Situation in Entwicklungsländern Kinder trotz Wirtschaftswachstums unterernährt

Kinder stehen in einem Flüchtlingslager in Mogadischu für Essen an: Die ärmsten Familien profitieren kaum vom wirtschaftlichen Wachstum in Entwicklungsländern, so eine jetzt veröffentlichte Studie.
Wirtschaftswachstum allein ist kein Mittel gegen die Unterernährung von Kindern in Entwicklungsländern. Entgegen bisherigen Annahmen sei das Wirtschaftswachstum mit keinem oder im besten Fall lediglich mit einem sehr geringen Rückgang von Untergewicht und Wachstumsstörungen bei den ärmsten Kindern verbunden, wie ein internationales Forscherteam am Donnerstag in der Online-Ausgabe des Magazins „The Lancet Global Health“ schreibt.
Die Wissenschaftler aus den USA, der Schweiz, Indien und von der Universität Göttingen analysierten Daten von unter dreijährigen Kindern, die aus mehr als 100 Erhebungen in 36 Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen stammen.
Dabei untersuchten sie vor allem die Auswirkungen des Bruttoinlandsprodukts auf die Ernährungssituation von Kindern. Es zeigte sich demnach kein Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Unterernährung vor allem bei Kindern aus den ärmsten Familien.
Nach Ansicht der Autoren könnten diese Erkenntnisse dazu beitragen, die bisherigen Maßnahmen im Kampf gegen die Unterernährung zu überdenken. Dies bedeute nicht, dass die wirtschaftliche Entwicklung generell nicht wichtig sei, erklärte der Göttinger Forscher Sebastian Vollmer. Die Studie sei aber eine Warnung an die Politiker, sich nicht ausschließlich auf Wachstums-Strategien zu verlassen. Von zentraler Bedeutung seien vielmehr Maßnahmen, die konkrete Lebensumstände betreffen wie sauberes Wasser oder Impfungen.
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Die Forscher nennen mehrere mögliche Gründe, warum das Wirtschaftswachstum in armen Ländern kaum Auswirkungen auf die Ernährungssituation der Kinder hat. So seien die steigenden Einkommen möglicherweise ungleich verteilt, so dass arme Menschen dabei außen vor bleiben. Zudem werde das Geld nicht unbedingt für eine bessere Ernährung ausgegeben. Und zum anderen mangele es an Verbesserungen im öffentlichen Gesundheitsdienst, etwa der Bereitstellung von sauberem Wasser.