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Start-up Wingcopter Japanische Airline ANA plant Lieferdienst mit deutschen Drohnen

Das Start-up Wingcopter hatte Japan schon länger auf dem Flugplan. Nun könnte an der Seite der größten Fluglinie des Landes der Markteintritt gelingen.
15.04.2021 Update: 15.04.2021 - 15:52 Uhr Kommentieren
Japan gilt als wichtiger Markt für die autonome Versorgung entlegener Gebiete. Quelle: Wingcopter
Entwurf der Lieferdrohne von Wingcopter und ANA

Japan gilt als wichtiger Markt für die autonome Versorgung entlegener Gebiete.

(Foto: Wingcopter)

Tokio, Frankfurt Für den deutschen Drohnenhersteller Wingcopter wird Japan vom Testfluglabor zum Geschäft. Am Donnerstag kündigte die größte japanische Fluggesellschaft ANA an, mithilfe von Wingcopter einen Drohnen-Lieferservice aufzubauen, der 2022 seinen Dienst aufnehmen soll. So sollen Waren des täglichen Bedarfs und Medikamente in entlegene Bergregionen und auf Inseln transportiert werden.

„Die laufenden Tests der Wingcopter-Fluggeräte sind ein bedeutender Schritt nach vorn bei der Schaffung eines tragfähigen Drohnen-Transportnetzes“, erklärte ANA-Vizepräsident Tetsuya Kubo in einer Presseerklärung.

Welchen Umfang die Partnerschaft genau haben wird, dazu machten beide Seiten keine Angaben. Man habe vereinbart, weder zur Zahl der Drohnen noch zum finanziellen Volumen etwas zu sagen, sagte Wingcopter-Chef Tom Plümmer dem Handelsblatt.

„Aber ANA plant ganz konkret den Aufbau von regulären, kommerziellen Lieferrouten und Hubs in ganz Japan, und unsere Wingcopter sind ein zentraler Baustein dieser Strategie“, so Plümmer weiter: „Wir sind sehr stolz, dass ANA sich für Wingcopter als elementaren Partner für ihr Vorhaben entschieden hat."

Und noch ein paar weitere Details nannte der CEO und Mitgründer des Jungunternehmens: „Wir werden in den kommenden Monaten gemeinsam weitere Pilotprojekte durchführen und bereits schon nächstes Jahr mit ANA reguläre kommerzielle Lieferungen per Wingcopter in verschiedenen Regionen Japans anbieten.

Für den Ausbau der Zusammenarbeit sei die „nächste, noch effizientere Generation des Wingcopters eingeplant, die wir in den kommenden Wochen der Öffentlichkeit vorstellen werden".

Wingcopter ist einer der aussichtsreichsten deutschen Anbieter von Lieferdrohnen. Plümmer denkt groß, auch dank Entwicklungspartnern wie dem US-Paketdienst UPS. Im Januar verkündete das Start-up aus dem hessischen Weiterstadt eine Finanzierungsrunde über 18 Millionen Euro und erklärte, die Serienfertigung vorzubereiten.

Die Partnerschaft mit ANA ist für das Start-up ein wichtiger Schritt zur Expansion im japanischen Markt. Quelle: Reuters
Wingcopter-Chef Tom Plümmer

Die Partnerschaft mit ANA ist für das Start-up ein wichtiger Schritt zur Expansion im japanischen Markt.

(Foto: Reuters)

Nicht nur in Japan setzt der Wingcopter-Chef auf solche Partnerschaften wie die aktuelle mit ANA. „Wir sind darüber hinaus in Gesprächen mit verschiedenen potenziellen Partnern bezüglich ähnlicher Kooperationen in anderen Ländern, unter anderem in den USA, Asien und Afrika“, sagte Plümmer und fügte hinzu: „Wichtig ist uns dabei immer, dass wir getreu unserer Vision mit nachhaltigen, drohnenbasierten Innovationen das Leben von Menschen verbessern oder gar retten können.“

Wingcopter nahm unter anderem am Start-up-Programm des Chemie- und Pharmakonzerns Merck teil. Zusammen mit der staatlichen Entwicklungsagentur GIZ erprobte das Unternehmen den Einsatz etwa in Malawi, wo die Drohne in der Regenzeit Medikamente lieferte.

