Schneller schlau Wie kam die Menschenfressertomate zu ihrem Namen?

Solanum viride: Die Menschenfressertomate ist heute eher unter ihrem weniger dramatisch klingenden lateinischen Namen bekannt.
Etwa 1000 Arten umfasst die große Familie der fleischfressenden Pflanzen. Gewächse, die einen Menschen vertilgen könnten, finden sich glücklicherweise nicht darunter: Die Fleischfresser im Pflanzenreich begnügen sich meist mit Insekten und greifen allenfalls mal nach eine kleinen Frosch, wenn er den Fangwerkzeugen des mörderischen Grünzeugs zu nahe kommt.
Auch die Menschenfressertomate verdankt ihren Namen nicht etwa einer gruseligen Vorliebe für Menschenfleisch. Tatsächlich gehört das Nachtschattengewächs nicht einmal zu den fleischfressenden Pflanzen. In ihrer ursprünglichen Heimat, den Fidschi-Inseln, soll sie aber zu ganz besonderen Fleischgerichten serviert worden sein.
Angeblich nutzten die Insulaner die Tomate bei der Zubereitung von Menschenfleisch. So beschreibt es jedenfalls der deutsche Forschungsreisende Berthold Carl Seemann (1825-1871), der die Fidschi-Inseln 1860 bereiste und seine Forschungen zu einem Katalog der insularen Pflanzenwelt zusammenfasste.
Ihm sei, so berichtet Seemann, von kannibalisch lebenden Ureinwohnern der Insel versichert worden, dass Menschenfleisch nur schwer verdaulich sei. Um es bekömmlicher zu machen, kochten die Insulaner es angeblich zusammen mit den Blättern wild wachsender Bäume sowie den Früchten einer Pflanze, die sie eigens zu diesem Zweck kultivierten – der Menschenfressertomate. Dazu, so Seemann weiter, würden die Pflanzen direkt neben den Hütten angebaut, in denen die Insulaner ihrer grausigen Mahlzeiten zubereiteten.
Der Wahrheitsgehalt von Seemanns Überlieferung lässt sich nicht mehr ermitteln. Wir neigen heute dazu, den Schilderungen, die uns europäische Reisende vergangener Epochen über „kannibalische Wilde“ hinterließen, mit Misstrauen zu begegnen. Tatsächlich ist die Menschenfressertomate heute denn auch eher unter der weniger dramatischen Bezeichnung Solanum viride bekannt – dem lateinischen Namen, den ihr der deutsche Botaniker Kurt Sprengel (1766-1833) bei der Erstbeschreibung 1807 gab.
Essen lässt sich die Menschenfressertomate übrigens auch. Ihre Früchte sind im Rohzustand zwar etwas bitter, werden aber durch Kochen genießbarer. Und die Blätter der Pflanze sollen einen ganz passablen Salat abgeben.
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