Automatisierung ABB entwickelt mit Silicon-Valley-Start-up intelligente Roboter

In den USA wendet der Roboter bei der Fastfood-Kette Caliburger die Buletten.
München In der Science-Fiction sind intelligente Roboter seit jeher ein beliebtes Thema. Schon im Drama „Rossum's Universal Robots“ übernahmen vor knapp 100 Jahren die Maschinen die Kontrolle, in den vergangenen Jahren griff die Serie „Westworld“ das Thema auf.
Die Realität ist von solchen Horrorszenarien weit entfernt. Roboter tun sich noch schwer, sich sicher durch Räume zu bewegen und auch unbekannte Gegenstände zu ergreifen. Doch hier macht die Entwicklung Fortschritte: Die Roboterhersteller weltweit setzen immer stärker auf Künstliche Intelligenz (KI).
Der Schweizer ABB-Konzern verkündete am Dienstag eine Kooperation mit der US-Firma Covariant. Das Start-up aus dem Silicon Valley hatte einen globalen ABB-Wettbewerb für die Entwicklung von KI-Robotiklösungen gewonnen.
Auf dieser Basis haben die beiden Unternehmen das erste Produkt bereits entwickelt: Einen autonomen Greifroboter, der schon in einem E-Commerce-Logistikzentrum in den Niederlangen im Einsatz ist. Standardisiert immer wieder die selbe Bewegung zu machen, sei heute bei Robotern Standard, sagte ABB-Robotics-Chef Sami Atiya dem Handelsblatt. Doch das funktioniere zum Beispiel bei Aufgaben in der Autoproduktion.
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Die Auslieferungszentren von E-Commerce-Händlern hätten aber tausende unterschiedliche Produkte in unterschiedlichen Größen und Farben, die Umgebung verändere sich zudem. "Sich in so einer unstrukturierten Umgebung zurechtzufinden, und jedes Ding ergreifen zu können, das ist der Heilige Gral der Industrie", sagte Atiya.
Die Situation sei gut mit dem Autonomen Fahren vergleichbar, ergänzte Covariant-Mitgründer und CEO Peter Chen. Auch da gebe es unzählige unvorhersehbare Situationen, die nur mit Hilfe Künstlicher Intelligenz bewältigt werden könnten. Gute Sensoren reichten da nicht aus. "Entscheidend ist am Ende die Software."
Neue Abnehmerbranchen werden benötigt
Die Robotik-Branche eilte jahrelang von Absatzrekord zu Absatzrekord. 2018 wuchs die Zahl der Auslieferungen laut Branchenverband IFR noch stärker als ursprünglich erwartet um sechs Prozent auf 422.000 verkaufte Roboter. Dies entsprach einem Marktvolumen von 16,5 Milliarden Dollar – ohne Software und die Roboterumgebung.
Für 2019 rechnete der Verband im Sommer mit einer Stagnation. Bei ABB sanken die Erlöse des Geschäftsbereichs Robotik & Fertigungsautomation im vergangenen Jahr sogar um vergleichbar vier Prozent auf 3,3 Milliarden Dollar, der Auftragseingang ging sogar um elf Prozent zurück. ABB begründete dies vor allem mit der Schwäche im Auto- und Maschinenbau. „Unser Geschäft ging schon immer durch Zyklen“, sagte Atiya.
Auch die Nachfrage aus der Autoindustrie werde wieder anziehen. Doch bis dahin sind neue Abnehmerbranchen umso wichtiger. Denn die Bedeutung der Robotik ist gewachsen. Schon Ex-Chef Ulrich Spiesshofer nannte sie den „Rock-Star“ im Portfolio. Mit dem Verkauf der Stromnetze steigt die Bedeutung noch.
Und damit wird das Zukunftsthema Künstliche Intelligenz noch wichtiger. IFR-Geschäftsführerin Susanne Bieller sieht diesen Trend in der gesamten Branche. „Derzeit spielt Künstliche Intelligenz vor allem dabei eine Rolle, wie der Roboter seine Umgebung wahrnimmt und wie er darauf reagiert“, sagte sie dem Handelsblatt.
Dabei gehe es zum Beispiel beim Griff in eine Kiste, bei dem ein bestimmter Gegenstand herausgenommen wird. Früher mussten die Greifpunkte genau programmiert werden. „In Zukunft werden die Roboter immer besser darin werden, selbst zu entscheiden, wie sie einen Gegenstand am besten ergreifen.“
Dabei soll auch die „Programmierung durch Demonstration“ ermöglicht werden. Die Aufgabe, die der Roboter ausführen soll, wird zunächst von einem Menschen ausgeführt. Er zeigt der Maschine den gewünschten Bewegungsablauf. „Zukünftig werden automatische Lernprogramme Roboter dazu anleiten, ihre Bewegungen mit Versuch-und-Irrtum-Methoden zu optimieren und mit Videodemonstrationen zu arbeiten“, heißt es bei der IFR.
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