US-Elektroautobauer Tesla-Finanzchef Zach Kirkhorn – der Mann hinter der Billion

Ein Drittel seines beruflichen Lebens verbrachte der jetzige Finanzchef bei Tesla.
Düsseldorf Wieder so ein Spaß von Elon Musk. Vor einigen Monaten verlieh sich der Vorstandschef des US-Elektroautobauers Tesla den Titel „Techno-King“, festgehalten in einer Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC. Nur ein einziger weiterer Tesla-Spitzenmanager erhielt ebenfalls eine neue Amtsbezeichnung: Finanzvorstand Zach Kirkhorn, 34, wurde „Master of Coin“ – der Meister der Münze.
Mit der US-Börsenaufsicht liegt Musk häufiger über Kreuz, mit den nicht ganz ernst gemeinten Bezeichnungen macht er sich gleichzeitig immer auch lustig über die SEC. Doch in der Mitteilung steckte eine Auszeichnung für Kirkhorn: Der Mann ist im Konzern von großer Wichtigkeit – und vertritt jetzt sogar Musk bei der Verkündigung der Quartalsergebnisse.
Kürzlich hatte Kirkhorn seinen ersten Auftritt. Und die Zahlen konnten sich sehen lassen: Tesla erzielte einen Rekordgewinn, konnte exzellente Auslieferungszahlen vermelden – und die Aktie stieg bald so stark, dass die Marktkapitalisierung von Tesla die Billionen-Dollar-Grenze übertraf. „Zach ist unglaublich talentiert“, sagte Musk bei dessen Amtsantritt.
Seit Anfang 2019 führt Kirkhorn die Finanzgeschäfte von Tesla. Die Anleger reagierten damals nervös, die Aktie knickte ein. Keiner kannte den Manager, während sein Vorgänger Deepak Ahuja deutlich älter war und viel Erfahrung vorweisen konnte. „Ich habe nie von Kirkhorn gehört“, sagte Analyst David Whiston von Morningstar damals über den heutigen CFO.
Kirkhorns Amtsantritt kam zudem in einer schwierigen Zeit. Fast zeitgleich verkündete CEO Musk, alle Tesla-Läden zu schließen und die Fahrzeuge nur noch per Internet zu verkaufen. Auf diese Weise wollte er Geld sparen, um den Preis für das „Model 3" senken zu können. Ein anscheinend wenig durchdachter Plan, ein paar Wochen später nahm Musk alles zurück.
Die Barbestände deutlich erhöht
Doch die Anleger, die damals ihre Aktien verkauften, täuschten sich in Kirkhorn. Der Mann hat die Finanzen fest im Griff, er erhöhte beispielsweise die Barbestände des Unternehmens deutlich – 2020 waren es allein zwölf Milliarden Dollar. Auch führte der Amerikaner bei Tesla eine kluge Marktkommunikation ein: weniger versprechen, mehr liefern. In seiner Zeit als Finanzvorstand stieg die Marktkapitalisierung von 53 Milliarden Dollar auf derzeit knapp 1,1 Billion Dollar.
„Die Leute wissen bis heute nicht, wer Zach wirklich ist, aber sie wissen, was er erreicht hat“, sagt Gene Munster, Gründer der Risikokapitalfirma Loup Ventures. „Er ist schüchtern und mag es nicht, in der Öffentlichkeit zu sprechen. Aber was er geschafft hat, ist eine bemerkenswerte Kehrtwende.“ In der Tat: Seinen ersten Solo-Auftritt legte Kirkhorn vor wenigen Tagen gut hin, er verkündete einen Rekordumsatz von 13,76 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 1,62 Milliarden Dollar.
Kirkhorns Karriere ist wie aus einem Bilderbuch. Er studierte Wirtschaft und Maschinenbau an der University of Pennsylvania, um danach knapp drei Jahre als Berater bei McKinsey zu arbeiten. In beruflicher und privater Hinsicht eine wichtige Station. Damals lernte Kirkhorn seinen späteren Ehemann Daniel Alexander Naughton kennen, der heute im Vorstand von Nomi Health arbeitet, einem US-Start-up aus Austin (Texas), das als Zahlungsdienstleister den US-Gesundheitssektor „einfacher gestalten“ will.
Ein Drittel des Lebens bei Tesla
Bei Nomi arbeitet Naughton erst seit drei Monaten. Der Jobwechsel erklärt sich mit dem Umzug von Tesla aus San Francisco in die Hauptstadt von Texas. Dort arbeitet jetzt auch Kirkhorn. Trotz seines jungen Alters ist Kirkhorn schon ein Tesla-Veteran. Von McKinsey wechselte er 2010 in die Finanzabteilung Teslas, nur wenige Monate vor dem Börsengang des Elektroautoherstellers. Rein rechnerisch verbrachte Kirkhorn knapp ein Drittel seines Lebens bei Tesla.
Bei dem Unternehmen ging es für ihn nur aufwärts, gut alle zwei Jahre wurde er befördert. Daran hinderte ihn auch nicht 2013 ein MBA-Studium in Harvard, das laut Musk gar nicht nötig gewesen wäre. Bekanntermaßen hält der Tesla-Chef wenig von BWL-Studenten, man sollte besser Ingenieurwissenschaften oder andere handfeste Fächer studieren.
Kirkhorn stellt anscheinend eine Ausnahme dar.
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