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Forschung Wie Innovationen entstehen

Innovation entsteht nicht, wenn man Geld in neue Technik steckt. Sie ist aber auch nicht die Summe der Werke von einzelnen Genies. Die Quellen des Neuen liegen dort, wo Menschen sich nicht mehr einig sind. Es kommt darauf an, dass eine Neuheit als sinnvoll und nicht als dämlich beurteilt wird.
  • Ferdinand Knauß
15.03.2010 - 15:05 Uhr Kommentieren
Die Augentropfentrichterbrille ist eine von Kenji Kawakamis

Die Augentropfentrichterbrille ist eine von Kenji Kawakamis "unsinnigen Erfindungen". Innovationen gelingen erst, wenn die Gesellschaft sie für sinnvoll hält.

(Foto: KATSUMI KASAHARA)

DÜSSELDORF. Auf der Internetseite des nordrhein-westfälischen „Ministeriums für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie“ steht 23 Mal das Wort Innovation. Aber nicht nur die besonders innovationsverliebte - oder sich zumindest so gebende - NRW-Regierung, sondern die gesamte politische und wirtschaftliche Elite nutzt den Begriff Innovation als argumentative Allzweckwaffe. „Innovation ist das Schlagwort des Jahrzehnts“, stellte Michael Hutter vom Wissenschaftszentrum für Sozialforschung in Berlin (WZB) vor wenigen Tagen zur Eröffnung eines Symposiums über „Culture(s) and Innovation“ fest.

Die Bedingungen von Innovation erkunden Geistes- und Sozialwissenschaftler unter dem Eindruck der Allgegenwart des Begriffes derzeit intensiv, am WZB und anderswo. Auch wenn manche der aktuellen Thesen allzu konstruiert erscheinen, wie etwa Hutters Verknüpfung der Neuerungen in der bildenden Kunst Englands im 18. Jahrhundert mit der dadurch angeblich angeregten industriellen Revolution, so sind sich die Sozial- und Kulturwissenschaften doch in einer zentralen Erkenntnis einig: Innovation, also die Einführung neuer Produkte und Produktionsweisen, ist nicht nur technologisch und ökonomisch zu begreifen.

Innovationen lassen sich auch nicht, wie es die erwähnte Homepage von Innovationsminister Andreas Pinkwart und das vor einigen Tagen vorgestellte Gutachten der „Expertenkommission Forschung und Innovation“ (EFI) insinuieren, durch staatliche Programme („Zukunft durch Innovation“ heißt eines) und immer neue Universitätsreformen herbeiregieren. Neuheiten entstehen immer unter den Bedingungen der kulturellen und sozialen Umstände, die weder in der Macht der Regierungen noch in der der Unternehmen liegen.

Innovation ist aber auch nicht die Summe der Werke von einzelnen Genies. Populäre Darstellungen machen Erfinder wie Thomas Edison oder Carl Benz (oder sogar dessen Frau Berta) zu den Helden des Fortschritts, aber seriöse Wissenschaftler erkennen neue Produkte vor allem als soziale Phänomene. Insbesondere im Scheitern zeigt sich, dass der Erfinder - wenn er denn überhaupt ein Einzeltäter ist - ohne eine günstige soziale Umgebung von Sponsoren, Mitarbeitern, Kunden und nicht zuletzt Konkurrenten keine erfolgreiche, also gewinnbringende Erfindung hervorbringen kann.

„Innovationen sind das Resultat komplexer Bewertungsprozesse“, sagt Hutter. Es komme darauf an, dass eine Neuheit als sinnvoll und nicht als dämlich (wie etwa die Augentropfentrichterbrille von Kenji Kawakami) beurteilt wird. Das Ergebnis dieses Prozesses ist nicht nur abhängig vom sozialen Stand der Bewertenden, sondern auch von kulturellen Veränderungen. „Was in dem einen Jahr verrückt erscheint, wird im nächsten annehmbar oder sogar cool“, sagt Hutter.

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