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Künstliche Intelligenz Bosch kämpft für einen KI-Kodex

In fünf Jahren sollen alle Bosch-Produkte Künstliche Intelligenz in sich tragen. Der Stuttgarter Konzern macht sich dabei für ethische Standards stark.
01.12.2020 - 17:12 Uhr Kommentieren
Der Konzern unterstützt die KI-Forschung durch die Gründung des ersten Cybervalleys in Deutschland. Quelle: Bosch
Künstliche Intelligenz bei Bosch

Der Konzern unterstützt die KI-Forschung durch die Gründung des ersten Cybervalleys in Deutschland.

(Foto: Bosch)

Stuttgart Von Smart Home und autonomen Systemen über Chatbots bis hin zu intelligenten Anwendungen in Industrie und Medizin: Künstliche Intelligenz (KI) dringt in immer mehr Bereiche vor. Und Bosch gehört zu den deutschen Konzernen, die stark auf die Technologie setzen.

Zum Jahresanfang fasst der Industriekonzern etwa 17.000 Softwareingenieure und Elektronikspezialisten aus verschiedenen Bereichen in der neuen Einheit „Cross-Domain Computing Solutions“ zusammen. Ein Ziel ist es, Aufgaben und Funktionen basierend auf leistungsfähigen Zentralrechnern zu bündeln und Fahrzeuge permanent updaten zu können. Bosch setzt damit einen Schwerpunkt auf die neue Elektronikarchitektur des Automobils.

Unternehmenschef Volkmar Denner hat angekündigt, dass alle Bosch-Produkte bis zum Jahr 2025 nicht nur vernetzt sein werden, sondern auch Künstliche Intelligenz in sich tragen werden. „Unser Ziel ist es, ein führendes KI- und IoT-Unternehmen zu werden“, sagte der Bosch Chef Denner kürzlich im Interview.

Der Stiftungskonzern hat bereits damit begonnen, 20.000 Beschäftigte in KI-Methoden zu schulen. 11.000 Mitarbeiter sind schon im aktiven Training. Damit das Geschäftsmodell der Schwaben in Zukunft funktioniert, hat sich der Konzern einen KI-Kodex gegeben. „KI wird die Gesellschaft grundlegend verändern. Manche Menschen befürchten, dass Maschinen über ihr Schicksal bestimmen“, sagt Boschs KI-Chef Christoph Peylo dem Handelsblatt.

Deshalb müsse sie nach ethischen Standards programmiert werden. Erst die Einhaltung dieser Grenzen schaffe Vertrauen, das den Durchbruch von KI ermögliche. Ein enger Austausch mit Politik, Wissenschaft und Gesellschaft sei dafür sehr wichtig. Der Ex-Telekom-Manager hat inzwischen weltweit 270 reine KI-Spezialisten im Zentrum für Künstliche Intelligenz unter sich – Tendenz steigend.

Vor zwei Jahren hat Bosch das Digital Trust Forum ins Leben gerufen, bei dem deutsche Unternehmen wie SAP und Tüv Süd, aber auch das Max Planck-Institut und die Wirtschaftsinitiative Plattform Industrie 4.0 versuchen, Boschs KI-Kodex auf eine breitere Basis zu stellen. Damit wollen sie auch Einfluss auf mögliche gesetzliche Regelungen der EU nehmen.

„Maschinen dürfen nicht über Menschenleben entscheiden. Aber wenn es nicht um Leib und Leben geht, sondern um Entscheidungsunterstützung, muss mehr möglich sein.“ Quelle: Bosch
KI-Experte Christoph Peylo

„Maschinen dürfen nicht über Menschenleben entscheiden. Aber wenn es nicht um Leib und Leben geht, sondern um Entscheidungsunterstützung, muss mehr möglich sein.“

(Foto: Bosch)

Das Forum tagte am Dienstag auch auf dem Berliner Digitalgipfel des Wirtschaftsministeriums. Dort haben sich Politik und Industrie auf eine sogenannte Normungsroadmap für Künstliche Intelligenz geeinigt. „Normen und Standards sorgen für ein nahtloses Zusammenarbeiten und Vertrauen in KI-Systeme und ebnen den Weg für KI made in Germany“, sagt Wirtschaftsminister Peter Altmaier.

„Wenn wir Europa zu einem weltweit führenden Standort für industrielle KI machen wollen, müssen Regierung und Industrie ein für beide Seiten wirtschaftliches Regelwerk definieren. Datensouveränität und Datenzugang sind dafür grundlegende Erfolgsfaktoren“, betont Peylo.

Schützenhilfe vom Branchenverband

Die Europäische Union hat bereits ein Weißbuch zu KI erarbeitet. „Die Gefahr besteht, dass zu viel geregelt wird und dann Innovationen abgewürgt werden“, erklärt der Experte von Bosch.

Die rote Linie für Bosch ist: „Maschinen dürfen nicht über Menschenleben entscheiden. Aber wenn es nicht um Leib und Leben geht, sondern um Entscheidungsunterstützung, muss mehr möglich sein“, fordert Peylo. Es gehe darum, dass mitdenkende Maschinen das menschliche Denken nicht ersetzen, sondern ergänzen.

Schützenhilfe bekommt Bosch vom digitalen Branchenverband Bitkom. „Im Bereich der KI-Regulierung sollte die EU nur einzelne Anwendungsszenarien in den Blick nehmen, nicht die Technologie als solche“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.

Im technischen Bereich sehen die Schwaben wenig Probleme. Die Umsetzung des Kodexes erfordert beispielsweise eine Anpassung von Prozessen und die bewusste Gestaltung von Mensch-Maschine-Schnittstellen. „Wenn bei einem mitdenkenden KI-System der Mensch das letzte Wort haben soll, so muss sichergestellt sein, dass der Mensch auch die nötige Expertise im entsprechenden Anwendungsbereich besitzt“, erklärt Peylo.

Bei Bosch selbst soll die Einhaltung des KI-Kodexes im nächsten Jahr bereits Standard werden. „Der Bosch-KI-Kodex steht nicht nur auf dem Papier. Unsere Entwicklerinnen und Entwickler brauchen ethische und moralische Leitplanken für ihre Arbeit. Die Integration in unsere Leitlinien zur Produktentwicklung läuft bereits“, sagt Peylo.

Bosch will auch in China und den USA mit dem Standard arbeiten. „Es ist auf Dauer nachhaltiger, der KI ethische Grenzen zu setzen. KI und Daten sind das Fundament für die Zukunft, der vertrauensvolle Umgang damit unser Wettbewerbsvorteil“, sagt Peylo.

Mehr: Allianz um BMW und SAP baut gemeinsame Datenplattform für Autoindustrie

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