Rekord-Dürre Wie Chinas Staudämme Südostasien austrocknen

Der Fluss ist die Lebensader für Millionen Menschen in Südostasien.
Hanoi Die Länder Südostasiens hängen am Tropf des großen Nachbarn China – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn seit Peking am Oberlauf des Mekong sechs Staudämme gebaut hat, ist in den Reiskammern der Region nichts mehr wie es war.
Aktuell sind die Folgen besonders schlimm. Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam leiden unter der schwersten Dürre seit Jahren. Und da neuerdings auch der wichtigste Fluss kaum noch Wasser führt, drohen katastrophale Folgen. Als Notmaßnahme hat China eine der Staustufen vorübergehend geöffnet. Das ändert jedoch nichts an dem eigentlichen Problem.
Rücksicht auf die Staaten am Unterlauf zählte bisher eher nicht zur Mekong-Strategie Pekings. Im Fokus lag stets die Nutzung des Flusses für die eigene Elektrizitätsgewinnung. Als Ende März am gigantischen Jinghong-Damm die Tore geöffnet wurden, war daher von einem neuen Kapitel der chinesischen Wasserdiplomatie die Rede.
Kritiker ziehen allerdings nicht nur die Selbstlosigkeit der Maßnahme in Zweifel. Sie betonen vor allem, dass die massiven Eingriffe in das Ökosystem des Flusses ganz wesentlich für die Trockenheit auf den Reisfeldern der Region verantwortlich sind.
Dutzende Millionen Menschen sind betroffen
Die Hauptursache für die derzeitige Dürre ist das Klimaphänomen El Niño. Dessen Auswirkungen seien derzeit so gravierend wie nur selten in den vergangenen 60 Jahren, sagt Kundhavi Kadiresan, eine der stellvertretenden Direktoren der Welternährungsorganisation FAO. El Niño sei der größte Faktor, aber „die Staudämme entlang des Mekongs können auch Probleme verursachen und tun das natürlich auch“.
Dutzende Millionen Menschen sind von dem niedrigen Wasserstand des Mekongs betroffen. Das Delta des Stroms zählt zu den am dichtesten besiedelten Agrarregionen der Welt. Für mehrere hunderttausend Menschen wird aufgrund der aktuellen Dürre bereits das Trinkwasser knapp. Weil der Mangel auch die landwirtschaftliche Bewässerung betrifft, ist die Gesamtfläche, die für den Anbau von Reis genutzt werden kann, in diesem Jahr stark reduziert.
In Vietnam sind wegen der Dürre nach offiziellen Schätzungen zudem etwa 400.000 Hektar Land versalzen, auf etwa 160.000 Hektar gelten die Böden inzwischen als unfruchtbar. „Ich habe meine gesamten Investitionen verloren. Meine Familie steht jetzt mit leeren Händen da“, sagt Thach Tai, ein Bauer aus dem Dorf Ngoc Bien in der südvietnamesischen Provinz Tra Vinh. Selbst sein 70-jähriger Vater habe eine solche Trockenheit und ein so hohes Maß an Versalzung noch nicht erlebt.