Bären-Hybride in Nordamerika Wenn der Grizzly mit dem Eisbär

Mit steigenden Temperaturen verschiebt sich der Lebensraum der Grizzlys nach Norden.
Barrow Ihre Mütter sind Eisbären, die Väter Grizzlys. In Teilen Alaskas und West-Kanadas breiten sich Bären mit weiß-braun-meliertem Fell aus, die von den Anwohnern Pizzlys oder Grolars genannt werden: Eine Mischung aus Eisbären (engl: Polars) und Grizzlys.
Sporadisch sind solche Mischformen oder Hybride in Zoos, aber auch in der Natur schon vorgekommen. Doch jetzt nimmt ihre Zahl zu. Den Grund dafür sehen Forscher in steigenden Temperaturen durch den Klimawandel.
„Die Lebensräume von Eisbären und Grizzlys überschneiden sich immer mehr“, erläutert Andrew Derocher. Der Biologie-Professor an der University of Alberta (Kanada) erforscht arktische Bären seit 30 Jahren. „Wir wissen nicht genau, wie viele Hybride es derzeit gibt. Genetisch eindeutig bestimmt haben wir bislang nur acht. Aber ich schätze, dass einige tausend Eisbären in Regionen Alaskas und Kanadas leben, in denen sie mit Grizzlys zusammentreffen können.“ Auch in Russland könnte es Überlappungen geben.
Die untersuchten DNA-Cocktails zeigen: Es sind bislang immer Grizzly-Männchen, die sich mit Eisbären-Weibchen paaren – nie umgekehrt. Das liegt daran, dass die Weibchen beider Arten eher ihrer Heimatregion treu bleiben, während speziell Grizzly-Männchen ihr Territorium gerne erweitern.
Die Forscher um Derocher fanden in arktischen Breiten nicht nur 50:50-Hybride, sondern auch solche mit drei Vierteln Grizzly-DNA. Daraus lässt sich schließen, dass sich Pizzlys fortpflanzen können.
„Wir wissen nicht genau, wie die Hybride leben, aber Grizzlys und Polarbären sind dramatisch unterschiedliche Spezies“, betont Derocher. Eisbären brauchen das Eis, wo sie Walrosse und Robben als Nahrung finden, sie halten keinen Winterschlaf und dringen nicht gen Süden in die Tundra vor. Momentan gibt es weltweit laut WWF schätzungsweise noch 20.000 bis 25.000 Tiere.
Grizzlys hingegen tummeln sich für gewöhnlich nicht nördlich der Baumgrenze, weil es im Permafrost zu kalt und die Jagd nach Landtieren im Eis zu schwierig ist. Doch mit den steigenden Temperaturen verschiebt sich auch die Baumgrenze nach Norden.
„Vermutlich leben Hybride eher wie Grizzlys“, schätzt Derocher. Darauf deute der erste dokumentierte Fall aus dem Jahr 2006 hin, wo ein Pizzly Landtiere jagte. „Das war umso überraschender, als er zweieinhalb Jahre mit seiner Eisbären-Mutter verbracht hatte.“