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Luftfahrt Kurz vor dem geplanten Börsengang: Flugtaxi-Firma Lilium hofft auf milliardenschweren Großauftrag

Das deutsche Flugtaxi-Start-up verhandelt mit der brasilianischen Airline Azul über 220 Jets. Dennoch bleiben Zweifel an der Technik des Jungunternehmens.
02.08.2021 - 12:48 Uhr Kommentieren
Das Unternehmen will im Jahr 2025 in mehreren Regionen in Betrieb sein und Passagiere mit seinem siebensitzigen Senkrechtstarter befördern. Quelle: Lilium
Animation des Flugtaxis von Lilium

Das Unternehmen will im Jahr 2025 in mehreren Regionen in Betrieb sein und Passagiere mit seinem siebensitzigen Senkrechtstarter befördern.

(Foto: Lilium)

Frankfurt Das Flugtaxi-Start-up Lilium befeuert kurz vor dem geplanten Börsengang in den USA seine Wachstumsstory. Das Jungunternehmen aus Oberpfaffenhofen bei München verhandelt mit der brasilianischen Fluggesellschaft Azul über den Verkauf von 220 Maschinen im Gesamtwert von einer Milliarde US-Dollar. Beide Seiten haben dazu eine Absichtserklärung unterzeichnet. Bis zum Jahresende soll der Deal stehen.

Lilium wetteifert mit zahlreichen Flugtaxifirmen um die Führung im Markt. Zu den Rivalen zählen etwa Volocopter aus Karlsruhe oder Joby Aviation aus den USA. Auch etablierte Luftfahrtunternehmen wie Airbus arbeiten mit Hochdruck an dem Thema. Doch die Entwicklung der neuen elektrisch betriebenen Senkrechtstarter ist enorm teuer. Die Jungunternehmen benötigen ständig frische Mittel – sei es in Form von Finanzierungsrunden oder Börsengängen über sogenannte Spacs – der Verschmelzung mit einem schon notierten Börsenmantel.

Auch Lilium hat diesen Weg gewählt. In wenigen Wochen soll das Unternehmen mit dem leeren Börsenmantel Qell Acquisition fusionieren und danach an der US-Technologiebörse Nasdaq notiert sein. Doch die anfängliche Spac-Euphorie ist mittlerweile verflogen. Wohl auch deshalb will das Management von Lilium kurz vor dem IPO für gute Stimmung sorgen.

Es werde erwartet, dass der beabsichtigte Start in Brasilien neben den bereits angekündigten Plänen für Netzwerke in Europa und den USA zu erheblichen zusätzlichen Umsätzen führen werde, heißt es in der Mitteilung. Lilium will ab 2025 mit seinen Jets in mehreren Regionen den Betrieb starten und erste Passagiere mit seinem Siebensitzer befördern.

Doch seit Längerem werden die Pläne von Lilium von einigen Branchenexperten mit Skepsis verfolgt. Anders als die Wettbewerber, die auf große und über der Kabine platzierte Rotoren setzen, will das Start-up kleine und kippbare Rotoren in die Flügel integrieren und den Jet damit für größere Distanzen ertüchtigen. Kritiker bezweifeln, dass dieses Konzept funktioniert.

Lilium-Konzept weckt Zweifel

Hinzu kommt, dass das Management von Lilium bisher viel angekündigt hat, aber nur wenige Belege präsentiert, die zeigen, dass der Jet oder der Demonstrator die erforderlichen Flugeigenschaften auch wirklich hat. Immerhin ist nach Angaben eines Sprechers der zweite Demonstrator – ein erster ist vor längerer Zeit bei Wartungsarbeiten abgebrannt – mittlerweile wieder abgehoben.

Einige Wettbewerber sehen sich bei der Realisierung ihrer Flugvehikel mittlerweile in Führung: Joby Aviation hat nach eigenen Angaben bereits über 1000 Testflüge unternommen. Airbus wiederum startete Mitte vergangener Woche seinen CityAirbus in Manching in Bayern zu einem öffentlichen Probeflug. Es sei das einzige Fluggerät in seiner Klasse, das als voll elektrischer Senkrechtstarter bereits in Originalgröße fliege, erklärte Wolfgang Schoder, der Deutschlandchef von Airbus Helicopters, stolz.

Doch selbst der Airbus-Manager räumte ein, dass es noch einige Jahre dauern werde, bis solche Flugtaxis in den Betrieb gehen könnten. Für die Start-ups ist das eine Herausforderung, denn sie müssen die Investoren gleichzeitig um viel Geduld und viel Geld bitten. Das geht häufig nur, indem enorm hohe Erwartungen geweckt werden.

Lilium etwa prognostizierte in einer Analystenpräsentation Mitte Juni bereits für 2026 einen Umsatz von 3,3 Milliarden Dollar, 2027 sollen es sogar 5,8 Milliarden Dollar sein. Pro Jet wird ein jährlicher Umsatz von fünf Millionen Dollar unterstellt – bei täglich 25 Flügen, zehn Stunden Flugzeit sowie einer Auslastung von im Schnitt 4,5 Passagieren pro Flug. Allein diese Zahlen zeigen, wie aggressiv gerechnet wird.

Hinter Azul steht ein bekannter Unternehmer

Andererseits entdecken immer mehr etablierte Airlines und Mobilitätsanbieter das Thema Flugtaxi für sich. So investierte United Airlines kürzlich 20 Millionen Dollar in Archer Aviation. Auch Azul, das nun mit Lilium zusammenarbeiten will, ist eine Fluggesellschaft mit einem guten Namen. Hinter der Airline steht der brasilianisch-amerikanische Geschäftsmann David G. Neeleman. Er ist in der Luftfahrt respektiert und hat fünf Airlines gegründet, darunter den sehr erfolgreichen US-Billiganbieter Jetblue. Sein jüngstes „Baby“ ist Breeze, eine neue Billig-Fluggesellschaft.

Das Risiko des Lilium-Deals dürfte für Neeleman zwar überschaubar sein, denn gezahlt wird sicher erst, wenn das deutsche Unternehmen auch liefern kann. Doch der Unternehmer ist keiner, der leichtfertig Partnerschaften eingeht. „Wir wissen, wie man neue Märkte schafft und ausbaut, und wir sehen erneut große Marktchancen im Aufbau eines Regionaltransportnetzwerks mit dem Lilium-Jet in Brasilien“, wird Neeleman in einer Mitteilung zitiert.

Mehr: Deutsche Verkehrsunternehmen träumen vom Erfolg der Flugtaxis

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