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Digitale Revolution

Kommentar Elon Musks Roboter-Taxi bleibt ein Traum

Die Vision des Tesla-Chefs, ein vollständig autonom fahrendes Auto auf den Markt zu bringen, ist kaum realisierbar. Auch in Zukunft wird der Mensch am Steuer bleiben.
28.08.2019 - 04:02 Uhr 2 Kommentare
Der Tesla-Chef will ein vollautomatisches Roboterauto entwickeln. Quelle: AP
Elon Musk

Der Tesla-Chef will ein vollautomatisches Roboterauto entwickeln.

(Foto: AP)

Tesla-Chef Elon Musk hat ein unvergleichliches Talent: Großspurig kündigt er in regelmäßigen Abständen Visionäres an und schafft es, dass sehr viele Menschen daran glauben, obwohl er seine Visionen nicht realisiert.

Sein neuester Traum: Roboter-Taxis. Tesla-Besitzer sollen bereits im kommenden Jahr ihre Fahrzeuge per Softwareupdate zu vollautonomen Roboterautos aufrüsten können. Die Roboter-Teslas könnten ihre Besitzer dann zum Beispiel zur Arbeit bringen, während der Arbeitszeit als Taxi für andere Menschen fungieren und den Autobesitzer nach der Arbeit wieder abholen.

Das allerdings wird nicht passieren – nicht im nächsten Jahr, nicht in fünf Jahren und auch nicht in zehn. Es ist sogar möglich, dass es nie passieren wird. Denn vollautonome Autos des Levels 5 – die höchste Autonomiestufe – scheitern an regulatorischen, technischen und wirtschaftlichen Hürden, die auf lange Sicht unüberwindbar sind.

Zuletzt musste dies General Motors feststellen. Dessen Roboterautomarke Cruise sollte eigentlich in diesem Jahr erste Taxifahrten für Kunden anbieten. Doch nun hat GM den Start des Taxidienstes auf unbestimmte Zeit verschoben. Googles Roboterautotochter Waymo wiederum bietet seinen Taxidienst zwar bereits an. Doch nach wie vor dürfen die Fahrzeuge nicht ohne Sicherheitsfahrer bewegt werden.

Die Hoffnungen der deutschen Autobauer haben ebenfalls einen Dämpfer bekommen. Sie rechnen nicht mehr mit einer zeitnahen Kommerzialisierung des autonomen Fahrens, weil allein die Kosten für die Komponenten eines Fahrzeugs auf Level-4-Niveau sechsstellige Summen erreichen.

Zum Vergleich: Das teuerste optionale Fahrerassistenzsystem in einem VW Passat kostet aktuell 2750 Euro. Das autonome Fahren wird sich für Privatendkunden auf absehbare Zeit einfach nicht lohnen.

Natürlich werden die Kosten sinken, wenn in hohen Stückzahlen produziert werden kann. Doch von einer Massenproduktion ist die Technologie für das autonome Fahren weit entfernt.

Radar, Kamera, optische Abstands- und Geschwindigkeitsmessung (Lidar), Ultraschallsensoren und Prozessoren haben nicht annähernd ein Entwicklungsstadium erreicht, das ausreicht, um Level-5-Fahrzeuge auf die Straßen zu bringen, ohne Menschenleben zu gefährden.

So lässt sich damit noch kein Geld verdienen

Radar und Lidar haben eine Reichweite von 200 bis 300 Metern, weniger als halb so viel wie benötigt. Bei schlechten Licht- und Witterungsverhältnissen kommen Kamerasysteme an ihre Grenzen. Dazu kommt: Künstliche Intelligenz muss erst einmal die Fahrqualität eines Menschen erreichen. Über 730 Milliarden Kilometer werden in Deutschland jedes Jahr mit dem Pkw zurückgelegt.

Dabei sterben etwa 3300 Menschen, also alle 220 Millionen Kilometer einer. Von einem so hohen Niveau ist Künstliche Intelligenz weit entfernt. Das beweisen die zwei Todesfälle, in denen Autofahrer dem Autopiloten von Tesla vertraut hatten, sowie ein Verkehrsunfall durch ein Roboterfahrzeug von Uber, bei dem eine Passantin ums Leben gekommen war.