Wichtigster Schritt für den kommerziellen Einsatz ist eine breitere Zulassung. Ein Zulassungsverfahren in den USA läuft, zusammen mit nur neun anderen Anbietern. Bislang sind Sicherheitsbedenken ein Grund, dass die Drohnen nur über unbewohnten oder dünn besiedelten Gebieten und Gewässern zum Einsatz kommen.

Die Partnerschaft mit ANA ist für Wingcopter ein wichtiger Schritt zur Expansion im japanischen Markt. Aktiv ist das Unternehmen dort schon länger. So hat das Start-up auf der südlichen Insel Kyushu mit Gemeinderegierungen entlegener Inseln sowie dem Mobilfunkanbieter NTT Docomo einen Lieferdienst erprobt.

Bei einer Preisverleihung vor einem Jahr in Tokio zeigte sich Plümmer begeistert von dem Land als möglichen Drohnenmarkt. „Japan ist wirklich wahnsinnig spannend“, sagte der Wingcopter-Chef dem Handelsblatt.

Die Regierung fördert Drohnendienste schon lange mit Geld und neuen Regeln. Denn die Wirtschaftsplaner sehen die Gefahr, dass die Pioniere der Drohnentechnologie auf einmal von chinesischen Herstellern wie dem Weltmarktführer DJI oder dem Onlineriesen Amazon abgehängt werden.

Wingcopter-Konzept hebt sich von der Konkurrenz ab

Gerade Japan erwartet sich viel von fliegenden Paketdiensten. Das Marktforschungsinstitut Impress Research schätzt bereits, dass der Markt für Drohnendienste in der Logistik von 2019 bis 2025 von 1,5 Milliarden Yen, umgerechnet 11,5 Millionen Euro, auf 79,7 Milliarden Yen wächst.

Dementsprechend bringen sich die Wettbewerber in Stellung. Der Motoren- und Motorradhersteller Yamaha, der seit Jahrzehnten unbemannte Minihelikopter für die Landwirtschaft liefert, entwickelt seine Technik weiter. Zudem wollen neben ANA auch der japanische Amazon-Rivale Rakuten, Technikkonzerne wie NEC und Sony sowie Logistikunternehmen in das Geschäft mit autonomen Fluggeräten einsteigen. Die meisten Interessenten setzen allerdings auf helikopterähnliche Geräte, bei denen vier vertikale Rotoren für Auf- und Vortrieb sorgen.

ANA als Fluglinie hat es allerdings das Wingcopter-Konzept angetan, das mit seinen starren Flügeln noch am ehesten an ein Flugzeug erinnert. Auch die deutsche Drohne hat vier Rotoren, die allerdings gekippt werden können. Auf diese Weise kann die Drohne senkrecht starten, am Himmel stehen und bei Bedarf ihre Ladung punktgenau abseilen.

Im Flugmodus wird sie allerdings zum energiesparenden Mini-Flugzeug und kann mit Geschwindigkeiten von bis zu 240 Stundenkilometern auch längere Strecken als Quadrocopter zurücklegen. Dabei hat die Drohne eine Reichweite von 120 Kilometern.

Wingcopter wird nicht nur die Hardware in das Projekt einbringen, sondern bietet auch Unterstützung bei der Ausbildung von Piloten, der Missionsplanung, der Betriebsgestaltung sowie der Wartung. Im März begannen die beiden Partner mit einer ersten Testphase in der Präfektur Nagasaki.

In der bergigen Inselnation Japan, deren ländliche Gemeinden sich zudem rasch entvölkern, gelten Drohnen als ein wichtiges Mittel, um die medizinische Versorgung entlegener Gebiete zu verbessern. Die Fluggesellschaft will mit den Tests nun herausfinden, welche Drohnenarten in welchen Regionen sich am besten für den Einsatz eignen.

Die Zeit drängt, denn Japans Regierung will nun mit neuen Gesetzen dem kommerziellen Flugverkehr im erdnahen Luftraum ab 2022 die Starterlaubnis erteilen. Künftig sollen die Drohnen dann auch in dichter besiedelten Gebieten ohne Sicht fliegen können.
Mitarbeit: Christoph Kapalschinski

Mehr: Start-up Wingcopter bereitet Serienfertigung deutscher Lieferdrohnen vor.

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