Verfrühte Eisschmelze Grönland taut zu früh auf

Noch nie haben Wissenschaftler einen so frühen Beginn der Eisschmelze auf der Insel erlebt.
Washington Wenn im Frühjahr warme Luft nach Norden strömt, beginnt auch in Grönland die Eisschmelze. Jedes Jahr. Doch noch nie haben Wissenschaftler einen so frühen Beginn des Phänomens beobachtet. Schon diese Woche fanden Forscher bei rund zwölf Prozent des Eispanzers der arktischen Insel Anzeichen, dass Tauwetter einsetzt – eine Fläche von 1,7 Millionen Quadratkilometern.
Normal sei eine solche Schmelze für Ende Mai, nicht Mitte April, sagt Peter Langen vom Dänischen Meteorologischen Institut. Der Rekord macht ihm Sorge: Der bisher früheste von Forschern beobachtete Zeitpunkt des Beginns lag mehr als drei Wochen später. Im Moment sollte in Grönland noch alles tiefgefroren sein.
Als Grund sehen die Wissenschaftler eine ungewöhnliche Wetterkonstellation, die warme Luft und viel Regen gebracht hat. In Grönlands Hauptstadt Nuuk wurden am Montag 16,6 Grad Celsius gemessen – das waren 6,5 Grad mehr als der bisherige Temperaturrekord für April. Im Inland lagen die Temperaturen in Kangerlussuaq sogar bei 17,8 Grad und damit höher als in Berlin.
Die jetzige Wetterlage sei natürlich, sagen Wissenschaftler – und doch sehen sie einen Einfluss des Klimawandels. „Die Dinge werden extremer und sie werden häufiger“, sagt der Nasa-Eiswissenschaftler Walt Meier. Und sein dänischer Kollege Langen meint: „Man kann sich nicht helfen zu sagen: Das könnte ein Zeichen der Dinge sein, die wir in Zukunft häufiger sehen.“