Wasserstoffbombe: Eine Waffe mit extremer Zerstörungskraft
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WasserstoffbombeEine Waffe mit extremer Zerstörungskraft
Nordkorea arbeitet an der Produktion der zerstörerischsten Waffe, die Menschen je entwickelt haben. Wasserstoffbomben können deutlich mehr Energie freisetzen und weit größere Zerstörung anrichten als Atombomben.
Berlin Nordkorea will nach Anfang 2016 zum zweiten Mal eine Wasserstoffbombe erfolgreich getestet haben. Insgesamt war die Detonation am Samstag der sechste Nuklearwaffentest der Regierung in Pjöngjang und mit bis zu 70 Kilotonnen Sprengkraft zugleich der stärkste. Noch ist aber unklar, ob es sich bei dem Sprengsatz tatsächlich um eine Wasserstoffbombe handelte.
Generell können Wasserstoffbomben, auch H-Bomben genannt, deutlich mehr Energie freisetzen und damit weit größere Zerstörung anrichten als Atombomben. Die erste Wasserstoffbombe wurde in den USA entwickelt und 1952 auf einem Atoll im Pazifik gezündet. Ihre Sprengkraft war rund 800-mal so groß wie die der ersten Atombombe, die 1945 über dem japanischen Hiroshima detonierte.
Auch bei der bislang größten von Menschen ausgelösten Explosion zündete eine Wasserstoffbombe: Am 30. Oktober 1961 brachte die Sowjetunion eine heute als Zar-Bombe bekannte H-Bombe im Nordpolarmeer zur Explosion. Ihre Sprengkraft lag bei bis zu 60 Megatonnen – etwa 4.000-mal stärker als die Hiroshima-Bombe.
Anders als Atombomben, deren Zerstörungskraft auf der bei der Spaltung von Atomkernen freigesetzten Energie beruht, setzen Wasserstoffbomben Energie aus der Verschmelzung von Atomkernen frei. Bei dieser Kernfusion verschmelzen die Wasserstoff-Isotope Deuterium und Tritium zu Helium. Welche Kraft dabei freigesetzt werden kann, zeigt das Beispiel der Sonne, deren für uns lebensspendende Energie durch die Kernfusion erzeugt wird.
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Kernwaffen
Als ihr wichtigster „Vater“ gilt der Amerikaner Robert Oppenheimer. Die ersten Atombombenexplosionen am 6. August 1945 in Hiroshima und drei Tage später in Nagasaki beendeten den Zweiten Weltkrieg in Asien.
Atombomben werden mit radioaktivem Plutonium oder Uran hergestellt. Die Kettenreaktion bei ihrer Explosion setzt Energie als Hitze, Druck und Strahlung frei.
In kurzer Zeit können Atomwaffen hunderttausende Menschen töten und ganze Landstriche verwüsten. Die radioaktive Strahlung verursacht gesundheitliche Langzeitschäden. Bei den Abwürfen auf japanische Städte geht man von zusammen rund 330.000 Toten aus.
Die Wasserstoff-Bombe wurde unter Leitung von Edward Teller in den USA entwickelt und erstmals 1952 auf einem Atoll im Pazifik gezündet. Ihre Sprengkraft ist um ein Vielfaches stärker als die einer Atombombe.
Die H-Bombe setzt Energie aus einer unkontrollierten Kernverschmelzung (Fusion) frei. Dabei verschmelzen unter anderem Deuterium und Tritium, schwere Isotope des Wasserstoffs, zu Helium.
Zur Zündung des Fusionsgemischs sind mehr als 100 Millionen Grad erforderlich. Deshalb enthält eine H-Bombe als Zünder eine Atombombe.
Neutronenwaffen vernichten Lebewesen, richten aber nur vergleichsweise geringe Materialschäden an. Beruht die Wirkung herkömmlicher Atomwaffen vor allem auf der Druck- und Hitzewelle, geben Neutronenwaffen den größten Teil ihrer Energie in Form harter Neutronenstrahlung ab.
Die Strahlung führt je nach Intensität innerhalb von Minuten bis Wochen zum Tod. Gebäude oder Panzer bleiben dagegen unversehrt.
Der Fallout der 1958 von dem Amerikaner Samuel Cohen entwickelten Waffe ist gering: Einen Tag nach der Explosion kann das betroffene Gebiet gefahrlos betreten werden.
Möglich ist die Kernfusion erst bei extrem hohen Temperaturen. Deshalb enthält eine H-Bombe als Zünder eine Atombombe. Durch sie werden die Kerne der Wasserstoff-Isotope so stark verdichtet, dass sie verschmelzen.
Insgesamt ist der Aufbau einer Wasserstoffbombe deutlich komplexer als der einer Atombombe, entsprechend schwierig ist die Herstellung einer solchen Waffe. Auch die Weiterentwicklung der Bombe zu einem Gefechtskopf für Interkontinentalraketen ist technisch sehr anspruchsvoll.
In den USA gilt der gebürtige Ungar Edward Teller (1908-2003) als Vater der Wasserstoffbombe. Teller, der in Leipzig bei dem späteren Physik-Nobelpreisträger Werner Heisenberg promovierte, emigrierte 1933 zunächst nach England und dann in die USA.
Edward Teller
Der Physiker gilt als geistiger Vater der US-Wasserstoffbombe. (Foto: dpa)
Dort beteiligte er sich während des Weltkriegs am Manhattan-Projekt, der Entwicklung der ersten Atombombe. Seine damals bereits entwickelte Idee für eine H-Bombe wurde ab 1949, dem Jahr des ersten sowjetischen Atombombentests, von der US-Regierung forciert und führte schließlich zur Zündung von „Ivy Mike“, der ersten Wasserstoff-Bombe, am 1. November 1952.
In der Sowjetunion wurde die Entwicklung der H-Bombe unter Federführung von Andrei Sacharow (1921-1989) vorangetrieben. Sacharows sogenannte „Dritte Idee“ entsprach der von Teller entwickelten zweistufigen Konfiguration der Bombe. Am 12. August 1953 zündete die UdSSR erstmals eine H-Bombe. Sacharow entwickelte sich später zum Kritiker der atomaren Rüstung, für sein Eintreten für Menschenrechte und Demokratie wurde er 1975 mit dem Friedensnobelpreis geehrt.