Weniger Ritalin verwendet Zappelt Philipp seltener?

Trendwende? Zum ersten Mal seit 20 Jahren ging der Verbrauch des Ritalin-Wirkstoffs Methylphenidat leicht zurück.
Frankfurt Der Einsatz des umstrittenen Psycho-Medikaments Ritalin gegen das „Zappelphilipp-Syndrom“ ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung) bei Kindern ist in Deutschland erstmals seit zwanzig Jahren gesunken. Nach dem deutlichen Anstieg des Verbrauchs in den vergangenen zwei Jahrzehnten sei dies ein positives Signal, erklärte der Chef des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn, Walter Schwerdtfeger, am Dienstag. Es deute auf einen kritischeren Umgang mit der Arznei hin.
Nach Angaben des BfArM wurden im vergangenen Jahr bundesweit 1803 Kilogramm des Ritalin-Wirkstoffs Methylphenidat verbraucht – zwei Prozent weniger als 2012. In den zehn Jahren zuvor hatte sich der Verbrauch der rezeptpflichtigen Arznei noch verdreifacht.
„Von einer echten Abwärtstendenz können wir derzeit sicherlich noch nicht sprechen“, schränkte BfArM-Präsident Walter Schwerdtfeger ein. Gleichwohl sei der erstmalige leichte Rückgang ein „Signal, das möglicherweise auf einen kritischeren Umgang mit Methylphenidat hindeutet“.
Der Einsatz von Ritalin bei hyperaktiven Kindern ist wegen möglicher Nebenwirkungen wie Appetitlosigkeit, Wachstumsstörungen und Herz-Kreislauf-Beschwerden umstritten. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) von Ärzten, Kliniken und Kassen hatte deshalb 2010 die Verordnung der Mittel eingeschränkt.
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Das Zappelphilipp-Syndrom ist eine psychische Störung, die durch Symptome wie Unaufmerksamkeit und besonders impulsives Verhalten auffällt. Bei Kindern und Jugendlichen ist ADHS mittlerweile die häufigste psychische Störung, sie kann bis ins Erwachsenenalter fortbestehen.