Die Tech-Unternehmen haben Milliarden in die Entwicklung ihrer Robotertaxis gepumpt, doch die Experimentalfahrzeuge befinden sich bestenfalls auf Level-4-Niveau – und damit lässt sich kein Geld verdienen.

Denn bei Level 4 muss weiterhin ein Fahrer im Fahrzeug sein, der in Situationen eingreift, in denen das Fahrzeug an seine Grenzen stößt. Und ob nun ein Sicherheitsfahrer an Bord ist, der die Fahrt überwacht, oder ein Taxifahrer, der die Fahrt einfach komplett übernimmt, macht wirtschaftlich betrachtet keinen Unterschied.

Erst ab Level 5 wird ein Sicherheitsfahrer überflüssig, und erst dann können Personalkosten gespart und kann mit einem Taxidienst wirklich Geld verdient werden Die Milliardenbeträge, die finanzkräftige Investoren in Unternehmen und Start-ups pumpen, sind dennoch nicht verloren. Auch wenn Level 5 auf absehbare Zeit nicht erreicht werden wird: Mit der Entwicklung des autonomen Fahrens entsteht technischer Fortschritt, der Menschenleben schützt.

So werden Privatkunden in Zukunft Autos mit deutlich besseren Fahrerassistenzsystemen kaufen können, die Unfälle vermeiden. Ab Level 3 können die Fahrzeuge auf der Autobahn immerhin mit dem Verkehr „mitschwimmen“ und so übermüdete Fahrer auf langen Strecken entlasten.

Dazu kommt: Der bisherige Weg hat Technologien hervorgebracht, die auch in anderen Bereichen ihre Anwendung finden. Mithilfe von Lidar-Sensoren können Gabelstapler autonom durch Fabriken fahren. In Städten können sie den Verkehrsfluss überwachen und Stauvorhersagen präzisieren.

Es wird aber ein Traum bleiben, dass Kunden irgendwann ein Fahrzeug besitzen, mit dem sie durch die Stadt fahren und währenddessen Filme gucken, lesen oder schlafen. Der Mensch bleibt am Steuer. 2017 hatte Elon Musk übrigens angekündigt, einen Tesla selbstständig von der Ost- zur Westküste der USA fahren zu lassen. Das ist bis heute nicht passiert.

Mehr: Kann Elon Musk seine technologische Revolution fortsetzen? Der Blick in die Bilanzen des US-Autobauers zeigt: Der Spielraum für den visionären Unternehmer wird immer kleiner.

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2 Kommentare zu "Kommentar: Elon Musks Roboter-Taxi bleibt ein Traum"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Warum lässt das Handelsblatt einen Politik- und Volkswirtschaftler über technische Themen berichten? Waymo ist gerade mal seit einigen Monaten im Live Betrieb ihrer autonomen Fahrzeuge mit Sicherheitsfahrer. Darauf dann zu schließen, dass sich das "womöglich nie" ändert, ist ganz schön gewagt.
    Dass die Aussagen der deutschen Automobilindustrie beim Thema autonomes Fahren nichts wert sind, sollte mittlerweile auch jedem bekannt sein der bei dem Thema öffentlich Stellung bezieht.

  • Hier stehen irreführende Informationen. So sollte es lauten:
    "Über 730 Milliarden Kilometer werden in Deutschland jedes Jahr mit dem Pkw zurückgelegt. Dabei sterben etwa 3300 Menschen, also alle 220 Millionen Kilometer einer. Künstliche Inteligenz scheint schon jetzt besser zu sein. Das beweisen die zwei Todesfälle, in denen Autofahrer dem Autopiloten von Tesla vertraut hatten, wobei Tesla bis heute 2.4 Milliarden Kilometer mit Autopilot zurückgelegt hat. Also die Teslas mit Autopilot sind 5-mal mehr Kilometer gefahren pro Todesfall als der Durchnitt in Deutschland. Und die Technologie entwickelt sich."
    Source: https://hcai.mit.edu/tesla-autopilot-miles-and-vehicles/

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