Umstrittene Rohstoffsuche Dauerknallen im Atlantik

Mit Schallwellen wollen Unternehmen nach neuen Rohstofflagern im Meeresboden suchen lassen. Umweltschützer sehen das nicht gern.
Sandy Hook Wie eine Dynamit-Explosion soll es sich anhören. Oder wie ein Flugzeugmotor aus nächster Nähe. Im Extremfall alle paar Sekunden ein Knall, ein ganzes Jahr lang.
Tierschützer laufen Sturm gegen ein Projekt seismischer Forschung vor der US-Ostküste, von dem sie solch extremen und für die Tierwelt bedrohlichen Dauerlärm erwarten. Die Unternehmen, die die Erkundung per Schallwellen beantragt haben, sehen hingegen keine Gefährdung von Meeressäugern, Schildkröten und Fischen.
Drei Konzerne wollen die Schalltechnik im Atlantik auf der Suche nach Öl- und Gasvorkommen unter dem Meeresboden einsetzen, ein viertes ein ähnliches Verfahren. Dafür haben sie die US-Behörden um Genehmigung gebeten.
In den Anträgen räumen sie ein, dass die Schallwellen die Meerestiere stören und ihr Hörvermögen möglicherweise beeinträchtigen können. Dass Tiere ernsthaft zu Schaden oder gar zu Tode kommen, weisen sie aber zurück.
Während die Behörden den Antrag prüfen, schlagen die Tierschützer umso lauter Alarm. Im Vergleich zu seismischen Klimaschutzforschungen im vergangenen Jahr wären die neuen Tests zwischen Florida und Delaware weitaus schlimmer, warnt Cindy Zipf, Direktorin der Organisation „Clean Ocean Action“ in Washington. „Die Schäden wären ebenfalls viel schlimmer, auch für den Atlantischen Nordkaper, das gefährdetste Tier im Ozean.“
Der Lärm und Schockwellen der Tests könnten Meerestiere verletzen oder sogar töten, bringen die Umweltaktivisten vor. „Wir beschreiben es als dynamitähnliche Explosionen unter Wasser“, sagt die Meereswissenschaftlerin Ingrid Biedron von der Organisation Oceana in Florida. „Es ist extrem laut.“ Der Knall könne bis zu 4000 Kilometer überwinden. „Das ist die Entfernung von Washington D.C. nach Las Vegas. Das könnte die gesamte Region des Ozeans beschallen.“