Schneller schlau Warum riecht diese Blume nach Bienensterben?

In ihren Kesselfallenblüten kann sie bestäubende Fliegen gefangen halten. (Foto: Ulrich Meve)
Berlin Viele Blütenpflanzen sind für die Bestäubung auf tierische Helfer angewiesen: Sie locken Insekten mit dem Duft ihres Nektars in die Blüten und lassen sie nebenbei das für die Fortpflanzung unerlässliche Geschäft der Pollenübertragung erledigen.
Doch längst nicht jede Pflanze belohnt die Arbeit ihrer Helfer auch tatsächlich mit Nektar oder ähnlich Nahrhaftem. Manche Arten locken ihre Bestäuber durch Versprechungen an, die sich hinterher als leer erweisen – etwa die auf Sumatra heimische Titanenwurz, die zur Blütezeit Scharen von aasfressenden Insekten durch eine spezielle Duftnote anzieht: Sie stinkt nach verrottendem Fleisch.
Eine besonders ausgefallene Strategie hat die im südlichen Afrika heimische Fallschirm-Leuchterblume (Ceropegia sandersonii) entwickelt. Sie ist für die Bestäubung auf Fliegen der Gattung Desmometopa angewiesen, die sich ihrerseits auf eine besondere Art des Nahrungserwerbs spezialisiert haben. Als Futterdiebe sind sie stets zur Stelle, wenn eine Spinne oder ein anderer Räuber eine Biene erlegt. Während der Jäger sein Opfer verspeist, rauben ihm die Fliegen einen Teil der Beute buchstäblich vom Munde weg.
Die Leuchterblume weiß dieses Verhalten zu ihrem Vorteil zu nutzen: Sie verströmt einen Duftcocktail, der dem gleicht, den Bienen während eines Kampfs auf Leben und Tod freisetzen. Solche Duftstoffe nennen Biologen Alarm-Pheromone, und sie riechen für die Fliegen ähnlich appetitlich wie für unsere Nasen der Duft eines Sonntagsbratens. Insgesamt 33 duftende Substanzen, die sowohl von Blume wie von Biene produziert werden, identifizierten Forscher der Uni Bayreuth.
Kein Wunder, dass Fliegen auf diese Blume – nun ja, fliegen. Doch einmal an der Quelle des lockenden Dufts angekommen, erwartet die Tiere eine böse Überraschung: Nicht nur, dass es überhaupt keine toten Bienen gibt, die Pflanze sperrt die Betrogenen sogar ein. Über Stunden hinweg hält sie die Fliegen in ihren großen, trichterförmigen Blüten gefangen und sorgt so dafür, dass die Tiere, während sie einen Ausweg aus der Falle suchen, ihre unfreiwillige Arbeit als Bestäuber ganz sicher zu Ende bringen.
Nützlicher Nebeneffekt dieser Freiheitsberaubung: Nach der Gefangenschaft stürzen sich die ausgehungerten Fliegen gleich auf die nächste Blüte, die den verlockenden Duft ausstößt – und das Bestäubungsspiel beginnt von vorn.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.