Algenplage im Arabischen Meer Meerwasser wie Guacamole

Durch die Klimaerwärmung haben sich die schädlichen Algen extrem ausgebreitet.
Maskat Die Organismen sind zwar winzig klein. Doch ihre Zahl ist so groß, dass sie fast die gesamte Fläche zwischen dem Oman und Indien einnehmen. Zweimal im Jahr verfärbt eine schädliche Algenart weite Teile des Arabischen Meeres. Natürliches Plankton wird verdrängt, Nahrungsketten werden nachhaltig gestört – dem Ökosystem im Meer droht der Kollaps. Das Ausmaß der Plage lässt sich sogar aus dem All beobachten.
„Hier ist es, man kann es riechen“, sagt Chalid al Haschmi und rümpft die Nase. Der omanische Meeresbiologe gibt dem Kapitän des Forschungsschiffes ein Zeichen. Der Motor verstummt. Das Panorama der schroffen Felsenküste ist bezaubernd – ganz in Gegensatz zum Geruch. Die Luft ist erfüllt von den Ammoniak-Ausscheidungen der Algen. Der fallende Anker durchschlägt einen trüben grünen Film auf dem ansonsten kristallklaren Wasser.
Die mikroskopisch kleinen Lebewesen unter der Wasseroberfläche im Golf von Oman gab es auch früher. Bis vor 30 Jahren waren sie aber praktisch nie zu sehen. Durch die Klimaerwärmung haben sie sich nun aber – ähnlich wie in anderen Teilen der Welt – extrem ausgebreitet.
Algen können, wenn sie in solch geballter Form auftreten, Fische lähmen, ihnen die Kiemen verstopfen oder ihnen schlicht den Sauerstoff rauben. Im Atlantik und im Pazifik haben Algengifte auch schon Wale, Schildkröten und Delfine getötet.
In den Großen Seen in Nordamerika, vor den Küsten Thailands und rings um die Seychellen blühen die Algen grün. In der Nähe von Florida sind sie rot, im Nordatlantik kreidig weiß, in der Meerenge Puget Sound im Nordwesten der USA orange. Die Iren nennen die Organismen „See-Geister“, in Taiwan kennt man sie als „blaue Tränen“. Die neuen Algenplagen sind ein globales Problem – an dem inzwischen weltweit geforscht wird.
Auch die Nasa hat das Phänomen im Blick, unter anderem mithilfe von Satellitenbildern und schwimmenden Robotern. Aus der Ferne sähen die riesigen Strudel auf dem Meer so aus „wie Van-Gogh-Gemälde“, sagt die bei der US-Raumfahrtagentur für das Thema zuständige Expertin Paula Bontempi. „Wirklich wunderschön.“ Aus der Nähe betrachtet sei es in einigen Fällen dagegen „fast wie Guacamole“. „Es riecht schlecht und sieht schlecht aus“, sagt Bontempi.