syndroms fallen. Stress oder berufliche Überbelastung können Gründe sein.

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Schnupfen, Bronchitis, Husten: 17,4 Prozent aller Erkrankungen drehen sich um akute Infekte der oberen Atemwege, wie es im Barmer GEK Arztreport 2013 heißt. Zu den Erkrankungen der oberen Atemwege gehören beispielsweise Krankheiten wie Nasennebenhöhlenentzündungen. Zu den besonders weit verbreiteten Atemwegserkrankungen zählt nach WHO-Schätzungen mit weltweit 235 Millionen Betroffenen Asthma.

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Dicke Menschen sind einsam
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Ähnlich häufig wie Erkrankungen der Atemwege sind in Deutschland Probleme mit dem Fettstoffwechsel. Dazu gehört beispielsweise Übergewicht, das auf falsche Ernährung und Bewegungsmangel zurückzuführen ist. Eine Statistik der DKV zufolge sind rund 46 Prozent der Bevölkerung übergewichtig. Männer sind dabei häufiger betroffen als Frauen.

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Im Krankenhaus stehen Ärzte bei der Versorgung schwer übergewichtiger Menschen vor einer Herausforderung. Denn durch das hohe Gewicht können die Patienten empfindlicher auf Mittel wie Sedativa und Narkosemittel reagieren. Deswegen müssen während Operationen Werte wie die Herzfrequenz oder der Blutdruck noch sicherer kontrolliert werden. GE Healthcare hat bestimmte Parameter entwickelt, um die Patienten während des Eingriffs besser überwachen zu können und ihnen im Anschluss eine bessere Erholung zu ermöglichen.

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Diabetes
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Zu den Fettstoffwechselstörungen gehört unter anderem der Diabetes mellitus, im Volksmund nennt man ihn auch Zuckerkrankheit. Man unterscheidet zwischen Typ 1 und Typ 2, wobei letzterer die mit Abstand häufigere Diabetes-Form ist. 2012 litten 371,33 Millionen Menschen weltweit an Diabetes - 2030 sollen es laut International Diabetes Federation schon 551,87 Millionen sein.

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OECD-Vergleich zur Gesundheit
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Vier von fünf Erwachsenen haben mindestens einmal in ihrem Leben Probleme mit dem Rücken. Laut des Statistischen Bundesamtes kostet das Kreuz mit dem Kreuz die Volkswirtschaft jedes Jahr rund 20 Milliarden Euro. Übergewicht, monotones Arbeiten, Bewegungsmangel oder psychischer Druck gehören zu den Risikofaktoren, die das Robert-Koch-Institut definiert.

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Alzheimer1_Imago
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Eine zunehmende Bedrohung gerade im Alter stellen Demenzerkrankungen dar. Gegenüber dem Jahr 2007 erwarten Experten, dass die Zahl der Betroffenen bis zum Jahr 2050 um 113 Prozent steigen wird. Die häufigste Form von Demenz war 2011 nach Angaben des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung mit 65 Prozent die Alzheimer-Demenz, die immer noch unheilbar ist.

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  • dpa
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