Start-up Joby Toyota investiert fast 400 Millionen Dollar in Flugtaxis

Die Kabine gleicht der eines Hubschraubers und bietet einem Piloten und vier Passagieren Platz. Für Auf- und Vortrieb sorgt allerdings kein großer Rotor, sondern sechs kleinere Propeller.
Tokio Toyota-Chef Akio Toyoda erklärt seit Jahren, dass er den Autobauer in einen Mobilitätskonzern verwandeln will. Dafür entwickelt Toyota bereits selbstfahrende Autos, Motorjachten und Roboter. Nun fügt Japans größter und profitabelster Autokonzern Flugtaxis zu seinem Portfolio hinzu – durch ein Investment in das US-Start-up Joby Aviation.
Joby ist bekannt für die Entwicklung elektrischer Leichtflugzeuge. Konzernchef Toyoda sieht sich damit kurz vor der Erfüllung eines Traums. „Der Luftverkehr ist schon lange ein Ziel von Toyota gewesen“, teilte er mit. „Und während wir weiter in der Autoindustrie arbeiten werden, richten wir unseren Blick mit dieser Vereinbarung auf den Himmel.“
Die Investitionssumme zeigen, dass es Toyoda ernst ist. Bereits vor 2018 half Toyota Joby, Investoren zu finden – als eine Art Test. Nun ist Toyoda offenbar überzeugt: In Jobys zweiter großen Kapitalerhöhung vertrauen die Japaner dem Start-up nun 394 Millionen Dollar, rund 350 Millionen Euro, an. Damit wird Toyota der führende Kapitalgeber in dieser Runde, die dem jungen Unternehmen insgesamt 590 Millionen Dollar verschafft.
Neben dem Geld wird Toyota seine Erfahrung in der Produktion sowie Qualitäts- und Kostenkontrolle einbringen. Überdies entsendet der Konzern seinen Vizepräsident Shigeki Tomoyama in Jobys Vorstand. Dort soll er dem jungen Unternehmen helfen, einen elektrischen Senkrechtstarter zur Marktreife zu entwickeln
Mit Fotos zeigen die Amerikaner, wie sie sich die Zukunft der Mobilität vorstellen: Die Kabine gleicht der eines Hubschraubers und bietet einem Piloten und vier Passagieren Platz. Für Auf- und Vortrieb sorgt allerdings kein großer Rotor, sondern sechs kleinere Propeller. Vier sind an kurzen Flügeln befestigt, zwei bilden am Heck eine Art Leitwerk.
Mit diesem Design versucht Joby, die Vorzüge eines Hubschraubers mit denen eines Flugzeugs zu verbinden. Beim Start zeigen die Rotoren nach oben, so dass Jobys Fluggerät senkrecht starten kann. Dann neigen sie sich nach vorne, um energiesparend wie ein Flugzeug dahinzusurren. Die Spitzengeschwindigkeit soll bei 320 Kilometern pro Stunde liegen, die Reichweite einer Batterieladung bei 240 Kilometer.
Gedränge im erdnahen Luftraum
Mit Toyotas Engagement nimmt die Konkurrenz um das Fliegen im erdnahen Luftraum massiv an Fahrt auf. Schon jetzt entwickeln viele Start-ups neue VTOLs, wie der neue Flugzeugtyp im Fachjargon heißt. Die Abkürzung steht für „Vertical Take-Off and Landing“, also senkrechtes Starten und Landen.
Vorreiter ist dabei der amerikanische Fahrdienstvermittler Uber, der 2023 erste Flugtaxidienste starten will. Joby hatte schon vor ein paar Wochen eine Partnerschaft mit Uber angekündigt, an dem Toyota beteiligt ist. Auch der Hubschrauberhersteller Bell kooperiert bereits mit Uber. Der neueste Uber-Partner ist allerdings ein alter Rivale Toyotas: Auf der Elektronikmesse CES stellte Hyundai am 6. Januar sein VTOL vor, das die Koreaner mit Uber fertig stellen wollen.
In Deutschland sind Start-ups wie Lilium und Volocopter auf diesem Feld aktiv. Und auch in Toyotas Heimat regt sich die Fliegerlust. Die japanische Regierung will das Land zu einer Drohnen-Mcht aufbauen. Auch Toyota mischt bereits indirekt bei der nationalen Mission mit.
Toyota-Ingenieure haben zuerst als ein Kreativitätsprojekt die Idee eines autonomen Flugtaxis entwickelt, die sie nun unter dem Namen SkyDrive marktreif machen wollen. Allerdings hat Joby technologisch noch einen Vorsprung, was Toyotas Engagement erklärt.
Der Andrang bedeutet noch lange nicht, dass der urbane Flugverkehr letztlich auch kommerziell durchstarten wird. Aber die VTOLs werden kommen, legte Jay Merkle, der Leiter der zuständigen Stelle bei der US-Luftfahrtverwaltung FAA, diese Woche nahe. In mindestens sechs Fällen seien die Verfahren für die Typenzulassung bereits gut unterwegs, verriet diese Woche, so der Experte. Die Zulassung ist der erste Schritt für den operativen Betrieb. Merkles Fazit: „Dies ist mehr als ein reiner Hype.“
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