Covid-19 Initiative um Ex-Private-Equity-Investor setzt drei Millionen Euro auf Corona-Wirkstoff aus

Bis Mitte Mai sollen Teams wetteifern, um ein Medikament gegen Corona zu entwickeln.
Hamburg Es soll ein prestige- und gewinnträchtiger Wettbewerb werden: Bis zu drei Millionen Euro Preisgeld stellt eine europäische Initiative um den ehemaligen Private-Equity-Investor Andre Loesekrug-Pietri Forschern in Aussicht, die bei der Suche nach einem Wirkstoff gegen das Coronavirus entscheidend vorankommen. Der Deutsch-Franzose hat bereits 2017 die europäische Innovationsinitiative Jedi ins Leben gerufen mit dem Ziel, große Forschungswettbewerbe für europäische „Moonshots“, also visionäre Projekte, auszuschreiben.
Vorbild ist eine US-Innovationsagentur, die seit dem Mondfahrtprogramm ähnliche Herausforderungen stellt. Die Coronakrise ist nun für Loesekrug-Pietri Anlass, aus den Worten Taten werden zu lassen und das erste konkrete Großprojekt von Jedi anzustoßen – zusammen mit namhaften Partnern.
„Wir wollen drei Disziplinen zusammenbringen: Virologie, Hochleistungsrechner und Maschinen-Learning beziehungsweise Künstliche Intelligenz“, sagte Loesekrug-Pietri dem Handelsblatt. Forscherteams sollen im ersten Schritt darum wetteifern, Rechnerkraft so einzusetzen, dass eine Milliarde Moleküle am Tag im Modell auf ihre Wirksamkeit getestet werden können. Dafür dienen 3D-Simulationen. Bislang schafften die besten Projekte gerade einmal 18.000 Moleküle, beschreibt er die Herausforderung.
Anschließend sollen die Teilnehmer darum streiten, welche Verbindung am besten wirkt. Sollte dabei ein Stoff herauskommen, der bereits als Medikament zugelassen ist und daher direkt verabreicht werden könnte, winkt der Hauptpreis von drei Millionen Euro. „Das wäre dann fast schon nobelpreisverdächtig. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir das schaffen, liegt vielleicht bei zehn Prozent“, meinte Loesekrug-Pietri. „Wir zahlen nur dann etwas aus, wenn wir auch wirklich Ergebnisse haben.“
Im wissenschaftlichen Beirat hat Loesekrug-Pietri eine Reihe hochkarätiger Wissenschaftler versammelt, darunter Medizin-Nobelpreisträger Peter Ratcliffe und Max-Planck-Forscher Bernhard Schölkopf. Auch Schölkopf ist eher zurückhaltend, wenn es um die Frage geht, wie groß die Erfolgsaussichten sind. „Es ist ein ‘Moonshot’, von daher kann man das nicht mit Sicherheit sagen. Aber ich hoffe, dass wir zumindest wesentlichen Fortschritt sehen werden“, sagte er dem Handelsblatt.
Insgesamt soll der Wettbewerb bis Mitte Mai dauern, Loesekrug-Pietri hofft auf mehr als 100 teilnehmende Teams. In der ersten Woche sollen Wissenschaftler ab diesem Dienstag die Details der Aufgabe erarbeiten, bevor es richtig losgeht.
Partner aus der Industrie
Auch zwei Partner aus der Industrie nennt der ehemalige Private-Equity-Manager: Merck und der Axa Research-Fund unterstützten den Wettbewerb vor allem in der ersten Phase und stellen einen Teil der Preisgelder. „Unser Beirat unterstützt einstimmig das Jedi-Projekt“, zitiert die Jedi-Mitteilung die Axa-Research-Fonds-Chefin Marie Bogataj. Die Französin ist auch Partnerin bei der Open Covid19-Initiative, ein weiteres Programm für Open-Source-Lösungen gegen die Krankheit.
Weitere zehn Partnerorganisationen will Initiator Loesekrug-Pietri in den kommenden Tagen noch nennen, zusätzliche Unterstützung ist ihm willkommen. „Wir brauchen noch mehr Hochleistungsrechner und Molekül-Bibliotheken“, sagte er.
Andere Initiativen will er ergänzen, nicht mit ihnen in Konkurrenz treten. So könne die Jedi-Herausforderung etwa das seit einigen Jahren laufende amerikanische Projekt „Folding at Home“, das Proteinfaltungen auf einem Netz aus Privatrechnern untersucht, erweitern.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.