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Rocket Factory Augsburg Von Google zur Raumfahrt: Wie Stefan Tweraser die preiswerteste Rakete bauen will

Der frühere Google-Deutschlandchef führt das Start-up Rocket Factory Augsburg – ohne jede Erfahrung in der Branche. Tweraser sieht das aber als Vorteil.
25.10.2021 - 04:00 Uhr Kommentieren
Mit der Rakete will das Start-up andere Hersteller beim Preis unterbieten. Quelle: RFA
Entwurf der RFA One

Mit der Rakete will das Start-up andere Hersteller beim Preis unterbieten.

(Foto: RFA)

Düsseldorf In der Medienbranche ist Stefan Tweraser schon lange bekannt. Zuletzt arbeitete er als Produktchef beim Musikdienst Deezer, davor war er Deutschlandchef von Google. Jetzt hat der Österreicher jedoch das Feld gewechselt – und führt das Raumfahrtunternehmen Rocket Factory Augsburg (RFA). Das Start-up geht mit einem hohen Anspruch in den Markt: die preiswerteste Rakete der Welt zu bauen.

Wie soll da ein Medienmanager helfen? Der 51-Jährige ist ein guter Netzwerker, aber Ingenieurswissen kann er nicht einbringen. Genau das aber sei seine Stärke, sagt Tweraser. Bei RFA gebe es genügend Ideen und Technikwissen, fast zu viel. Beispielsweise kursierten im Unternehmen Ideen, größere Raketen zu bauen, um damit auch größere Satelliten zu transportieren. Aber das lenke nur vom eigentlichen Ziel ab.

„Ich will bei RFA den Fokus auf das Produkt schärfen“, sagt Tweraser. „Bei aller Kreativität und Leidenschaft für die Raumfahrt stehen wir vor der spannenden Herausforderung, eine günstige Rakete mit hoher Zuverlässigkeit zu bauen.“

Ende 2022 soll die „RFA One“ genannte Rakete erstmals fliegen. Mit einem Durchmesser von 2,15 Metern ist sie ein sogenannter Microlauncher, mit dem kleine Satelliten preiswert in der Umlaufbahn platziert werden können. „Wir haben unterschriebene Verträge im niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich“, sagt Tweraser.

Die Kunden sind neben dem Bremer Luft- und Raumfahrtunternehmen OHB, das auch Ankeraktionär ist, vor allem Firmen, die Telekommunikations- oder Erdbeobachtungsdienste anbieten. Absichtserklärungen gibt es mit Kunden im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich.

Raketenbau ist ein wachsender Markt

„Viele Unternehmen überlegen, ein eigenes Satellitennetz aufzubauen oder die Dateninformationen aus dem All zu nutzen“, sagt Tweraser. So etwa Autobauer: Autonom fahrende Pkw können mit ihren Lidar-Sensoren nicht um die Ecke schauen, da werden Daten aus dem All zum wesentlichen Wettbewerbsvorteil. „Wir sind überzeugt, dass jede Branche von Daten aus dem All profitieren kann und wird“, sagt Tweraser.

Mit Ausnahme von den USA und China gibt es in keinem Land so viele Start-ups, die sich mit Raketenbau beschäftigen, wie in Deutschland. Neben RFA mit seinen rund 125 Mitarbeitern sind untere anderem auch Isar Aerospace und Hyimpulse auf dem Feld tätig.

Die Unternehmen lockt ein wachsender Markt. Wurden in 64 Jahren Raumfahrtgeschichte bislang laut McKinsey rund 11.000 Satelliten platziert, soll die Anzahl in den kommenden Jahren auf rund 70.000 ansteigen. Zahlreiche Unternehmen und Länder bauen auf niedriger Erdumlaufbahn sogenannte Leo-Konstellationen für Kommunikations- und Erdbeobachtungsdienste auf.

Mit vielen Kniffen zur günstigsten Rakete

„Die Rakete wird mit der Zeit zum Gebrauchsgut, noch vor Ende des Jahrzehnts sollen unsere Raketen jede Woche starten“, sagt Tweraser. „Das bringt ganz neue Herausforderungen mit sich und benötigt einiges an Kundennähe.“

Dabei sei seine Branchenfremdheit für RFA von Vorteil, findet er. „Ich möchte die Unternehmenskultur weiterentwickeln“, sagt der Vorstandschef. „Der Raketenbau ist ein riesiges Abenteuer und unsere Leidenschaft, aber das darf nicht allein die Unternehmenskultur prägen.“

Oberstes Ziel müsse es sein, die preiswerteste Rakete im Markt zu bauen – mit allen Tricks und Kniffen. So nutzt RFA Zündelemente von Dieselmotoren für seine Triebwerke. „Wir adaptieren erfolgreiche marktübliche Produkte aus der Energie-, Öl- und Automobilindustrie und konzipieren unsere Rakete für die Serienproduktion“, sagt Tweraser.

Auch die Tanks sind ungewöhnlich. Im Gegensatz zu anderen Herstellern nutzt RFA für sie keine Kunstfaserverbundstoffe, sondern Stahl. Die sind zwar schwerer, dafür müssen sie aber nicht beschichtet werden, sind robuster und leichter zu verarbeiten. Die Tanks bezieht die Firma von einem Hersteller, der diese sonst für Brauereien herstellt. „Das alles senkt die Kosten und schlussendlich den Preis für unsere Kunden.“

Tweraser spricht von Kosten von drei Millionen Euro für eine zweistufige Rakete, die den Satelliten in eine Umlaufbahn bringt. Dieser muss sich dann aber selbst in seinen Orbit schaukeln. Mit einer dritten Orbitalstufe könne der Satellit sehr präzise abgesetzt werden, dann kostet der Start aber mehr. „Heute zahlt man bei Space X fünf Millionen Euro, wir sind also ganz vorne mit dabei“, sagt Tweraser.

Mehr: Start-ups brechen verkrustete Strukturen in der deutschen Raumfahrt auf

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