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Rohstoff für Batterien Deutschland soll weltgrößtes Lithium-Vorkommen in Bolivien ausbeuten

Im Salzsee Salar de Uyuni in Bolivien schlummern die größten Lithiumreserven der Welt – Rohstoff für die Batterien künftiger Elektroautos. Den Schatz soll ein deutsches Unternehmen heben.
12.12.2018 - 10:21 Uhr Kommentieren
Ein deutsches Unternehmen soll den begehrten Rohstoff aus dem Boden holen. Quelle: dpa
Lithiumabbau am Salar de Uyuni in Bolivien

Ein deutsches Unternehmen soll den begehrten Rohstoff aus dem Boden holen.

(Foto: dpa)

Uyuni/Berlin Salz, so weit das Auge reicht. Mittendrin surreal anmutende Lagunen, gesäumt von Flamingos, bizarren Steinformationen und meterhohen Kakteen. Der Salar de Uyuni, der größte Salzsee der Welt, ist für viele der Höhepunkt einer Südamerikareise.

Natur pur, tagelang geht es mit dem Jeep durch das bolivianische Hochland. Aber noch lukrativer als das Geld der Touristen ist der Schatz, der unter der Kruste schlummert.

„Lithium ist das neue Erdgas“, sagt Boliviens linker Präsident Evo Morales. Der dienstälteste Staatschef Südamerikas ist schon seit 2006 im Amt und hat mit Erdgas-Milliarden die Armen mit Sozialprogrammen beschenkt.

Nach jahrelanger Forschung und Abwägung will Bolivien nun verstärkt mit ausländischen Partnern zusammenarbeiten, um den Schatz im Salar de Uyuni zu heben. Denn Lithium wird für Batterien von Elektro-Autos benötigt.

Der Salzsee ist so riesig, dass die Touristen den Abbau nicht mitbekommen sollen. Aber Anwohner fürchten, dass am Ende die Förderung immer weiter ausgeweitet werden könnte.

Der politische Direktor des Lithium-Programms, Juan Carlos Montenegro, hat in Heidelberg Mineralogie studiert und betont: Nur 0,4 Prozent des Salzsees würden zunächst industriell ausgebeutet, das sind etwa 40 Quadratkilometer.

Er ist auch nach Deutschland gereist zu einer Vertragsunterzeichnung am Mittwoch in Berlin, auch der Außen-, und der Energieminister sind dabei, sowie Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Kanzlerin Angela Merkel hatte Morales schon vor längerem eine Lithiumpartnerschaft vorgeschlagen.

Das Unternehmen ACI Systems Alemania aus dem baden-württembergischen Zimmern ob Rottweil (ACISA) und das bolivianischen Staatsunternehmen Yacimientos de Litio Bolivianos (YLB) werden eine Gemeinschaftsfirma bilden. Ab 2021 wollen sie jährlich bis zu 50.000 Tonnen Lithiumhydroxid fördern. 70 Jahre lang soll das größte Lithium-Vorkommen der Welt so ausgebeutet werden.

„Durch das Joint Venture sichert sich Deutschland erstmals nach Jahrzehnten wieder den direkten Zugriff auf wichtige, nicht-heimische Rohstoffe“, sagt ACISA-Chef Wolfgang Schmutz. „Dies ist insbesondere für die deutsche Automobilindustrie von Bedeutung.“ Denn die Diesel-Krise zeigt: Die deutsche Automobilindustrie muss umsteuern.

Ohne Lithium keine E-Auto-Offensive

Bis 2023 will VW rund 44 Milliarden Euro für Zukunftstechnologien ausgeben; Audi plant mit 14 Milliarden Euro für die Entwicklung von Elektroautos, Digitalisierung und autonomes Fahren. Doch ohne Lithium, dem Schmierstoff für Batterien mit möglichst langer Reichweite von 300 Kilometern und mehr, geht nichts bei der geplanten E-Auto-Offensive.

Daher hat sich auch der Preis je Tonne seit 2016 auf zeitweise weit über 13.000 US-Dollar verdoppelt. Die Bundesregierung will für die Förderung einer Batteriezellenfertigung bis zu eine Milliarde Euro an Forschungsgeldern bereitstellen. Und das Lithium für die Batterien soll künftig aus Uyuni kommen.

Gerade in Argentinien, Chile und Bolivien liegen riesige Vorkommen – weil die sogar größer als vermutet sein könnten, waren viele Lithium-Werte an den Börsen stark unter Druck geraten. Aber das dürfte sich schon bald ändern.

„Wenn man sich die Pläne etwa von VW, Audi und in China anschaut, ist die Lithiummenge sicher nicht zu klein“, sagt Heiner Marx, Vorstandschef des Thüringer Unternehmens K-Utec, das seine Ursprünge im Kali- und Steinsalzbergbau der DDR hat und für die salzverarbeitende Industrie weltweit Projekte plant.

So auch eine erste Anlage im Salar de Uyuni, die rund 15.000 Tonnen Lithiumkarbonat im Jahr fördern soll. Und man setzt auf einen Zuschlag für die Planung der Anlage, mit der ACISA bis zu 50.000 Tonnen Lithiumhydroxid fördern will.

Beide Lithiumverbindungen werden für die Batterieherstellung benötigt, wobei der Anteil von Lithium bei Lithiumhydroxid etwas höher ist. Mit einer Menge von 50.000 Tonnen im Jahr lassen sich Batterien für rund eine Million Elektroautos mit einer Reichweite von über 300 Kilometern fertigen.

Doch der Deal zeigt auch die Probleme im Ringen um einen Zugriff auf das „weißes Gold“. Wer den Aufbau der Produktionsstätten im Salzsee besucht, fühlt sich hier, auf 3600 Metern Höhe, mitten in China – in der Containersiedlung arbeiten fast nur Chinesen. Ein chinesisches Unternehmen hat sich schon den Zugriff auf eine riesige Kaliumchlorid-Anlage für Düngemittel mit 350.000 Tonnen Produktionsvolumen pro Jahr gesichert.

Und chinesische Firmen buhlen weiter auch auf einen Zugriff auf die Lithium-Vorkommen – wobei Morales bei jedem Gemeinschaftsunternehmen, auch mit ACISA, dafür sorgen will, dass ein satter Teil der Umsätze in Bolivien bleibt. Zudem wurden Anforderungen mehrfach geändert, die Investitionsbedingungen sind nicht gerade stabil. Mangels Geld wurden die Planungen stark verkleinert.

„Sie wollten einen weißen Elefanten, herausgekommen ist jetzt erstmal nur eine weiße Maus“, sagt ein Kenner der Planungen. Daher muss sich erst noch zeigen, ob hier für deutsche Unternehmen tatsächlich ein Schatz im Salzsee schlummert.

  • tt
  • dpa
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