Forschungsergebnisse Schönheit in festen Maßen

Fotomodell: Biologen wissen mittlerweile, dass Attraktivität nicht nur im Auge des Betrachters liegt. Bild: Wella/gms
DÜSSELDORF. Der erste Blick ist verdammt wichtig. Er entscheidet, ob zwei Menschen zueinander finden. "Wer auf den ersten Blick rein optisch nicht unsere Kriterien erfüllt, hat in der Folge kaum eine Chance, unsere Aufmerksamkeit zu bekommen", sagt Bernhard Fink, Evolutionsbiologe an der Universität Göttingen. Weitere Annäherungsversuche sind fast überflüssig.
Das klingt kaltherzig und unromantisch. Doch es ist nichts anderes als ein effektiver Erkennungsmechanismus, der sich im Laufe der Evolution herausgebildet hat. "Treibende Kraft bei der Partnersuche ist der Wunsch, Nachwuchs zu haben", sagt Fink. Um im Voraus die physischen Eigenschaften eines Menschen beurteilen zu können, hat sich das Gesicht als zuverlässiger Signalgeber etabliert. "Schönheit ist ein Hinweis auf Gesundheit, Jugendlichkeit und Widerstandskraft", sagt Fink. Wir bevorzugen attraktive Menschen, weil sie eine hohe Fortpflanzungswahrscheinlichkeit signalisieren.
Doch was macht Attraktivität aus? Offensichtlich wandeln sich gewisse Schönheitsideale mit der Zeit und auch zwischen den Kulturräumen. Das gertenschlanke Model Kate Moss hätte im 16. Jahrhundert vermutlich weniger Verehrer gefunden als heute. Dennoch haben Fink und andere Forscher mindestens drei universelle Schönheitsmerkmale unabhängig von der ethnischen Herkunft der Menschen festgestellt: Gesichter werden als attraktiv empfunden, wenn sie symmetrisch und eher durchschnittlich geformt sind und zugleich die geschlechtstypischen Merkmale aufweisen. Dieses Bewertungsprogramm läuft unbewusst ab, es ist Ergebnis der Evolution.
Lange hat die Wissenschaft die Bedeutung der Attraktivität für die Evolution unterschätzt. Bis vor zwanzig Jahren hielt sich Charles Darwins Ansicht, dass ein allgemeiner Maßstab für Schönheit nicht existiert. Inzwischen hat sich die Überzeugung durchgesetzt, dass es sehr wohl allgemeine Kriterien gibt, nach denen wir unseren Partner auswählen.
Die Symmetrie ist nach Ansicht der Evolutionsbiologen per se ein Indiz für die gesunde Entwicklung . Mit zwei gleich langen Beinen kann der Mensch eben besser laufen. Ebenmäßige Gesichter lassen auf ein gleichmäßiges Wachstum schließen. Für die Symmetrie gelten jedoch Grenzen. Perfekt geschnittene Gesichter sind nicht die attraktivsten. "Sie wirken eher künstlich und langweilig", sagt Fink. Testpersonen hielten Computerbilder, die aus dem Spiegelbild einer Gesichtshälfte bestanden, für wenig attraktiv. Nach Finks Meinung könnte es daran liegen, dass das Gehirn irritiert ist, da es die perfekte Symmetrie in Gesichtern praktisch nicht gibt.