Ein rascher Ausstieg aus der Kernenergie vernichtet Vermögen. Ein Kernkraftwerk zu bauen, ist teuer. Ein neues Kraftwerk mit einer Leistung von 1600 Megawatt kostet rund 4,5 Milliarden Euro. Das ist mehr als doppelt so viel wie ein Kohlekraftwerk. Die bestehenden Kernkraftwerke in Deutschland sind alle komplett abgeschrieben, die Betreiber müssen also nur mit den vergleichsweise geringen Produktionskosten kalkulieren. Die eingesetzten Brennstäbe sind verglichen mit anderen Brennstoffen günstig. Die Produktion einer Megawattstunde kostet in einem Kernkraftwerk Branchenangaben zufolge rund 15 bis 20 Euro, in Kohle und Gaskraftwerken sind es 30 bis 40 Euro.
Wie hoch die Werte sind, die bei einer Laufzeitverkürzung oder einer Stilllegung der Anlagen vernichtet werden, lässt sich ermessen, wenn man den Gewinn betrachtet, der die beschlossene Verlängerung einbringt. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hatte
errechnet, dass sich die zusätzlichen Einnahmen auf 57 Milliarden Euro summieren, wenn der Strompreis langfristig etwa auf dem gegenwärtigen Niveau von etwa 50Euro je Megawattstunde bleibt.
Natürlich profitieren von der Laufzeitverlängerung zunächst Eon, RWE, EnBW und Vattenfall. Der Staat hat ja aber einen Weg gefunden, sich an den Gewinnen zu beteiligen. Bis 2016 erhebt der Staat die neue Brennelementesteuer,
die sich auf knapp 14Milliarden Euro summieren soll. Zudem sollen die Unternehmen bis dahin 1,4 Milliarden Euro in einen Fonds zur Förderung der erneuerbaren Energien einzahlen. Anschließend müssen die Unternehmen pro produzierter Megawattstunde neun Euro abführen, falls der Strompreis konstant bleibt. Steigt er, steigt auch die Abgabe. Nach den Schätzungen der LBBW würde der Staat – bei konstanten Strompreisen – rund 31 Milliarden Euro abschöpfen, bis das letzte Kernkraftwerk 2040 vom Netz ist. Also mehr als die Hälfte.
Kernkraftwerke dämpfen den Strompreis. Die Stromproduzenten setzen natürlich zuerst ihre günstigsten Kraftwerke in Gang, um die Nachfrage zubefriedigen. Zuerst die Kernkraftwerke, dann die Braunkohleanlagen, dann die mit Steinkohle, zuletzt die mit Gas – und bei absoluten Stromspitzen sogar die mit Öl befeuerten. So erzielen sie die höchsten Renditen. Der Preis wird dabei an der Strombörse durch die Grenzkosten des teuersten Kraftwerks gesetzt, das ans Netz muss, um die Nachfrage zu decken. Werden vergleichsweise günstige
Kernkraftwerke aus dem Markt genommen, müssen die Produzenten auf teurere Anlagen zurückgreifen und die Preiskurve verschiebt sich nach oben. Der Effekt lässt sich schwer beziffern.
Das Prognos-Institut und das Energiewirtschaftliche Institut der Uni Köln (EWI) hatten im vergangenen Sommer in verschiedenen Szenarien aber nachgewiesen, dass längere Laufzeiten die Preise drücken.
Die Atomlobby hat in den vergangenen Jahren ein überraschendes Argument bekommen: den Klimaschutz. Nicht nur Wind- und Solaranlagen erzeugen CO2-frei Strom, sondern auch Kernkraftwerke. Die Argumentation der Atombefürworter: Gehen Kernkraftwerke
vom Netz, müssen schmutzige Kohlekraftwerke länger laufen. Die deutschen Kernkraftwerkewürden der Umwelt deshalb rund 150 Millionen Tonnen CO2 jährlich ersparen, so viel wie der gesamte Pkw-Verkehr in Deutschland ausstößt. Weltweit sind es sogar 2,5 Milliarden
Tonnen CO2. Nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) lassen sich die Klimaschutzziele ohne die Kernenergie nicht erreichen.
Für ein Land wie Deutschland, das auf den Import von Rohstoffen angewiesen ist, ist die Kernenergie ein Beitrag zur Versorgungssicherheit. Öl und Gas müssen aus politisch instabilen Regionen importiert werden – aus dem Nahen Osten oder aus Russland. Zwar muss auch Uran eingeführt werden, die Brennstäbe lassen sich aber länger lagern.
Kernenergie lässt sich nicht ohne weiteres durch Wind- oder Solarstrom ersetzen. Kernkraftwerke sind Grundlastkraftwerke, die konstant und stabil Strom liefern. Der Ertrag aus Wind- oder Solaranlagen schwankt dagegen abhängig von der Witterung stark. Im Jahr 2009 hatteKernenergie an den installierten Erzeugungskapazitäten nur einen Anteil von 13 Prozent. Zum Vergleich für die Unkalkulierbarkeit der Windenergie: Am 5. November 2010 liefen die Windräder in Deutschland auf Hochtouren. Knapp 25 000 Megawatt an Leistung waren in Betrieb. Innerhalb von zwei Tagen fiel der Ertrag aber schlagartig ab. Am 7. November waren es nur noch ein paar hundert Megawatt.
In Deutschland ist die Front gegen die Kernenergie traditionell höher als in anderen Staaten. Während die Bundesregierung im vergangenen Jahr mühevoll die Verlängerung der Laufzeiten durchgesetzt hat, haben andere Staaten sogar den Neubau angekündigt. Weltweit sind derzeit 170 Projekte mit rund 560 Reaktoren in der Planung. Zum Vergleich: Aktuell sind nur 440 Anlagen am Netz. Am größten ist die Fantasie in Asien. In China wird auf 20 Atombaustellen gebaut, für mehr als 30 liegen Baugenehmigungen vor. Auch Indien und Russland planen viele Projekte. Aber ebenso in Frankreich und Großbritannien werden Anlagen geplant. Zwar dürfte die Katastrophe in Japan die Pläne beeinflussen. Aber insbesondere die Schwellenländer werden sich wohl kaum beeindrucken lassen. China hat bereits angekündigt, unverdrossen auf neue Kernkraftwerke zu setzen.
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@ Bartonitz
Antwort von Fr. M.: welchen Kindern?
Ich war noch bis vor 2 Jahren für Kernkraft
Heute haben wir mit kurzen Vorlaufzeit ein gute Technik für die ganze Enerfieversorgung: Strom, Heizung Kfz
die Wasserstofftechnik.
Man braucht keine irre Investition in neue Leitungen,
Man verwendet die vorhandenen Gasleitungen, die Tankstellen und verwendet die asugereiften reien Elektrofahrzeuge, anstatt eben mit dem teuren, schweren Akku eine Brennstoffzelle, dasselbe für die Hausheizun
Der Windstrom aus der Nordsee wird eingesetzt für die H2 Erzeugung, ebenso der Solarzellen-Strom.Damit haben wir aus der Fäche die Stromverteilung und können das vorhandene Netz nutzen.
Somit sind wir schnell von allen Kernkraftwerken weg, in etwa 10 Jahren, somit benötigen wir immer weniger Öl
und sind in 10 - 20 Jahren davon vollkommen weg.
Verhindern tun das zur Zeit die großen Energiekonzerne, den die würde man ja nicht mehr benötigen. Da unsere Regierung nicht der Vernunft gehorcht sondern eben diesen Energieversorgern, wird sicher zuerst zig Milliarden verschleudert in die Stromwirtschaft, die später niemand mehr benötigt