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Regenwald Fliegende Flüsse am Amazonas

Mehr als 1000 Liter Wasser kann ein Baum pro Tag in die Atmosphäre abgeben. So speist der Amazonas-Regenwald Brasiliens „fliegende Flüsse“, die ganz Südamerika mit Wasser versorgen.
15.10.2012 - 11:04 Uhr Kommentieren
Wie flüssiges Gold glitzern die Wassermassen des Amazonas im Abendlicht. Der Regenwald Amazoniens versorgt ganz Südamerika mit Wasser. Quelle: Nasa

Wie flüssiges Gold glitzern die Wassermassen des Amazonas im Abendlicht. Der Regenwald Amazoniens versorgt ganz Südamerika mit Wasser.

(Foto: Nasa)

Brasília Während viele Länder der Erde infolge des Klimawandels von verheerenden Dürren heimgesucht werden, ist Südamerika mit Wasser gut versorgt. Das kühle Nass bringen die „fliegenden Flüsse“, feuchte Luftströme des Regenwaldes im Amazonasgebiet. Der Brite Gérard Moss erforscht das Phänomen seit Jahren aus der Luft.

„Der Klimawandel fordert seinen Tribut“, sagt er an Bord seiner einmotorigen Embraer 721. „Die USA erleben die schlimmste Dürre seit einem halben Jahrhundert, auch Russland leidet unter Dürren und in Indien sind die Monsunregen seit Jahren unregelmäßig. Brasilien ist weniger betroffen, weil wir den größten tropischen Regenwald der Welt haben, der bei der Klimaregulierung hilft. Sehr wenige Leute machen sich klar, dass ein einzelner Baum neben der Speicherung von Kohlendioxid auch mehr als 1000 Liter Wasser pro Tag in die Atmosphäre abgeben kann.“

Mehr Schutz für die "Grüne Hölle"

Vom Flugzeug aus misst Moss die Luftfeuchtigkeit, die ihn auf die Spur der Wasserdampf-Massen bringt. „Das ganze Amazonasbecken liefert Süßwasser für viele andere Teile Brasiliens und den Norden Argentiniens, deshalb ist es wichtig für das Klima und die Wirtschaft Brasiliens“, betont er. In der Region werden große Mengen an Nahrungsmitteln produziert.

Vom Amazonas treiben die „fliegenden Flüsse“ Richtung Anden, die als natürliche Barriere wirken und riesige Mengen Wasser Richtung mittleren Westen, Südosten und Süden des Landes umleiten. Auch in den Norden von Argentinien, nach Uruguay, Paraguay, Kolumbien, Venezuela, Guyana, Französisch-Guyana und Surinam lenkt der Gebirgszug die feuchten Luftströme. „Auch Peru bekommt etwas von dem Wasser, aber ohne die Kordilleren würde es alles abkriegen“, sagt der 57-jährige Pilot.

Mehr als 1000 Proben in einem Jahr

Nach Einschätzung von Wissenschaftlern sind inzwischen nahezu 20 Prozent des Amazonas-Regenwaldes zerstört. Quelle: dpa

Nach Einschätzung von Wissenschaftlern sind inzwischen nahezu 20 Prozent des Amazonas-Regenwaldes zerstört.

(Foto: dpa)

Moss wuchs in der Schweiz auf und kam in den 1980er Jahren nach Brasilien. Mit seiner aus Kenia stammenden Frau forscht er seit 2003 an Brasiliens Gewässern, die zwölf Prozent der Süßwasservorkommen weltweit ausmachen. Ein Jahr lang sammelte das Paar mithilfe eines kleinen Wasserflugzeugs mehr als 1000 Proben von den entlegensten Flüssen und Seen des Landes.

„Wir fanden heraus, dass 85 Prozent des Wassers sauber sind. Das zeigt, dass Brasilien über großen Reichtum verfügt, aber auch, dass nicht investiert wird, um diesen Reichtum zu erhalten: In bewohnten Gebieten ist die Wasserqualität scheußlich.“

Moss gelang es, einen der „fliegenden Flüsse“ 3000 Kilometer zu verfolgen: Acht Tage lang flog er dafür von Belém im Amazonasgebiet nach Pantanal im mittleren Westen und São Paulo im Süden. „Es war eine riesige Menge an Wasserdampf und entsprach dem, was São Paulo in 115 Tagen verbraucht.“ Dank seiner Forschung verfolgt die brasilianische Weltraumbehörde INPE täglich die Feuchtigkeitsströme des Amazonas in ganz Brasilien.

Das erklärte Ziel des Forschers: „Wir wollen das Amazonasbecken retten, wir wollen jeden Baum dort retten.“ Nach Einschätzung von Wissenschaftlern sind inzwischen nahezu 20 Prozent des Amazonas-Regenwaldes zerstört. Manche befürchten, dass der Schaden ab 35 bis 40 Prozent unumkehrbar ist. Mit zunehmender Entwaldung werden die Bäume, die Wasserdämpfe freisetzen können, immer weniger. Die Entwaldung im großen Stil hat Brasilien außerdem zu einem der größten Emittenten von Treibhausgasen gemacht.

Die Folgen führt Moss eindrücklich vor Augen: „Wenn wir bestimmte Gebiete des Amazonas verlieren, durch Landgewinnung für Vieh oder Sojabohnen, dann muss uns klar sein, dass wir natürliche Prozesse verlieren, was uns eines Tages teuer zu stehen kommt.“

  • afp
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