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Digitale Revolution

#DigitalDictionary Das Screenome – unser digitales Erbgut

Wer schon heute das Morgen verstehen will, muss die Sprache der Zukunft sprechen. Dabei hilft das digital dictionary unserer digitalen Bildungsplattform ada. Folge 28: Screenome.
20.01.2020 - 09:52 Uhr Kommentieren
Was machen Menschen alles auf ihrem Smartphone? Quelle: AFP
Smartphone

Was machen Menschen alles auf ihrem Smartphone?

(Foto: AFP)

Düsseldorf Die US-Marktforschung dscout wollte im vergangenen Jahr wissen, wie oft Menschen pro Tag ihr Smartphone anfassen. Also programmierte sie eine App, die fünf Tage lang 24 Stunden täglich das Nutzungsverhalten von 94 Erwachsenen aufzeichnete. Im Schnitt berührten die Testpersonen ihr Gerät 2617 Mal.

Geht man konservativ geschätzt von acht Stunden Schlaf aus, kamen die Proband*innen tagsüber auf 164 Kontaktaufnahmen pro Stunde. Auf die Apps von Facebook und Alphabet, also Messenger, Google Mail oder YouTube, entfiel knapp die Hälfte aller Berührungen.

An dieser Stelle ein kurzes Gedankenexperiment: Stellen Sie sich vor, Sie würden bei einem solchen Versuch mitmachen – aber nicht nur fünf Tage lang, sondern für immer. Stellen Sie sich weiterhin vor, es gäbe ein Programm, das alle fünf Sekunden eine Art Schnappschuss ihres Smartphone-Displays macht – und diesen Schnappschuss im Anschluss in einer Datenbank ablegt, wo Wissenschaftler*innen ihn fortwährend auswerten können. Würden Sie mitmachen?

Was nach einer kühnen Zukunftsvision klingt, ist tatsächlich bereits in der Entstehung – und zwar angetrieben von Byron Reeves, Professor für Kommunikationswissenschaften an der Stanford-Universität. Er veröffentlichte im vergangenen Jahr eine Studie im Fachjournal „Human-Computer Interaction“, in der er gemeinsam mit einem Dutzend Kolleg*innen das „Screenome“ vorstellte.

Abgeleitet ist das Kunstwort vom Wort „Genome“, also dem Chromosomensatz einer menschlichen Zelle, in dem das gesamte Erbgut angelegt ist. Unter einem Screenome hingegen versteht Reeves gewissermaßen den Strang unseres digitalen Erbguts: eine nahezu endlose Folge von Interaktionen mit Bildschirmen und Computersystemen.

ada - Heute das Morgen verstehen

Für Wissenschaftler*innen ist solch eine Datenbank ein Traum, für Datenschützer*innen eine absolute Horrorvision. Dennoch ist Reeves in der vergangenen Woche vorgeprescht und hat in einem Text im renommierten Wissenschaftsmagazin „Nature“ den Start des „Human Screenome Projects“ vorgestellt. Reeves: „Um zu verstehen, wie die Menschen digitale Medien nutzen, müssen Forscher*innen alles festhalten, was die Nutzer*innen auf ihren Bildschirm tun und sehen.“

Die sprachliche Nähe zur Erforschung unserer Erbanlagen ist so gewollt: „Genauso wie das Humangenomprojekt unser Verständnis von Krankheiten verändert hat“, schrieb Reeves im vergangenen Jahr in der Studie, „so könnten uns Daten eine bessere Vorstellung davon geben, wie Technologie mit sozialen Problemen verknüpft ist.“

Gemeinsam mit seinem Team hat er bereits 30 Millionen Screenshots von mehr als 600 Menschen gesammelt – die Ergebnisse seien „atemberaubend“, wenngleich es verlockend sei, Voyeurismus zu betreiben. „Es ist faszinierend“, sagte Reeves gegenüber der „MIT Technology Review„, „man bekommt den Eindruck, einen Menschen wirklich kennenzulernen.“

Mehr: Daniel Rettig ist Redaktionsleiter der digitalen Bildungsplattform ada. Wenn auch Sie schon heute das Morgen verstehen wollen, schauen Sie doch mal vorbei: join-ada.com

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